Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
ich im Morgengrauen auf und ging zum Köderladen hinunter, um Batist beim Aufbauen zu helfen. Sein Alter konnte ich nie richtig einschätzen. Ich wußte nur, daß er während des Zweiten Weltkriegs ein Teenager gewesen war und für Mr. Antoine gearbeitet hatte, einem von Louisianas letzten überlebenden Veteranen der Konföderierten, in Mr. Antoines Schmiede in einem großen roten Schuppen draußen an der West Main. Mr. Antoine hatte Batist ein Stück Land und ein kleines Holzhaus am Bayou vermacht, und im Lauf der Jahre hatte Batist dort Gemüseanbau betrieben und sein Einkommen mit Fallenstellen und Fischen mit meinem Vater aufgebessert, zwei Frauen beerdigt und fünf Kinder großgezogen, die alle einen High-School-Abschluß gemacht hatten. Er war Analphabet und gelegentlich zänkisch und nie weiter als bis New Orleans in der einen und Lake Charles in der anderen Richtung gekommen. Aber ich habe nie einen treueren oder anständigeren Menschen gekannt.
    Wir entfachten ein Feuer im Grill, den wir aus einer aufgeschnittenen Öltonne mit Henkeln und Scharnieren geschweißt hatten, legten Hühnchenteile und Würstchen für unsere Mittagskunden darauf und klappten den Deckel zu, um das Fleisch mindestens drei Stunden sanft garen zu lassen.
    Batist trug eine Arbeitshose mit blanken Messingknöpfen und ein weißes T-Shirt mit abgetrennten Ärmeln. Seine Oberarmmuskeln blähten sich zur Größe von Melonen auf, sobald er einen Kabeltisch wegrollte, um die Planken über dem Dock abzuspritzen.
    »Hab ganz vergessen, es dir zu sagen. Der Bursche Cool Breeze ist gestern abend hier gewesen«, sagte er.
    »Was wollte er?«
    »Hab ihn nich gefragt.«
    Ich erwartete, mehr von ihm zu hören, doch es kam nichts. Er mochte Farbige mit Vorstrafenregister nicht, vor allem deshalb, weil er glaubte, daß sie von den Weißen als Vorwand benutzt wurden, alle Schwarzen schlecht zu behandeln.
    »Soll ich ihn anrufen?«
    »Ich kenne die Geschichte mit seiner Frau, Dave. Möglich, daß es nicht alles seine Schuld war, aber er hat tatenlos zugesehen, wie weiße Männer das Leben des armen Mädchens kaputtgemacht haben. Er tut mir leid, wirklich, aber wenn ein Mann in Selbstmitleid ersaufen will, kann man nichts machen.«
    Ich sah Moutʼs Nummer im Telefonbuch nach und wählte. Während das Rufzeichen ertönte, zündete sich Batist eine Zigarre an, machte das Fliegengitter vor dem Fenster auf und warf das Streichholz ins Wasser.
    »Keiner zu Hause«, sagte ich, nachdem ich aufgelegt hatte.
    »Ich sag nichts mehr.«
    Er zog an seiner Zigarre, das Gesicht in die sanfte Brise gewandt, die durch das Fenster wehte.
    Bootsie, Alafair und ich besuchten die Messe. Anschließend setzte ich die beiden zu Hause ab und fuhr weiter zu Cisco Flynns Haus in der Loreauville Road. Er öffnete mir die Tür in einem terrakottafarbenen Bademantel, den er über scharlachrote Sportshorts geworfen hatte.
    »Zu früh?« fragte ich.
    »Nein, ich wollte gerade ein bißchen trainieren. Kommen Sie rein«, sagte er und machte die Tür weit auf. »Hören Sie, wenn Sie sich wegen der Sache am Set entschuldigen wollen …«
    »Habe nicht die Absicht.«
    »Oh.«
    »Der Sheriff möchte gern wissen, weshalb die Stadt New Iberia plötzlich einen fiesen Gewaltverbrecher wie Ihren Freund Boxleiter zu ihren Bürgern rechnen muß.«
    Wir standen inzwischen im Wohnzimmer vor der Sammlung von Fotos, die Megan berühmt gemacht hatten.
    »Sie sind nie in einem staatlichen Waisenhaus gewesen, Dave. Wie würdʼs Ihnen gefallen, als Siebenjähriger nachts aus dem Bett gezerrt zu werden, um einem erwachsenen Mann einen zu blasen? Glauben Sie, Sie wären damit fertig geworden?«
    »Ich halte Ihren Freund für von Grund auf verdorben und gewalttätig.«
    » Er ist gewalttätig? Eine von euch hat ihn wegen eines lumpigen Schweißtropfens krankenhausreif geschlagen.«
    Durch die Terrassentür sah ich zwei dunkelhäutige Personen an einem Glastisch unter einem Baum sitzen. Der Mann war groß, leicht übergewichtig, hatte eine Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen und einen Pferdeschwanz, der ihm zwischen den Schulterblättern über den Rücken hing. Die Frau trug Shorts und ein ärmelloses Oberteil und hatte kastanienbraunes Haar, das mich an Igelgras erinnerte. Sie gössen sich Orangensaft aus einem Glaskrug in zwei Gläser. Ein gelber Kerzenstummel war auf dem Tisch zerschmolzen.
    »Als ich das letzte Mal hier gewesen bin, hat mich was gestört. Diese Fotos, die im Life -Magazin erschienen

Weitere Kostenlose Bücher