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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Der Luftsog des Boots ließ Weidenblätter aufs Wasser regnen.
    »Was sollte das denn?« fragte ich.
    »Der Bursche ist ganz auf sich allein gestellt. Vermutlich das erste Mal in seinem Leben. Muß hart sein, eines Morgens aufzuwachen und zu erkennen, daß man ein feiger Arsch ist, der seine Familie nicht verdient hat«, sagte Clete und biß in sein Sandwich.
    Am nächsten Tag mußten zwei uniformierte Streifenpolizisten und ich am Swimmingpool im City Park einen Freigänger aus Alabama festnehmen. Schon in Handschellen, spuckte er den einen Streifenpolizisten an und trat dem anderen in die Lenden. Ich drückte ihn gegen den Streifenwagen und versuchte ihn festzuhalten, bis ich die rückwärtige Tür öffnen konnte. In diesem Moment richtete der Cop, den er angespuckt hatte, die Dose mit Verteidigungsspray auf ihn und traf mich ebenfalls.
    Die folgenden zehn Minuten verbrachte ich damit, mir Gesicht und Haare in der Toilette zu waschen. Als ich wieder herauskam, mir den Hals mit einem Papierhandtuch abtrocknete, waren der Freigänger und die beiden Uniformierten auf dem Weg ins Gefängnis, und Adrien Glazier stand neben meinem Pickup. Draußen in der Auffahrt, unter den Eichen, entdeckte ich einen dunkelblauen, glänzend polierten Wagen, neben dem zwei Männer mit Anzügen und Sonnenbrillen standen. Blätter wirbelten um das Auto.
    »Der Sheriff hat uns gesagt, daß Sie hier sind. Wie fühlt man sich mit diesem Zeug?« fragte sie.
    »Wie wenn dir jemand die Haut mit Streichholz versengt.«
    »Wir haben gerade einen Interpolbericht über den Zwerg gekriegt. Er vergnügt sich an der italienischen Riviera.«
    »Freut mich für ihn«, sagte ich.
    »Könnte also sein, daß auch der Schütze, der Ricky Scar umgenietet hat, mit ihm entwischt ist.« »Glauben Sie das?«
    »Nein. Machen wir einen Spaziergang.«
    Sie wartete meine Antwort erst gar nicht ab, sondern drehte sich um und ging langsam unter den Bäumen hindurch zu den kleinen Picknickpavillons am Bayou.
    »Was ist los, Miss Glazier?« fragte ich.
    »Sagen Sie Adrien zu mir.« Sie lehnte sich gegen einen Picknicktisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Hat Cisco Flynn Ihnen gegenüber seine Beteiligung an einem Mord gestanden?« »Wie bitte?«
    »Der Typ, der aus dem Hotelzimmer in San Antonio gesegelt ist? Soviel mir bekannt ist, hatte sein Kopf eine unangenehme Begegnung mit einem Feuerhydranten. Hat Cisco bei Ihnen im Köderladen um Absolution gebettelt?«
    »Mein Gedächtnis ist nicht mehr so gut wie früher. Hört ihr sein Haus oder sein Telefon ab?«
    »In dieser Sache lassen wir Ihnen freie Hand. Aber nur, weil ich mich ne Weile wie eine dämliche Zicke benommen habe.«
    »Nein, weil Sie wissen, daß Harpo Scruggs als Spitzel für das FBI gearbeitet hat, als er zusammen mit den anderen Jack Flynn gekreuzigt hat.«
    Adrien Glazier schlenderte mit wiegenden Hüften in Richtung der beiden Agenten, die auf sie warteten. Ich holte sie ein.
    »Was wissen Sie über den Partner des Zwergs?« fragte ich.
    »Nichts. Seien Sie verdammt vorsichtig, Mr. Robicheaux.«
    »Sagen Sie Dave zu mir.«
    »Im Leben nicht«, erwiderte sie. Dann grinste sie und schnalzte zum Abschied mit der Zunge.
    In jener Nacht sah ich mir vor dem Schlafengehen die Zehnuhrnachrichten an. Ich betrachtete uninteressiert einen Filmbeitrag über Straßenkontrollen der State Police außerhalb von Jeanerette, bis ich Clete Purcel auf dem Bildschirm erkannte, der einem Trooper seinen Führerschein zeigte und umgehend zu einem Streifenwagen geführt wurde.
    Wieder im Schwitzkasten, dachte ich. Vermutlich wegen Verstoßes gegen die begrenzte Fahrerlaubnis, die ihn lediglich zu beruflichen Fahrten berechtigte.
    Aber so war Clete, immer in Schwierigkeiten, immer auf Kriegsfuß mit dem Rest der Welt. Ich wußte, daß der Trooper nur seinen Job machte und Clete die Nacht im Knast verdient hatte, trotzdem wunderte ich mich einmal mehr über den vermeintlichen gesellschaftlichen Zusammenhalt, der uns ein gefährliches Sicherheitsgefühl vorgaukelte.
    Archer Terrebonne, der mordete, um Gewerkschaften zu zerbrechen, aber einen Film über die Mühsal und die Entbehrungen von Plantagenarbeitern in den vierziger Jahren finanzierte. Die Produktionsgesellschaft, die half, Geld aus dem Verkauf von chinesischem Heroin zu waschen. Das FBI, das seine Hand über Soziopathen wie Harpo Scruggs hielt und seine Opfer die Zeche bezahlen ließ. Harpo Scruggs, der für den Staat Louisiana arbeitete und Häftlinge in

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