Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
klopfte sie an der Fenstereinfassung aus.
»Helen sagt, Sie vermuten, daß Boxleiter ein Pädophiler ist«, bemerkte er.
»Ja, wenn ich einen Tip abgeben sollte, würde ich sagen, er ist mein Kandidat.«
»Greifen Sie ihn sich.«
»Auf welcher Grundlage?«
»Denken Sie sich was aus. Nehmen Sie Helen mit. Sie kann sehr kreativ sein.«
Sorglos dahingesagte Worte, die ich später aus meinem Gedächtnis auszuradieren versuchte.
7
Ich fuhr zur Dienststelle zurück. Als ich zum alten Friedhof kam, sah ich einen Schwarzen mit hängenden Schultern vor mir die Straße überqueren und in Richtung Main Street weitergehen. Ich starrte ihm perplex hinterher. Die eine Backe war von einem Pflaster verdeckt, und sein rechter Arm hing steif an seiner Seite herunter, als habe er Schmerzen.
Ich hielt neben ihm an. »Ich glaubʼs einfach nicht«, sagte ich.
»Sie glauben was nich?« entgegnete Cool Breeze. Er ging leicht vornübergebeugt, als müsse er jeden Moment sein Ziel erreichen. Auf den ausgeblichenen Grabsteinen hinter ihm perlten Feuchtigkeitstropfen von der Größe von Vierteldollarmünzen.
»Sie sollten eigentlich im Gewahrsam des FBI sein.«
»Die haben mich freigelassen.«
»Freigelassen? Einfach so?«
»Ich geh zu Viktorʼs zum Frühstücken.«
»Steigen Sie ein.«
»Nichts für ungut, aber erst mal habe ich von der Polizei die Nase voll.«
»Bleiben Sie bei Moutʼ wohnen?«
Er überquerte die Straße, ohne zu antworten.
Vom Büro rief ich Adrien Glazier in New Orleans an.
»Was für ein Spielchen treiben Sie mit Cool Breeze Broussard?« fragte ich.
»Spielchen?«
»Er ist wieder in New Iberia. Hab ihn gerade gesehen.«
»Wir haben seine Aussage aufgenommen. Wir sehen keinen Grund, ihn weiter festzuhalten«, erwiderte sie.
Ich fühlte, wie mir die Worte fast im Hals steckenblieben.
»Was fällt euch eigentlich ein? Ihr verpaßt dem Mann ein Brandzeichen auf die Stirn und schickt ihn dann auf die Straße?«
»Brandzeichen?«
»Ihr habt ihn gezwungen, gegen die Giacanos auszusagen. Wissen Sie, was die mit Leuten machen, die sie verpfeifen?«
»Warum nehmen Sie ihn dann nicht selbst in Gewahrsam, Mr. Robicheaux?«
»Weil die Staatsanwaltschaft die Anklage gegen ihn fallengelassen hat.«
»Ach wirklich? Dann wollen dieselben Leute, die sich beklagen, wenn wir ihr Gefängnis unter die Lupe nehmen, daß wir ihren lokalen Saustall ausmisten?«
»Passen Sie auf, was Sie sagen.«
»Sollen wir Mr. Broussard erzählen, daß sein Freund Mr. Robicheaux ihn wieder hinter Gittern sehen möchte? Oder nehmen Sie uns die Mühe ab?« sagte sie und legte auf.
Helen machte meine Bürotür auf und kam herein. Sie betrachtete mich neugierig.
»Bereit für den Tanz?«
Swede Boxleiter hatte mir gesagt, daß er einen Job beim Film habe, und dort fingen wir an. Drüben in der Gemeinde St. Mary, auf der Rasenfläche vor Lila Terrebonnes Haus.
Aber weit kamen wir nicht. Nachdem wir den Streifenwagen geparkt hatten, wurden wir auf halbem Weg zum Set von zwei außerdienstlich agierenden Deputy-Sheriffs aus St. Mary mit der amerikanischen Flagge am Hemdsärmel gestoppt.
»Sie bringen uns alle in eine peinliche Lage«, sagte der Ältere.
»Sehen Sie den Kerl dort drüben? Der mit dem Werkzeuggürtel? Er heißt Boxleiter. Hat gerade fünf Jahre in Colorado abgesessen«, erklärte ich.
»Haben Sie einen Haftbefehl?«
»Nee.«
»Mr. Holtzner will, daß niemand auf dem Set belästigt wird, so siehtʼs aus.«
»Ach ja? Dann will ich Ihnen mal was sagen. Entweder Sie lassen jetzt mal Luft ab, oder ich gehe zu Ihrem Chef und sorge dafür, daß sie euch den Arsch mit Drahtwolle polieren«, sagte Helen.
»Sagen Sie, was Sie wollen. Auf diesen Set kommen Sie nicht.«
In diesem Moment öffnete Cisco Flynn die Tür des Wohnwagens und trat auf das schmale Holzpodest.
»Wo liegt das Problem, Dave?«
»Boxleiter.«
»Kommen Sie rein«, forderte er mich auf und gestikulierte, als wolle er ein Flugzeug auf die Landebahn einweisen.
Helen und ich gingen auf die geöffnete Tür zu. Hinter ihm entdeckte ich Billy Holtzner, der sich kämmte. Seine Augen waren bleich und wäßrig, die Lippen aufgeworfen, das Gesicht starr wie graue Gummimasse, die man über die Wangenknochen gespannt hatte.
»Dave, wir wollen ein gutes Einvernehmen mit jedermann und in Ruhe arbeiten. Wenn sich Boxleiter was zu schulden kommen läßt, dann will ich das wissen. Kommen Sie rein, ich möchte euch Billy vorstellen. Unterhalten wir uns«, sagte
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