Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

und ich mit dem Polizeiboot zu einer weiteren Bucht am Atchafalaya River hinaus, wo Cisco Flynn einen gestellten Flugzeugabsturz filmte. Wir setzten das Boot mit dem Bug auf eine Weideninsel und liefen auf eine Plattform hinaus, die die Filmgesellschaft auf Pfählen über das Wasser gebaut hatte. Cisco redete mit zwei anderen Männern und registrierte unsere Anwesenheit kaum.
    »Nein, sagen Sie ihm, wir machen das noch mal«, sagte er. »Die Maschine muß tiefer reinkommen, direkt aus der Sonne, direkt über den Bäumen dort. Ich machʼs mit ihm, wennʼs nötig sein sollte. Die Maschine muß qualmen, sie soll in dieser roten Sonne ausbluten. In Ordnung? Alles okay?«
    Es war beeindruckend, ihn in Aktion zu sehen. Cisco verbreitete Autorität, indem er anderen das Gefühl gab, daran teilzuhaben. Er war einer der ihren, offensichtlich gleichberechtigt, und konnte trotzdem andere dazu bringen, über sich hinauszuwachsen, was sie allein nie geschafft hätten.
    Er wandte sich mir und Helen zu.
    »Sehen Sie das Wunder von Hollywood bei der Arbeit«, sagte er. »Dauert vier Tage und kostet eine Viertelmillion Dollar, bis wir diese Szene im Kasten haben. Die Maschine schwebt in einer schwarzen Rauchwolke ein, dann kommt der Schnitt, und wir filmen an einem Model weiter, das in einen Weiher stürzt. Wir haben ein Schwanzstück auf einen mechanischen Arm montiert, der das Wrack unter Wasser zieht, dann drehen wir die Rettungsarbeiten im Swimmingpool der Universität. Im Film selbst dauert das Ganze kaum zwei Minuten. Was sagen Sie dazu?«
    »Ich habe Ihre Daten mal durch den Polizeicomputer gejagt. Sie und Swede Boxleiter haben mit siebzehn einen Spirituosenladen ausgeraubt«, sagte ich.
    »Junge, das Wunder der Computer«, sagte er. Er sah zu einem Boot hinaus, das in der Mitte der Bucht vor Anker lag. Es war der Bootstyp, den man für Touren durch das Sumpfland benutzte, mit breitem Bug und einer grünen Plexiglaskuppel, der weiße Rumpf glänzend.
    »Wo sind Sie am Sonntag abend gewesen, Cisco?« fragte ich.
    »Hab ein Wasserflugzeug gemietet und eine Spritztour über den Golf gemacht.«
    »Ich muß wichtige Informationen über Sie an einen Beamten der Mordkommission in San Antonio weiterleiten.«
    »Und warum erzählen Sie mir das?«
    »Ich spiele nie gern mit verdeckten Karten, zumindest nicht, wenn es sich um Leute handelt, denen ich vertraut habe.«
    »Das heißt im Klartext, daß Sie besser behandelt werden, als Sieʼs verdienen«, sagte Helen.
    »Ist wegen des Kerls, der auf goldenen Schwingen aus dem Fenster gesegelt ist, was? Diese akrobatische Einlage war Ihnen wohl zu einfach. Wollen Sie behaupten, ich seiʼs gewesen? Wen interessiert der Kerl eigentlich?« antwortete Cisco.
    »Harte Worte«, sagte ich.
    »Wirklich?« Er griff sich ein Fernglas von einem Tisch und warf es mir zu. »Sehen Sie sich mal die Jungs an, die auf dem Boot dort sind. Das da draußen ist die Wirklichkeit. Ich wünschte, es würde wegfahren, aber es klebt an mir. Also gönnen Sie mir mal ne Atempause.«
    Ich richtete das Fernglas durch ein offenes Fenster auf einen gedeckten Tisch, an dem Billy Holtzner und seine Tochter mit zwei Asiaten aßen.
    »Die beiden Chinesen sind die Erbsenzähler. Wenn die Rechnung nicht stimmt, zählen sie alles ein zweites Mal an den Fingern durch. Nur sind dann deine Finger nicht mehr an deinen Händen«, sagte er.
    »Ich würd mir ein neues Betätigungsfeld suchen.«
    »Dave, ich respektiere Sie, und ich möchte nicht, daß Sie das falsch verstehen. Aber belästigen Sie mich ja nie wieder ohne Haftbefehl. Und bis dahin können Sie meinen königlichen Arsch küssen«, sagte er.
    »Sie wollen, daß Männer Ihren Arsch küssen?« sagte Helen.
    Er ging davon, beide Hände in die Luft gereckt, als verzweifle er an der Welt. In diesem Moment röhrte ein zweimotoriges Wasserflugzeug auf Wipfelhöhe über den Sumpf, während ein Rohr am Heck schwarze Rauchwolken über die Sonne blies.
    An diesem Abend joggte ich zur Zugbrücke auf der unbefestigten Straße, während Wetterleuchten die Wolken marmorierte und Glühwürmchen wie nasse Streichhölzer über dem Bayou aufflackerten und verglühten. Anschließend machte ich Liegestütze und Klimmzüge an der Stange im Garten und ging früh ins Bett.
    Kurz bevor ich einschlief, hörte ich den Regen in den Bäumen und Bootsie, die sich im Badezimmer auszog; dann fühlte ich ihr Gewicht neben mir auf der Matratze. Sie drehte sich auf die Seite, preßte Bauch und Brüste an mich,