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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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zufällig an Selbstüberschätzung, was?«
    Ein Schwarzer brachte eine Flasche Dixie-Bier auf einem Metalltablett. Scruggs gab ihm eine Vierteldollar Trinkgeld und wischte den Flaschenhals mit seiner Hand ab.
    »Ich bin der Mann, der das hat, was Sie haben wollen, mein Sohn. Sonst säßen Sie nicht hier«, antwortete er.
    »Sie haben Geld von Ricky Scarlotti genommen und dann alles versaut, was zu versauen war. Und jetzt haben Sie den Mob und einen Psychopathen wie Boxleiter am Hals«, sagte ich.
    Er trank einen Schluck Bier, starrte ins Astwerk der Kiefern und lutschte schmatzend an seinen zweiten Zähnen, die Miene unbeweglich. Trotzdem entging mir die leichte Veränderung in seinen Augen nicht. Ich sah die Glut in seinen Pupillen aufglimmen, als habe der Wind Asche von der Kohle geblasen.
    »Wir sind uns gar nicht so unähnlich«, sagte er. »Sie wollen den Reichen an den Kragen. Für so was habe ich einen Riecher, mein Junge. Den Armen kommt der Haß aus allen Poren. Und der läßt sich nicht mit Seife abwaschen. Deshalb stinken die Nigger, wie sie stinken.«
    »Sie haben unter den Menschen dieser Gegend viel Unheil angerichtet, Scruggs. Ich hatte eigentlich gehofft, Sie würden hier einen Showdown provozieren.«
    »Haben Sie eine Trumpfkarte im Ärmel?«
    »Mein Partner hat Ihre Visage genau im Fadenkreuz. Sie hat sich auf diesen Abend schon sehr gefreut, Sir. Genießen Sie Ihr Bier. Wir erwischen Sie dann unten an der Straße.«
    Ich ging zum Parkplatz und wartete darauf, daß Helen mit meinem Pickup hinter dem Motel hervorkam. Ich sah mich nicht um, aber ich fühlte seinen Blick in meinem Rücken. Als Helen vor mir anhielt, das Schnellfeuergewehr mit Zielfernrohr auf einem Stativ, Staubwolken hinter den Rädern aufwirbelnd, streckte sie die Hand aus dem Fenster und zielte mit dem Finger auf Harpo Scruggs.
    Am Dienstag morgen ließ mich der Sheriff in sein Büro kommen.
    »Hab gerade den Bericht von Scruggsʼ Schatten gekriegt«, sagte er. »Er ist mit dem Amtrak nach Houston gefahren, hat die Nacht in einem mexikanischen Puff verbracht und ist dann nach Trinidad, Colorado, weitergeflogen.«
    »Er kommt zurück.«
    »Schätze, ich habe neue Einsichten über Kriege gewonnen. Wenige Leute zetteln sie an, und wir, der Rest, fechten sie aus. Ich rede über all die Leute, die unseren Bezirk als Kloschüssel benutzen. Habe den Eindruck, dieser Staat entwickelt sich allmählich zu einem Tollhaus.« Draußen vor dem Fenster erregte etwas seine Aufmerksamkeit. »Ah, ohne ihn wäre mein Morgen nur die halbe Miete wert. Cisco Flynn ist gerade durch den Haupteingang gekommen.«
    Fünf Minuten später nahm Cisco vor meinem Schreibtisch Platz.
    »Gibtʼs was Neues über die Kerle, die Megan überfallen haben?«
    »Ja. Einer von ihnen hat ist Gras gebissen.«
    »Und? Ist Swede in diesem Punkt entlastet?«
    »Meinen Sie, ob ich sein Alibi überprüft habe? Er hat eine denkwürdige Nummer im Kino abgezogen. Wasser plätscherte aus der Herrentoilette bis ins Foyer. Ungefähr um fünf Uhr nachmittags.«
    »So wie ich das sehe, sollte er damit aus dem Schneider sein.«
    »Möglich.«
    Ich beobachtete ihn. Seine rotbraunen Augen lächelten ins Leere.
    »Megan ist ziemlich geknickt. Sie hat Angst, den Verdacht auf Swede gelenkt zu haben«, sagte er.
    »Sagen Sie, was Sie wollen, Cisco, der Mann ist gefährlich.«
    »Und was ist mit dem Cowboy, der den freien Fall aus einem Hotelfenster geprobt hat? Für wie gefährlich würden Sie den einschätzen?«
    Ich antwortete nicht. Wir starrten uns über den Schreibtisch hinweg an. Dann wandte er als erster den Blick ab.
    »Hat mich gefreut, Dave. Danke für die Pistole, die Sie Megan gegeben haben«, sagte er.
    Ich beobachtete stumm, wie er die Bürotür öffnete und in den Korridor hinaustrat.
    Ich stützte die Stirn in die Hand und starrte auf meine grüne Schreibunterlage. Warum war ich nur so blind gewesen? Gegenüber dem Kollegen von der Mordkommission von San Antonio hatte ich sogar den Ausdruck »Luftakrobat« benutzt.
    Ich verließ das Gebäude durch den Seitenausgang und erwischte Ciso noch an seinem Wagen. Es war ein herrlicher Tag, und sein sonnengebräuntes Gesicht wirkte golden und beinahe schön im kalten Licht.
    »Sie haben den toten Mann einen Cowboy genannt«, sagte ich.
    Er grinste nachdenklich. »Und? Was ist schon dabei?« erwiderte er.
    »Wer hat je was davon gesagt, wie der Bursche angezogen war?«
    »Mit ›Cowboy‹ habe ich ›Vollstrecker‹ gemeint. So nennt man

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