Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Quarter und damit das allgegenwärtige städtische Problem vor mir, einen Parkplatz in der Nähe des Iberville Welfare Projekt zu finden.
Ich ließ meinen Pickup an der Decatur Street stehen, zwei Blocks vom Café du Monde entfernt, und überquerte den Jackson Square bis in die schattige Pirates Alley, die zwischen dem von Flechten überwucherten Garten der Kathedrale und dem winzigen Buchladen verlief, der einst Heimstatt von William Faulkner gewesen war. Dann ging ich die St. Ann Street entlang, tauchte wieder in das Sonnenlicht ein, bis ich zu einem braunen, stuckverzierten Gebäude mit einem Toreingang und einem Innenhof kam, und ging zu der Wohnung mit schmiedeeisernem Balkon, der voller überhängender Bougainvillearanken war. Hier hatte Clete Purcel seine Privatdetektei und gelegentlich auch seine Privatwohnung.
»Du willst Jimmy Fig ausquetschen? Wie weit willst du gehen?« fragte er.
»Wir müssen ja nicht gleich Pingpong gegen das Mobilar mit ihm spielen, wenn du das meinst.«
Clete trug einen gebügelten Leinenanzug mit Krawatte, sein Haar war frisch geschnitten, seitlich gescheitelt und glatt gekämmt wie bei einem Internatsschüler.
»Jimmy Figorelli ist ein mieser kleiner Ganove. Warum vergeuden wir unsere Zeit mit diesem Haufen Scheiße?«
»War eine mühsame Woche.«
Er sah mich mit jenem ausdruckslosen Schweigen an, das stets Ungläubigkeit über das von mir Gesagte ausdrückte. Durch das gelbe Drahtglas seiner Türen sah ich Megan Flynn die Treppe in Bluejeans und T-Shirt herunterkommen. Sie trug einen Karton durch eine Seitentür zu einem Umzugswagen an der Straße.
»Sie hilft mir beim Umzug«, sagte Clete.
»Umzug? Wohin?«
»In ein kleines Haus zwischen New Iberia und Jeanerette. Ich werde Sicherheitschef der Filmproduktionsgesellschaft auf dem Set.«
»Hast du einen Knall? Dieser Regisseur, Produzent oder was auch immer, dieser Billy Holtzner ist der Dreck, den man aus Kloaken fischt.«
»Ich war Sicherheitschef von Sally Dio am Lake Tahoe. Schätze, da pack ich das auch noch.«
»Warte nur, bis du Holtzners Tochter mit Freund kennenlernst. Die beiden hängen an der Nadel … oder zumindest sie. Komm schon, Clete! Du warst der beste Cop, den ich je gekannt habe.«
Clete drehte an seinem Ring. Er war aus Gold und Silber und trug Weltkugel und Anker, die Wahrzeichen des U. S. Marine Corps.
»Stimmt, war ist der entscheidende Punkt. Muß mich umziehen und Megan helfen. Dann knöpfen wir uns Jimmy Fig vor. Trotzdem … das bringt nichts. Glaub mir.«
Nachdem er nach oben gegangen war, sah ich durchs rückwärtige Fenster auf den Innenhof hinaus, auf das Brunnenbecken, das einen Sprung und offenbar nie Wasser enthalten hatte, auf die wild wuchernden Bananenstauden, auf Cletes rostüberzogene Hanteln, mit denen er vorzugsweise dann fanatisch trainierte, wenn er nachmittags mit Alkohol abgefüllt war. Ich hörte gar nicht, wie Megan hinter mir die Seitentür zum Hofdurchgang öffnete.
»Womit hast du ihn so vergrätzt?« wollte sie wissen. Sie schwitzte, und ihr T-Shirt war feucht und klebte an ihren Brüsten. Sie stand vor der Klimaanlage und ließ sich die Haare im Nacken hochblasen.
»Finde, du setzt ihm reichlich große Rosinen in den Kopf«, sagte ich.
»Woher nimmst du die Frechheit, so mit mir zu reden?«
»Die Freunde deines Bruders sind Abschaum.«
»Trifft auf zwei Drittel der Menschheit zu. Werd endlich erwachsen.«
»Boxleiter und ich hatten ein Gespräch. Das Foto vom Tod des Schwarzen war ein abgekartetes Spiel.«
»Du redest einen Haufen Scheiße, Dave.«
Wir starrten uns in der künstlichen Kühle des Raumes an, feindselig, die Augen zu Schlitzen verengt. Ihre Pupillen hatten eine rötlich braune Tönung, so als lodere Feuer hinter getöntem Glas.
»Ich warte lieber draußen«, sagte ich.
»Weißt du, was Homoerotik ist? Kerle, die nicht richtig schwul sind, aber eine gewisse Sehnsucht in sich haben, der sie sich nie stellen?«
»Paß du lieber auf, daß du ihm nicht weh tust.«
»Ach wirklich?« murmelte sie und kam auf mich zu, die Hände wie ein Baseballtrainer in Drohgebärde gegen einen Schiedsrichter in die Gesäßtaschen gesteckt. An ihrem feuchtglänzenden Hals hatten sich Schmutzringe gebildet, und Schweißperlen standen auf ihrer Oberlippe. »Du kannst mich mal mit deinem Schwachsinn, Dave.« Dann schienen ihre Züge in dem herzförmigen Gesicht, das zärtlich und wutentbrannt gleichzeitig sein konnte, plötzlich zu entgleisen. »Ihm weh tun ?
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