Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
ich die Zimmertür zumachte.
»Ihr habt vielleicht Nerven«, sagte Guidry.
»Jemand hat uns erzählt, daß Sie mit einem Ex-Angola-Wachmann namens Harpo Scruggs befreundet sind«, sagte ich.
»Ich kenn ihn. Na und?« erwiderte er.
»Haben Sie ihn in letzter Zeit mal gesehen?« wollte Helen wissen. Sie saß mit einer Popobacke auf der Schreibtischkante.
»Nein.«
»Sicher nicht?« sagte ich.
»Er ist der Neffe eines Polizeibeamten, eines ehemaligen Kollegen von mir. Wir sind in derselben Stadt aufgewachsen.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, sagte ich.
»Muß ich auch nicht.«
»Der Kollege war Harpo Delahoussey. Ihr habt Cool Breeze Broussard wegen ein paar Liter Schwarzgebranntem Daumenschrauben angelegt. Und das ist längst nicht alles, was ihr auf dem Kerbholz habt«, sagte ich.
Er sah mich unverwandt an, zornig und auf vermeintliche Doppeldeutigkeiten meiner Worte achtend.
»Harpo Scruggs hat Freitag morgen einen Priester umzubringen versucht«, sagte Helen.
»Dann verhaften Sie ihn.«
»Woher wollen Sie wissen, daß wirʼs nicht schon getan haben?« fragte ich.
»Weiß ich nicht. Geht mich auch nichts an. Man hat mich gefeuert. Dank eurem Freund Willie Broussard«, erklärte er.
»Alle anderen haben uns gesagt, Scruggs sei tot. Aber Sie wissen, daß er lebt. Wie kommt das?« fragte Helen.
Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück, fuhr sich mit der Hand über den Mund und murmelte angewidert etwas vor sich hin.
»Sagen Sie das noch mal!« kam es prompt von Helen. »Ich sagte, bleiben Sie mir vom Leib, verdammte Lesbe.«
Ich legte Helen die Hand auf den Arm, bevor sie aufstehen konnte. »Sie haben mit Cool Breezes Frau geschlafen. Ich glaube, daß Sie mitschuldig an ihrem Selbstmord sind und dazu beigetragen haben, das Leben ihres Mannes zu ruinieren. Beschämt Sie das denn überhaupt nicht, Sir?«
»Man nennt das das ›Glück in die Hand nehmen‹. Dafür sind Sie bekannt. Also kommen Sie runter von Ihrem hohen Roß, Sie Arschloch«, sagte Helen.
»Soll ich Ihnen mal was sagen? Wenn Sie an Aids krepiert sind oder an einer anderen Krankheit, die ihr verbreitet, dann buddel ich Sie wieder aus und pinkel Ihnen ins Maul«, erwiderte er.
Helen stand auf und massierte sich den Nacken. »Dave, würdest du mich kurz mit Mr. Guidry allein lassen?«
Aber was immer sie gesagt oder getan hatte, nachdem ich den Raum verlassen hatte, es blieb ohne Wirkung. Guidry ging am diensthabenden Beamten im Bereitschaftsraum vorbei, benutzte das Telefon, um einen Freund zu bitten, ihn abzuholen, und trank schweigend eine Dose Coca-Cola, bis ein gelber Cadillac mit getönten Scheiben vor dem Gebäudeeingang hielt.
Helen und ich beobachteten, wie er auf dem Beifahrersitz Platz nahm, das Fenster runterkurbelte und die leere Dose auf unseren Rasen warf.
»Na, was sagt der Bwana jetzt?« wollte Helen wissen.
»Zeit, auf ortskundige Quellen zurückzugreifen.«
An diesem Abend holte mich Clete mit seinem Cabrio vor dem Haus ab, und wir fuhren nach St. Martinville.
»Nennst du Swede Boxleiter eine ›ortskundige Quelle‹?« fragte er.
»Warum nicht?«
»Genausogut kannst du Scheiße als eine Badezimmerdekoration bezeichnen.«
»Willst du zu ihm oder nicht?«
»Der Typ hat Elektroden in den Schläfen. Sogar Holtzner macht einen Bogen um ihn. Hörst du mir überhaupt zu?«
»Glaubst du, daß er die Nummer mit diesem Anthony Pollock durchgezogen hat?«
Er dachte nach. Der Wind blies eine gezackte Schneise in sein sandfarbenes Haar.
» Könnte erʼs getan haben? Mit Leichtigkeit. Hatte er ein Motiv? Da muß ich passen, weil ich nicht weiß, was diese Burschen überhaupt im Schilde führen«, sagte er. »Megan hat davon geredet, daß Cisco eine tolle Karriere vor sich hatte und dann Geld von Typen aus dem Fernen Osten genommen hat.«
»Hast du sie getroffen?«
Er wandte mir das Gesicht zu. Es schimmerte rot im letzten Sonnenschein, der Blick aus seinen grünen Augen war wie eine Ohrfeige. Er sah wieder auf die Straße.
»Wir sind Freunde. Ich meine, sie lebt ihr Leben. Wir sind grundverschieden, weißt du. Ich seh das ganz cool.« Er schob sich eine Lucky Strike zwischen die Lippen.
»Clete, ich bin …«
Er zog die Zigarette wieder aus dem Mund, ohne sie anzuzünden, und warf sie in den Wind.
»Wie haben die Dodgers gestern abend gespielt?« fragte er.
Wir bogen in die Auffahrt des Apartmentkomplexes ein, in dem Swede Boxleiter wohnte, und fanden ihn hinter dem Haus, nackt bis zur Taille, wo er mit
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