SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
zwinkerte.
Hag
. Shanija dachte spontan an die Werbeeinblendungen am Getränkeautomat in den Quartieren der Cygnus-Basis – damals, bevor die W ILD R AMS ZU ihrer wichtigsten Mission aufgebrochen waren. Zu diesem Selbstmordkommando. Und doch hatte Shanija sich dabei wohler gefühlt als in der Rolle der gestrandeten Geschwaderkommandantin. Sie war gut darin, Situationen schnell und präzise zu analysieren, Befehle auszuführen, zu erteilen und gerade so viel mit dem Risiko zu spielen, wie nötig war. Aus politischen Rangeleien oder zivilen Streitigkeiten hatte sie sich – von den Bandenkämpfen in ihrer Jugend abgesehen – herausgehalten.
Kalkuliert langsam drehte sie sich dem Mann in genau sitzenden, teuren Klamotten und Umhang zu.
Eine Antwort ist das Echo auf eine Frage
, hatte ihr Kwon-Wu, der strategische Ausbilder, im ersten Jahr auf der Militärakademie erklärt.
Das gleiche Prinzip wie beim Schachspielen: Um den Gegner in die gewünschte Richtung lenken, gilt es, ihm ein kurzfristiges Erfolgserlebnis anzubieten
.
Shanijas Bauernopfer sollte ihr Stolz werden. Sie zwang sich zu einem Lächeln. Senkte den Kopf und blickte dem Angeber, der sie mit gut zehn Zentimetern überragte, gespielt schüchtern ins Gesicht.
Er war durchaus ein stattliches Exemplar der menschlichen Rasse, das musste sie zugeben (es war ja nicht so, dass sie vor lauter Pflichtbewusstsein völlig blind war). Hochgewachsen, ordentlich rasiert, mit kräftigen Kiefermuskeln und einer dominanten, aber nicht unförmigen Nase. Dunkelblondes, leicht zerzaustes Haar umrahmte sein Profil und ließ ihn jugendlich wirken. Ganz im Gegensatz zu seinen Augen. Grau waren sie. Steingrau, mit leichten Marmorierungen darin.
»Ich höre?« Hags Mund formte sich zu einem verschmitzten Halbmond.
»Bitte, glauben Sie mir, ich bedaure meinen Auftritt am Tor zu tiefst. Sie hatten vollkommen Recht. Die Hitze hat mir das Gehirn aufgeweicht und mich wie eine Irre handeln lassen. Und meinen Gefährtinnen erging es kaum anders.«
Die Verlogenheit ihrer Worte schmerzte Shanija – so, als hätten die Silben, die sie hervorwürgte, Widerhaken. Trotzdem lächelte sie beständig weiter, während sie fortfuhr: »Haben Sie Erbarmen mit drei reisenden Frauen, denen das Schicksal arg mitgespielt hat.« Sie machte eine Pause und bemühte sich um einen möglichst verführerischen Augenaufschlag, den sie sich von As’mala abgeschaut hatte. »Bitte, als Kavalier und Gentleman, überlassen Sie uns großzügigerweise das Apartment. Der Hotelier wird Sie sicher irgendwo anders fürstlich unterbringen.« Kurz bevor der Würgereflex sie zu einem Hustenanfall zwang, beendete sie ihre Ansprache und blickte den Widerling erwartungsvoll an.
»Netter Versuch, aber trotzdem vollkommen unglaubwürdig. Das erste Mal?« Mit dieser unverfrorenen Erwiderung ließ er Shanija stehen und marschierte die Treppe hinauf.
Shanija war sprachlos. Dann platzte sie. »Ja, gibt’s denn so was! Ist das hier ein Versammlungsplatz für Irre und Mistkerle?« Wutentbrannt marschierte die ehemalige Kommandantin zum Hauptausgang, stapfte auf die Straße und knallte die Tür hinter sich ins Schloss. »Das war mein letzter Versuch! Ein für alle Mal, ich hab genug. Dann lieber das
Haus zur feuchten Aussicht.«
Spät in der Nacht schleppten sich die drei Gefährtinnen über die verschlungenen Pfade des Gerüstlabyrinths.
Beim Zusammentreffen am Brunnen waren sie allesamt zu ausgelaugt gewesen, um noch großartig von ihren Erlebnissen zu berichten. Einzig Seiya wirkte trotz des turbulenten Tags fröhlich und zufrieden. Neben Wasserschläuchen und jeweils einer Tasche mit Proviant hatte sie offenbar genug Zeit gehabt, um sich neu einzukleiden. Statt des giftgelben Tülls umschmeichelte jetzt ein Kleid aus violetter Seide ihren zierlichen Körper – knöchellang und an der Seite geschlitzt. Ein mit Sternen bestickter Schal um die Hüfte rundete das Ensemble ab.
Die Erdfrau konnte nicht umhin, die Prinzessin für ihren Adel zu bewundern. Würdevolles Auftreten und Eleganz zählten nicht gerade zu Shanijas Stärken. Beim Militär ohnehin eine Nebensächlichkeit, und um Festivitäten hatte sie sich zumeist gedrückt. Hier, im Trubel fremder Kulturen, hing einer solchen Begabung beachtenswerte Macht an. Wahrscheinlich hätte Seiya den arroganten Herrn Hag mit links um den Finger gewickelt.
Shanija, die es gewohnt war, sich im Hintergrund zu halten, fühlte sich hier damit immer ein wenig deplatziert. Ganz im
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