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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Angola ermordete. Die Interessen von Regierung, Verbrechern und respektablen Bürgern waren oft identisch.
    In meinem Notizbuch hatte ich ein Foto mit Widmung, das Clete mir gegeben hatte, als wir beide noch in der Uniform des New Orleans Police Department gesteckt hatten. Es war von einem Fotografen von Associated Press nachts auf einem Schnellboot irgendwo oben am Mekong während eines Gefechtseinsatzes geschossen worden. Clete stand hinter einem doppelläufigen MG, den Stahlhelm auf dem Kopf, die Flakweste über dem nackten Oberkörper, das jungenhafte Gesicht vom grellen Schein der Leuchtspurmunition erleuchtet, die auf dem Foto wie Neonwürmer durch die Dunkelheit schwirrte.
    Ich konnte ihn beinahe singen hören: »I got a freaky old lady name of Cocaine Katie.«
    Ich spielte mit dem Gedanken, das Gefängnis in Jeanerette anzurufen, aber ich wußte, er würde morgen früh wieder draußen sein, unverbesserlich wie immer, noch tiefer in der Schuld eines Kautionsagenten als zuvor, und versuchen, die Schlangen und Spinnen wieder in die Körbe mit Wodka und Grapefruitsaft zu verbannen.
    Dabei mußte ich unwillkürlich an meinen Vater, Aldous, denken, den die Leute auf den Ölfeldern immer Big Al Robicheaux genannt hatten, als wäre das ein zusammenhängender Name. Es waren sieben Polizisten aus Lafayette nötig gewesen, um ihn ins Gefängnis zu bringen. Bei dem vorausgegangenen Kampfgetümmel war die Ausstattung des Pool Rooms vollständig zu Bruch gegangen. Sie hatten mit Schlagstöcken auf ihn eingedroschen, Stühle an seiner Schulter und auf seinem Rücken zerbrochen und schließlich seine Mutter überredet, ihn zur Aufgabe zu bewegen, damit sie ihn nicht umbringen mußten.
    Aber Gefängnisse, Armut und schlagstockschwingende Cops hatten seinen Willen niemals brechen können. Das hatte erst die Treulosigkeit meiner Mutter geschafft. Der Amtrak verkehrte noch immer auf den alten Gleisen der Southern Pacific, auf denen schon meine Mutter 1946 nach Hollywood gefahren war, bestand aus denselben Waggons wie der ursprüngliche Sunset Limited, in dem sie gesessen hatte, vielleicht sogar mit denselben Wüstenszenen an den Wänden. Manchmal, wenn ich den Amtrak über winterlich abgebrannte Zuckerrohrfelder fahren sah, fragte ich mich, was meine Mutter wohl gefühlt hatte, als sie dem Zug in Los Angeles entstiegen war, ihren Hut schief auf dem Kopf, die Handtasche fest umklammert. Hatte sie geglaubt, die flirrende Luft, die Orangenbäume und die blaue Silhouette der San Gabriel Mountains seien nur für sie da, damit sie sie exakt in diesem Augenblick entdeckte, in einem Bahnhof, der ein Echo hatte wie eine Kathedrale? War sie in die grünen Wogen des Pazifik gewatet und hatte gefühlt, wie die Wellen ihr Kleid über ihre Schenkel hoben und sie mit einer sexuellen Lust erfüllten, die ihr kein Mann je hatte bereiten können?
    Was ist der Punkt? Wo liegt der Sinn?
    Hitler und George Orwell haben es bereits gesagt. Geschichtsbücher werden von und über die Terrebonnes dieser Welt geschrieben, nicht über Marines am Mekong oder Leute, die durch Explosionen auf Öltürmen sterben, oder über Cajun-Frauen und Analphabeten, die glauben, daß die Pfeife der Lokomotive des Sunset Limited sie ruft.

31
    Adrien Glazier rief am Montag morgen aus New Orleans an.
    »Erinnern Sie sich an eine Nutte namens Ruby Gravano?« fragte sie.
    »Von ihr haben wir die erste ernstzunehmende Spur zu Harpo Scruggs. Sie hatte einen autistischen Sohn namens Nick«, sagte ich.
    »Genau die.«
    »Wir haben sie in den Zug nach Houston gesetzt. Wollte ein neues Leben anfangen.«
    »Der Karrierewechsel scheint von kurzer Dauer gewesen zu sein. Sie hat Samstag nacht ihre Haut wieder zu Markte getragen. Wir glauben, daß sie dabei an den Schützen geraten ist, der Ricky Scar erschossen hat.«
    »Was ist passiert?«
    »Ihr Lude ist ein Hinterwäldler namens Beeler Grissum. Kennen Sie ihn?«
    »Ja, er ist ein Trickbetrüger, der im Quarter und entlang des Airline Highway arbeitet.«
    »Diesmal ist er an den Falschen geraten. Er und Ruby Gravano haben versucht, die Nummer vom streitenden Pärchen abzuziehen. Der Freier hat Grissums Genick mit einem Karateschlag geknackt. Ruby hat beim New Orleans Police Department ausgesagt, sie habe den Freier schon eine Woche früher zusammen mit einem Zwerg gesehen. Daraus hat man geschlossen, daß er vielleicht der Schütze beim Scarlotti-Mord gewesen ist, und hat uns eingeschaltet.«
    »Wer ist der Freier?«
    »Alles, was

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