Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
legte ein Bein über meines und ihre Hand auf meine Brust.
»Du fühlst dich zu Leuten mit Problemen hingezogen? Mein Problem ist, daß ich es nicht ausstehen kann, wenn andere Frauen meinem Mann Avancen machen«, sagte sie.
»Schätze, mit dem Problem kann ich leben«, erwiderte ich.
Sie hob ihr Knie und stieß es mir in die Rippen. Dann nahm sie meinen Penis in die Hand, hob ihr Nachthemd und setzte sich rittlings auf meine Schenkel, beugte sich über mich und sah mich an.
Draußen vor dem Fenster konnte ich die harten Konturen eines Eichenastes sehen, gefangen im Mondlicht, glitzernd vor Regentropfen.
Der nächste Tag war Samstag. Vor dem Morgengrauen schreckte ich aus einem Traum auf, der wie Spinnweben hinter meinen Lidern lauerte. Der Traum handelte von Megan Flynn, und obwohl ich wußte, daß es keine wirkliche Untreue war, beunruhigte er mich doch ebenso tief wie ein Eisenband, das sich einem ums Herz legt.
Im Traum stand sie auf einem Streifen gelber, festgebackener Erde, einen baumlosen, purpurfarbenen Berg im Rücken. Der Himmel leuchtete wie Messing, erglühte vor Hitze und Staub. Sie kam auf mich zu, mit ihrem komischen Hut, ihren staubfleckigen Khakiklamotten, einen roten Schal mit Fransen um die Schultern geschlungen.
Doch das Rot um ihre Schultern war kein Stoff. Die Wunde in ihrer Kehle hatte ihrem Gesicht alles Blut entzogen, ihre Bluse durchweicht und die Fingerspitzen benetzt.
Ich ging zum Bootsanleger hinunter, tauchte ein Handtuch in das Eiswasser unten in der Kühlbox und preßte es auf meine Lider.
Es war nur ein Traum, sagte ich mir. Doch das Gefühl, das damit einherging, war wie Gift, das man ins Muskelgewebe injiziert hatte, und wollte nicht weichen. Ich kannte es aus Vietnam, von jenen Augenblicken her, als ich wußte, daß der Tod anklopfen würde, entweder bei mir oder einem anderen, für den ich verantwortlich war, und es hatte mich dann alle Energie gekostet, die ich mobilisieren konnte, um in ein Boot hinauf ins Landesinnere zu steigen, während ich versuchte, die Angst in meinen Augen, den trockenen Mund, die scharfe Ausdünstung unter meinen Achseln vor den anderen zu verbergen.
Aber das war im Krieg gewesen. Seit damals hatte ich den Traum und diese begleitenden Empfindungen nur einmal gehabt ... in meinem eigenen Haus, in der Nacht, als meine Frau Annie ermordet worden war.
Vor zwanzig Jahren hatte Alex Guidry ein stahlgraues, zweistöckiges Fachwerkhaus am Rand von Franklin besessen, mit einem Treppenaufgang an einer Seite und einer Fliegengitterveranda im zweiten Stock, auf der er in den heißen Monaten geschlafen hatte. Jedenfalls behauptete das der gegenwärtige Eigentümer, ein älterer Mann namens Plo Castille. Seine bernsteingelb gegerbte Haut war haarlos wie die eines kleinen Jungen, und seine Augen hatten den bläulich feuchten Schimmer einer Auster.
»Ich hab den Besitz vor zehn Jahren von Mr. Alex gekauft. Hat mir nen guten Preis gemacht, weil mir schon das Nachbarhaus gehört hat«, sagte er. »Er hat gleich dort drüben auf der Veranda geschlafen, jedenfalls wennʼs nicht kalt war, weil er gelegentlich Zimmer an die Leute von den Ölfeldern vermietet hat.«
Der Hof war gepflegt, mit zwei Palmen und Blumenrabatten entlang des Gitterwerks um das Fundament des Haupthauses, einem Garten neben einer Scheune aus Rohholz und einem Steinbau, verputzt und mit einem Kuppeldach aus Zink.
»Ist das ein Waschhaus?« fragte ich.
»Ja, klar. Er hatte ein paar Angestellte, die für die Leute von den Ölfeldern die Wäsche gemacht haben. Mr. Alex war ein guter Geschäftsmann.«
»Erinnern Sie sich an eine schwarze Frau namens Ida Broussard, Mr. Plo?«
Er nickte. »Ihr Mann war doch der, der in Angola gewesen is. Hatte nen kleinen Laden.« Sein Blick ruhte auf einem Zuckerrohrfeld jenseits des Stacheldrahtzauns.
»Ist sie mal hier gewesen?«
Er zog ein Päckchen Tabak und Zigarettenpapier aus der Hemdtasche. »Is lange her, verdammt lange.«
»Sie scheinen ein aufrichtiger Mann zu sein. Ich glaube, daß Ida Broussard ermordet wurde. Ist sie je hier gewesen?«
Er gab einen Laut von sich, der nach Halsschmerzen klang.
»Meinen Sie, dasses hier nen Mord gegeben hat, meinen Se das?« Aber er kannte die Antwort bereits, und seine Augen starrten ins Leere, und er vergaß, was er mit Tabak und Zigarettenpapier hatte anfangen wollen. Er schüttelte betrübt den Kopf. »Wünschte, Se wären nich damit zu mir gekommen. Habe einen Streit gesehen. Ja, da gibtʼs nichts zu
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