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Suna

Suna

Titel: Suna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ziefle Pia
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Verlobungsvorbereitungen ganz lebendig wurde. Der Sarkasmus, den er gegenüber »gesellschaft­lichen Ritualen« so gern an den Tag legte, fiel gänzlich weg, und neben mir stand ein Mann, der den Gang der Dinge eigentlich gern verändert hätte, aber gefangen war in der Überzeugung, dass seine Möglichkeiten dazu nicht ausgereicht hätten.
    Er präparierte eine kleine Schachtel erlesenster Pralinen. Sorgfältig nahm er die mittlere (die einzige mit dunkler Schokolade) heraus, schälte sie sorgsam aus ihrer goldenen Verpackung und legte sie zur Seite. Dann nahm er die Goldfolie und wickelte den Verlobungsring darin ein. Schließlich aß er seine Beute und genoss das zarte Gefühl und den leicht bitteren Geschmack, den die Praline auf seiner Zunge hinterließ.
    Im Postamt herrschte dichtes Gedränge. Er hatte ver­gessen, dass Mitte Dezember war. Er wartete eine ganze Stunde. Er ging noch einmal seine Versuchsanordnung durch. Die Ausführung. Die Idee. Die beiden Ergebnisse, mit denen zu rechnen sein konnte. Zu seiner Erleichterung stellte sich sofort die Erregung ein, die er stets verspürte, wenn er seine Listen abgearbeitet hatte. Er rückte vor bis zum Schalter und gab das Paket an Magdalena auf.
    Der Stempel des Postbeamten sauste nieder, kurz zuckte er zusammen, aber dann verließ er zufrieden und mit dem sicheren Gefühl, das Entscheidende bereits hinter sich zu haben, das Postamt.
    »Do ğ an«, sagte Kamil eines Tages zu seinem Bruder, »ich brauche deinen Rat.«
    »Julka kommt nicht mit?«
    »Nein, sie ist bei einer Freundin«, sagte Kamil ausweichend.
    Sie setzten sich in den Wagen, und Do ğ an schaltete das Autoradio ein. Er brauchte nicht zu fragen, wohin der Bruder wollte. Sie nahmen immer denselben Weg durch den Wald hinauf an den See im Hochtal.
    »Julka ist schwanger, ist es das?«, fragte Do ğ an.
    »Woher weißt du das?«, fragte Kamil.
    »Bist du mein Bruder? Bist du ein Mann? Wann braucht ein Mann den Rat seines Bruders?«
    Sie fuhren die kurvige Strecke schweigend und konzen­triert.
    »Weiß Julka Bescheid?«, fragte Do ğ an.
    Kamil schüttelte den Kopf.
    »Du hast es ihr nicht gesagt?«
    Do ğ an sah seinen Bruder entgeistert an.
    »Keine Silbe, nicht einen Ton? Die ganze Zeit über? Wie lange seid ihr jetzt zusammen, ein Jahr?«
    Kamil schüttelte immer noch den Kopf.
    »Ich liebe sie«, sagte er leise.
    »Und Ayse?«
    Kamil hatte Tränen in den Augen.
    »Was denn? Was soll ich machen?«
    »Du gehst mit ihr ins Bett, und sie bekommt ein Kind, und du sagst nichts? Monatelang? Wie kannst du schlafen? Wie kannst du ihr in die Augen sehen?«
    »Ich schlafe nicht mehr, nicht, seit das Kind unterwegs ist«, sagte Kamil.
    Sie stiegen aus.
    Do ğ an lehnte sich gegen den Wagen und öffnete eine Dose Bier, den Verschluss schnippte er in den Wald.
    »Du gehst zurück ins Dorf und bringst alles in Ordnung«, sagte Do ğ an nach einer Weile.
    »Das geht nicht«, sagte Kamil.
    »Warum nicht?«
    Kamil scharrte mit den Fußspitzen im Sand herum.
    »Sie wird nie zustimmen«, sagte er.
    »Hast du sie gefragt?«
    Kamil nickte.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Do ğ an.
    »Ich liebe Julka«, sagte Kamil noch einmal.
    Julka war über ihre Schwangerschaft nicht glücklich. Sie hatte Angst, ihre Arbeit zu verlieren und zurück nach Serbien geschickt zu werden. Aber sie war wie eine Katze, sie hatte sieben Leben.
    Frau Jost sah eines Morgens auf dem Weg zur Fabrik, wie Julka über einem Blumenbeet stand und sich über die Herbstastern erbrach. Frau Jost hatte selbst Kinder und erfasste auf den ersten Blick, dass Julka keine Migräne hatte, wie sie ihr weismachen wollte.
    »Wie lange wissen Sie es denn schon?«, fragte Frau Jost.
    »Keine Ahnung«, sagte Julka.
    »Wer ist denn der Vater?«, fragte die Ältere.
    »Sage ich nicht«, sagte Julka.
    »Gut. Sie müssen es nicht sagen. Aber so können Sie nicht hierbleiben, das wissen Sie? Haben Sie Verwandtschaft, da, wo Sie herkommen?«
    Julka sagte nichts. Es war genau, wie sie geahnt hatte. Sie stellte ihre Kaffeetasse auf den Tisch und stand auf.
    Frau Jost stand ebenfalls auf.
    »Warten Sie«, sagte sie, »warten Sie doch. Ich will Sie nicht verlieren. Sie sind meine beste Arbeiterin am Band. Wenn Sie mir ein bisschen entgegenkommen, dann findet sich eine Lösung für Sie – und für das Baby.«
    Julka setzte sich wieder.
    »Können Sie es nicht – zu Hause bekommen?«, fragte Frau Jost.
    »Und ohne das Baby zurück?«, fragte Julka entsetzt.
    »Viele machen

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