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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Schneemassen sie in ein Flußbett geschleudert hatten, unter dessen Überhang sich eine Eishöhle gebildet hatte, in der sie zwei Tage hatte überleben können, bis der Deputy Sheriff die Schnee- und Eisdecke mit einer Lawinenstange durchstoßen und sie mit dem einströmenden Sonnenlicht fast geblendet hatte.
    Die Cousine jedoch war unter drei Metern Schnee begraben worden und gestorben. Der Artikel erwähnte mit keinem Wort den Zustand, Lage oder Haltung der Leiche.
    »War einen Versuch wert und ne herrliche Autofahrt«, sagte Helen.
    »Vielleicht können wir jemanden auftreiben, der damals zur Rettungsmannschaft gehört hat«, schlug ich vor.
    »Laß es gut sein, Dave.«
    Ich atmete geräuschvoll aus und stand auf. Meine Augen brannten, und meine Handflächen fühlten sich taub an, nachdem ich auf der Fahrt über den Wolf-Creek-Paß das Lenkrad unwillkürlich krampfhaft festgehalten hatte. Draußen schien die Sonne auf die Backsteingebäude aus dem Neunzehnten Jahrhundert entlang der Straße, und ich konnte dicht bewaldete, dunkelgrüne Berghänge sehen, die im Hintergrund steil aufragten.
    Ich wollte schon den großen gebundenen Sammelband der Zeitungen aus dem Jahr 1967 vor mir zuklappen, als mein Blick, wie bei einem Spieler, der vom Roulettisch nicht lassen kann, solange noch ein Chip übrig ist, erneut auf ein Farbfoto der Rettungsmannschaft fiel. Die Männer standen in Reih und Glied, die Suchgeräte in der Hand, in dicke Plaidmäntel und Overalls aus fester Baumwolle gehüllt, Wollmützen und Cowboyhüte mit Halstüchern über die Ohren gebunden. Das Schneefeld lag glitzernd in der Sonne, die Berge hoben sich blaugrün gegen einen wolkenlosen Himmel ab. Die Mienen der Männer waren ernst, der Wind preßte die Kleidung an ihre Körper, die Gesichter wirkten schmal und eingefallen in der Kälte. Dann las ich die Bildunterschrift.
    »Wohin gehst du?« fragte Helen.
    Ich lief in die Redaktion hinüber und kehrte mit einer Lupe zurück.
    »Sieh dir mal den Mann ganz rechts außen an«, sagte ich.
    »Achte auf seine Schultern, die Art, wie er sich hält.«
    Helen nahm mir das Vergrößerungsglas aus der Hand, starrte angestrengt hindurch, verkürzte und vergrößerte den Abstand der Linse zum Foto und konzentrierte sich schließlich auf das Gesicht eines großgewachsenen Mannes mit einem breitrandigen Cowboyhut. Dann las sie die Bildunterschrift.
    »Hier steht ›H.Q. Skaggs‹. Der Reporter hat den Namen nicht richtig mitgekriegt. Müßte wohl Harpo Scruggs heißen«, sagte sie.
    »Archer Terrebonne hat so getan, als kenne er ihn nur ganz flüchtig. Ich glaube, er hat ihn als ›Original‹ bezeichnet.«
    »Was hatte der in der Skihütte der Terrebonnes in Colorado verloren? Leute wie die Terrebonnes lassen Typen wie Scruggs normalerweise nicht mal auf ihre Toiletten«, sagte sie. Sie starrte mich ausdruckslos an, und es klang, als würde sie ihre Gedanken von innen nach außen kehren, als sie sagte: »Hat er schon früher die Drecksarbeit für sie erledigt? Hatte er sie irgendwie in der Hand? Könnte Scruggs Terrebonne erpreßt haben?«
    »Sind wie siamesische Zwillinge, die beiden.«
    »Gibtʼs in dem Laden nen Fotokopierer?« fragte sie.

24
    Am späten Nachmittag des darauffolgenden Tages kehrten wir nach New Iberia zurück. Ich schaute auf dem Heimweg noch im Büro vorbei, aber der Sheriff war bereits nach Hause gegangen. In meinem Fach steckte eine Nachricht von ihm: »Wir reden morgen über Scruggs und das FBI.«
    Am Abend gingen Bootsie, Alafair und ich in ein Restaurant essen, und anschließend half ich Batist am Bootsanleger. Der Mond stand senkrecht am Himmel, das Wasser im Bayou stand hoch, und gelbliche Schlammschwaden bewegten sich zwischen den Schatten der Zypressen und Weiden am Ufer.
    Ich hörte einen Wagen mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf der unbefestigten Straße näher kommen, dann sah ich Clete Purcels Cabrio vor dem Bootssteg anhalten. Eine Staubwolke senkte sich über das Faltdach. Statt jedoch vor dem Bootssteg stehenzubleiben, löschte er lediglich sämtliche Lichter und fuhr rückwärts in meine Auffahrt, so daß das Autokennzeichen von der Straße aus nicht zu sehen war.
    Ich ging in den Köderladen zurück und schenkte mir eine Tasse Kaffee ein. Clete kam über den Anleger und sah sich dabei ständig um, das bunt bedruckte Hemd über dem Hosenbund. Er grinste breit, als er durch die Tür trat.
    »Herrliche Nacht. Hätte Lust, morgen früh aufzustehen und fischen zu gehen«, sagte

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