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Sumpffieber

Sumpffieber

Titel: Sumpffieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicente Blasco Ibañez
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glücklich waren wie sie selbst in diesem vom Wasser umgebenen Schlammwinkel.
    Ihre Feindinnen gaben allerdings keine Ruhe; die Samaruca spionierte so gut, daß Neleta und Tonet Besorgungen in den Seedörfern vorschützen mußten, um sich ungestört sehen zu können. Neleta war es, die hierfür die raffiniertesten Vorwände erfand, so daß der Kubaner sich argwöhnisch fragte, ob sie nicht wirklich diese Listen bei früheren Liebschaften, von denen man im Dorf munkelte, gelernt haben möchte.
    Neleta dagegen machte sich nichts aus allen Nachreden. »Tonet, dasselbe, was meine Feindinnen jetzt sagen, brachten sie auch vor, als wir beide nur gleichgültige Worte miteinander wechselten ...«
    Absolut sicher, daß niemand sie eines Fehltritts überführen konnte, scherzte sie in der Taverne vor aller Welt mit Tonet in einer Weise, die sogar beim Großvater Ärgernis erregte.
    »Aber was denn? ... Sind wir nicht zusammen aufgewachsen?« fragte ihn die schöne Wirtin beleidigt. »Muß ich Tonet nicht gut sein wie einem Bruder, wenn ich an alles denke, was seine Mutter für mich getan hat?« Cañamel gab ihr recht und lobte die Denkungsart seiner Frau. Worin der Wirt aber weniger mit ihr übereinstimmte, war die Meinung über TonetsVerhalten als Sozius. Der Junge tat, als hätte er einen großen Lotteriegewinn gemacht ... amüsierte sich ... und ließ Fischerei Fischerei sein! Gewiß, die Sequiota gab gute Erträge – wenngleich nicht mehr die fabelhaften Fänge früherer Zeiten. Immerhin kamen Nächte vor, in denen man hundert Arrobas Aale faßte. In dieser Hinsicht ging es nicht schlecht mit den Geschäften der Gesellschaft; aber Cañamel war für Gerechtigkeit: jeder sollte seine Pflicht erfüllen, ohne die anderen zu mißbrauchen.
    »Ich versprach mein Geld und habe es gegeben. Netze, Reusen, Tauwerk sind angeschafft worden – ein Haufen, so hoch wie die Taverne. Und Tonet? Er versprach, bei der Arbeit zu helfen; doch kann man ohne Übertreibung behaupten, daß er bis heute noch nicht einen einzigen Aal mit eigenen Händen gefangen hat!«
    Die ersten Nächte war Tonet zwar mitgefahren, hatte sich aber damit begnügt, die Zigarre im Mund, zuzusehen, wie der Großvater und die angeheuerten Fischer Aale und Schleie aus den Reusen holten. Dann wurde ihm selbst das zuviel. Um ihn durch sein Beispiel anzufeuern, entschloß sich Cañamel unter Ächzen und Seufzen, die Mannschaft einige Male zu begleiten. Jedoch aus diesem Opfer leitete der Schlingel sofort einen triftigen Grund ab, in der Taverne zu bleiben, indem er ganz frech erklärte, daß Neleta sich allein ängstigen würde.
    Für die gute Durchführung des Unternehmens hätte zweifellos der alte Paloma genügt, der noch niemals mit solcher Lust gearbeitet hatte wie jetzt als Herr der Sequiota. Aber – zum Teufel! – Vertrag ist Vertrag! Und Cañamel fand, daß der junge Mann ihm etwas stahl, wenn er sein Leben derart genoß und sich nicht im geringsten um das Geschäft kümmerte. Das Glück von diesem Faulpelz! ... Nur die Furcht, der Kubaner könnte das Abkommen kündigen, zügelte Onkel Pacos Entrüstung! Derweile wurde Tonet fett, da er in der Taverne nur die Hand auszustrecken brauchte, um jeden Wunsch befriedigt zu sehen. Er aß das Beste, was im Hause war, füllte sein Glas aus allen Fässern, großen und kleinen, und manchmal – einem tollen Impuls gehorchend, der ihn trieb, sein Besitzrecht zu bekräftigen – wagte er sogar, Neleta unter dem Schanktisch zu streicheln. Und das in Gegenwart von Cañamel, vier Schritte entfernt von den Gästen, von denen einige das Paar nicht aus den Augen ließen!
    Bisweilen erfaßte ihn auch das Verlangen, mal wieder einen Tag außerhalb der Albufera, in Valencia oder den Dörfern der Küste zu verbringen.»Gib mir einen Duro!« stellte er sich dann befehlshaberisch vor Neleta auf. »Einen Duro? ... Für was?« Die grünen Augen der Wirtin musterten ihn herrisch; sie reckte sich mit dem ganzen Zorn der ehebrecherischen Frau, die selbst nicht betrogen sein will. Wenn sie indes im Blick des großen Burschen einzig und allein den Wunsch zu bummeln entdeckte, gab sie ihm so viel Geld, wie er verlangte.
    »Komm bald zurück!«
    Doch während sie ihm lächelnd nachsah, machte Cañamel seinem Ärger Luft: »Ich wollte schon alles hingehen lassen, würde er auch nur den kleinen Finger für unser Unternehmen rühren. Aber nein! ... Und nicht genug damit, daß er die halbe Taverne auffuttert, läßt er sich auch noch Geld von dir

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