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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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vorbei. »Schön so … und jetzt drängen Sie die Leute zurück. Das ist alles, was ich von Ihnen verlange … Recht so«, sagte ich, und meine Worte fühlten sich wie zerbrochenes Glas in meiner Kehle an.
    Swede Boxleiter wälzte sich stöhnend im Staub zwischen den Starkstromkabeln, die Finger in sein Haar verkrallt. Ich hielt die 45er fest in beiden Händen, die Unterarme glänzend vor Schweiß.
    Die Gesichter der Schaulustigen wirkten verdutzt und verängstigt. Billy Holtzner drängte sich durch die Menge, drehte sich im Kreis, die Augenbrauen hochgezogen, und sagte: »Was ist los? Muß man euch alles dreimal sagen? Los, schert euch an eure Arbeit!« Dann stampfte er zu seinem Wohnwagen zurück, putzte sich lautstark die Nase und blickte kurz seitwärts, als habe er ein lästiges Insekt entdeckt.
    Ich fing den amüsierten Blick von Archer Terrebonne auf. Lila stand hinter ihm, den Mund geöffnet, das Gesicht weiß wie Kuchenmehl. Meine Beinmuskeln zuckten noch.
    »Was ist das hier? Ne Karnevalseinlage, Mr. Robicheaux?« fragte er. Er tippte sich an den Mundwinkel, und seine dreifingrige Hand sah aus wie die Kralle einer verstümmelten Amphibie.
    Der Sheriff ging in seinem Büro auf und ab, zog die Jalousien auf und wieder zu. Dabei räusperte er sich unaufhörlich, als habe er Halsschmerzen.
    »Das hier ist keine Sheriffdienststelle mehr. Ich bin der Oberaufseher in einer Klapsmühle«, sagte er.
    Er griff nach dem Deckel seiner Teekanne, sah hinein und setzte den Deckel wieder drauf.
    »Irgendeine Vorstellung, wie viele Faxe ich heute deswegen schon gekriegt habe? Der Sheriff von St. Mary hat mich gewarnt, je wieder einen Fuß in seinen Bezirk zu setzen. Dieses Arschloch hat mir doch glatt gedroht«, empörte er sich.
    »Vielleicht hätten wirʼs anders aufziehen sollen. Aber Boxleiter hat uns kaum eine Wahl gelassen«, bemerkte ich.
    »Ausgerechnet außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs!«
    »Wir haben ihm gesagt, daß er nicht verhaftet ist. Da gabʼs kein Mißverständnis«, verteidigte ich mich.
    »Ich hätte die Leute von St. Mary vorschieben müssen, um ihn hopszunehmen«, seufzte Helen.
    »Aha, geht Ihnen jetzt endlich ein Licht auf? Trotzdem sind Sie vom Dienst suspendiert! Zumindest bis ich eine exakte Darstellung der Ereignisse habe«, erklärte er.
    »Er hat sie mit Schweiß bespritzt. Hat ihr den Ellbogen in die Brust gerammt. Dafür ist er noch glimpflich davongekommen«, sagte ich.
    »Ein Typ, dem die Kopfhaut mit achtundzwanzig Stichen genäht werden mußte? Glimpflich davongekommen?«
    »Sie hatten uns den Auftrag gegeben, ihn hochzunehmen, Chef. Dieser Kerl wäre überall, wo wir ihn uns gegriffen hätten, Dynamit gewesen. Und das wissen Sie«, entgegnete ich.
    Er preßte die Lippen zusammen und atmete schwer.
    »Ich platze vor Wut, wenn ich nur daran denke«, sagte er.
    Im Zimmer war es still. Die Klimaanlage verbreitete arktische Temperaturen. Die Sonne, die durch die Jalousien fiel, trieb einem das Wasser in die Augen.
    »Okay, die Suspendierung und den Bericht können Sie vergessen. Kommen Sie zu mir, bevor Sie noch mal nach St. Mary rüberfahren. Inzwischen finden Sie raus, weshalb Cisco Flynn glaubt, daß er einfach seine Lieblingskanalratten nach Iberia bringen kann … Helen, und Sie verhalten sich absolut neutral gegenüber diesen schrägen Typen … sofern das möglich ist.«
    »Kanalratten?« wiederholte ich.
    Er stopfte seine Pfeife und sah nicht einmal mehr auf, als wir den Raum verließen.
    An jenem Abend parkte Clete Purcel sein Cadillac-Cabrio im Schatten der Bäume vor meinem Haus und kam zu Fuß zu meinem Köderladen. Er trug einen Sommeranzug und ein lavendelfarbenes Hemd mit weißer Krawatte. Er ging zur Kühlbox und öffnete eine Flasche Erdbeerlimo.
    »Was ist los? Seh ich irgendwie komisch aus?«
    »Du siehst scharf aus.«
    Er trank aus der Flasche, den Blick auf ein Boot draußen auf dem Bayou fixiert.
    »Ich lad euch alle zum Abendessen ins Patio in Loreauville ein«, verkündete er.
    »Muß arbeiten.«
    Er nickte und starrte auf den Nachrichtensprecher im laufenden Fernseher über der Theke.
    »War nur ne Frage«, sagte er.
    »Mit wem gehst du denn zum Abendessen?«
    »Megan Flynn.«
    »Ein andermal vielleicht.«
    Ich setzte mich und trank einen Schluck aus seiner Flasche. Er steckte einen Finger durch ein Astloch im Holz.
    »Was erwartest du? Daß ich immer nur mit Stripperinnen und Junkies ausgehe?« fragte er.
    »Hab ich vielleicht was gesagt?«
    »Nein. Aber ne

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