Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
sie sagen konnte, war, daß er einen kanadischen Paß hatte, blond oder goldblond war und einen rot-grünen Skorpion auf die linke Schulter tätowiert hat. Wir geben euch die Beschreibung durch, aber sie ist reichlich oberflächlich ... eierförmige Kopfform, länglicher Augenschnitt, Koteletten, Filzhut mit einer Feder im Band. Allmählich kriege ich den Eindruck, daß all diese Jungs dieselbe Mutter gehabt haben.«
»Wo ist Ruby jetzt?«
»Im Charity Hospital.«
»Was hat er mit ihr gemacht?«
»Wollen Sie sicher nicht wissen.«
Wenige Minuten später kam die nach Rubys Beschreibung angefertigte Fahndungsbeschreibung per Fax bei uns an, und ich nahm sie mit zu Cisco Flynns Haus an der Loreauville Road. Als niemand die Tür öffnete, ging ich ums Haus zur rückwärtigen Terrasse. Ich hörte Cisco und Billy Holtzner heftig miteinander streiten.
»Erst bist du auf den Geschmack gekommen, und dann hast du gleich den ganzen Kopf in den Trog gesteckt. Und jetzt schwimmst du mit den Ratten zur rettenden Küste«, sagte Holtzner.
»Du hast sie beschissen, Billy. Ich nehm das nicht auf meine Kappe«, entgegnete Cisco.
»Das schöne Haus hier, dein Traum, ein Gentleman aus dem Süden zu sein, woher glaubst du, kommt das Geld für all das? Von mir, mein Lieber. Das Geld hast du durch mich gemacht.«
»Soll ich alles aufgeben, nur weil du die falschen Leute beschissen hast? Macht man im Garment District so seine Geschäfte?«
Dann hörte ich Füße über den Boden scharren, Metall kratzte über Ziegel, dann erfolgte ein Klatschen, als habe sich jemand eine schallende Ohrfeige eingefangen, und Ciscos Stimme sagte: »Mach dich zu allem Übel nicht auch noch lächerlich, Billy.«
Einen Moment später kam Holtzner hinter der Hausecke hervor. Er ging schnell, sein Gesicht war erhitzt, der Blick starr und nach innen gekehrt. Ich hielt ihm die Polizeizeichnung unter die Nase.
»Kennen Sie den?« fragte ich.
»Nein.«
»Die vom FBI halten ihn für einen Auftragskiller.«
Holtzners Augen waren geweitet, rot umrändert, die Haut mit einem schillernden Film überzogen; seine Kleider strömten den Körpergeruch eines Mannes aus, dessen Schicksal auf Messers Schneide stand.
»Und Sie kommen damit zu Cisco Flynn? Wer, glauben Sie, ist das Ziel dieser Arschlöcher?« entgegnete er.
»Ich verstehe. Sie sind das.«
»Sie halten mich für einen Feigling. Macht mir nichts aus. Ist mir sowieso egal, was mit mir passiert. Aber meine Tochter hat nie jemandem was getan ... nur sich selbst. Alles, was dieser Kleinkrämer dahinten tun muß, ist sein Haus zu verpfänden, und wir könnten eine Anzahlung auf unsere Schulden leisten. Hier gehtʼs um das Leben meiner Tochter. Habe ich mich verständlich gemacht?«
»Sie haben eine ziemlich unschöne Art, mit Ihren Mitmenschen zu sprechen, Mr. Holtzner«, sagte ich.
»Sie können mich mal«, sagte er und ging über den Rasen zu seinem Wagen, den er unter einem Baum geparkt hatte.
Ich folgte ihm und legte beide Hände auf sein geöffnetes Fenster, als er die Zündung einschaltete. Er blickte hastig auf und in mein Gesicht. Seine bleiern schweren Augenlider erinnerten mich an einen Frosch.
»Ist Ihre Tochter bedroht worden? Eindeutig?« fragte ich.
» Eindeutig? Sie sind wirklich ein Schnellspanner«, sagte er.
Er legte den Rückwärtsgang ein und fuhr in Richtung Zufahrt.
Ich ging zur Veranda zurück und klopfte erneut. Doch statt Cisco öffnete Megan mir die Tür. Sie trat heraus, ohne mich ins Haus zu bitten, eine braune Papiertüte in der Hand.
»Ich gebe dir deine Pistole zurück.«
»Behalt sie noch ne Weile.«
»Warum hast du Cisco die Fotos von meinem Vater gezeigt?«
»Er ist zu mir ins Büro gekommen. Er hat mich darum gebeten.«
»Nimm die Waffe. Sie ist nicht geladen«, sagte sie und drückte mir die Tüte in die Hand.
»Hast du Angst, daß er auf Archer Terrebonne losgeht?«
»Du hättest ihm die Fotos nicht zeigen sollen. Gelegentlich merkst du gar nicht, welchen Einfluß du auf Menschen hast, Dave.«
»Okay, dann sag ich dir was. Ich halt mich soweit wie möglich von dir und Cisco fern. Was hältst du davon?«
Sie trat näher an mich heran, das Gesicht zu mir aufgereckt. Ich fühlte ihren Atem auf meiner Haut. Einen Augenblick dachte ich, sie würde flirten, mich bewußt herausfordern. Dann sah ich den feuchten Glanz in ihren Augen.
»Du hast mich nie richtig eingeschätzt. In keiner Beziehung. Es ist nicht Cisco, der Terrebonne etwas antun könnte«, sagte
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