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gekommen war. Langsam erahnte sie ein Muster. »Pong, kannst du seine Position orten?«
Der Drache erhob sich mit ein paar langgezogenen Flügelschlägen in die Luft und segelte in einer Spiralbewegung wieder zu ihr herab.
»OPA sagt: Am Ende der Straße«, raunte er, als er auf Kopfhöhe angelangt war.
Die ehemalige Kommandantin zog ihr Schwert. »Tyr, wach auf und streck dich. Es gibt Arbeit.«
Die magische Waffe gehorchte und baute sich unter leisem Ächzen zu seiner vollen Größe auf. Shanija packte den Griff fester und legte die andere Hand unterstützend ans Heft der Waffe.
Mit aller Macht versuchte sie die chaotischen Gedanken auszublenden, sich zu konzentrieren.
Nur mit klarem Kopf und Entschlossenheit kann man siegen
.
Aber ihr Kopf war nicht klar und ihre Entschlossenheit irgendwo im Sumpf der Mysterien verloren gegangen.
Schwarzer, wuselnder Teer schob sich über die Bohlen und an den Häuserwänden entlang auf sie zu und brachte die Stimmen zurück, lauter als je zuvor. Beschwörende, bezirzende Worte, die Shanija schwindlig machten.
Figuren türmten sich aus dem Meer aus schwarzem Gewimmel auf. Lockende, winkende Hände. Wiegende Arme. Streichelnde Finger. Dahinter die Silhouette des Mönchs.
Shanija ließ ihr Schwert sinken. »Erlöst mich endlich!«, rief sie. Und das Ungeheuer kam, um ihren Wunsch zu erfüllen.
Die Woge der Insekten schoss heran – mal von links, dann von rechts, als wollte man sie vor sich hertreiben.
Doch Shanija blieb stehen, wie sehr Pong auch mit seinen kleinen Ärmchen an ihr zerrte.
»Shanija, verflixt nochmal! Was macht du? Einen öffentlichen Selbstmord inszenieren?« As’malas Stimme.
Wie in Trance beobachtete die Erdfrau ihre Gefährtinnen, die sich schützend um sie scharten. Die Prinzessin nahm den Kopf zurück, öffnete den Mund, und die erste Riege der Angreifer erstarrte zu Eis.
Und noch jemand fegte durch die Schar der Angreifer – Muksch. Wie ein überdimensionaler Igel aus Chrom walzte er durch die Reihen, zermalmte und spießte auf, was ihm in die Quere kam. Doch die Schneisen füllten sich genauso schnell wieder, wie sie geschlagen wurden. Der Feind war übermächtig.
Da zog er sich plötzlich zurück.
Shanija starrte auf die sekundenschnell leer gefegte Straße. »Habt ihr das gesehen?«
»Und ob! Offenbar sind deine Einbildungen realer als wir dachten«, antwortete die Diebin und wischte Stilett und Handaxt sauber.
»Was wollen diese Kreaturen?« Shanijas Verstand ordnete sich nur langsam.
»Dich und deine Gabe würde ich meinen«, warf Seiya ein.
»Hallo? Pong an Höhenflieger! Bin ich der Einzige hier, der sich über diesen Monstermutantenigel wundert?«, mischte sich der kleine Drache mit hysterischem Unterton ein, hüpfte in Wellenlinien auf und ab und deutete aufgeregt auf Muksch.
Shanija rieb sich die Schläfen und seufzte. »Darf ich vorstellen: Pong, das ist Muksch, unser neuer Begleiter. Muksch, Pong.«
Der Drache schlängelte um den rückverwandelten Kampfbär herum und beäugte ihn misstrauisch. »Ist das mein Ersatz? Willst du mir auf diese Weise sagen, dass du genug von mir hast?« Er züngelte. »Aber meine Kristalle bekommt dieses Felldings nicht. Nicht einen Einzigen!«
»Das sagt auch keiner. Glaubst du, ich bin dir bis nach Khatasta gefolgt und habe mein Leben im Kampf gegen dieses Fressmonster namens Slintan riskiert, um dich eine Woche später wegzujagen?«
»Aber das war …«
»Bitte, Pong, ich bin nicht in der Stimmung zu streiten.« Shanija tippte sich gegen die Brust, und ihr drachengewordenes Gefechtsmodul murrte zwar, gehorchte jedoch. Zu As’mala und Seiya gewandt sagte Shanija anschließend einen Satz, der ihr nur schwer über die Lippen kam. »Ich brauche Hilfe.«
»Was du schleunigst brauchst, ist eine Fahrt raus aus dieser Stadt, ein ordentliches Essen, ein Bett und etwas Ruhe«, meinte die Diebin und lächelte. »Wie sagtest du, hieß die Nobelabsteige, in der dieser liebreizende Macho wohnt?«
Während Seiya sich allein auf den Weg zum Tor machte, um die Kette mit Diamantanhänger, die As’mala von Maltes zum Abschied geschenkt bekommen hatte, gegen orangefarbene Murmeln einzutauschen, begleiteten die Diebin und Muksch Shanija zum
Paradieshof
. Shanija hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Kette und des damit verbundenen Andenkens, aber As’mala tat es mit einem Achselzucken ab. »Wie gewonnen, so zerronnen. So läuft das bei mir immer. Vergessen werd ich Maltes deswegen noch lange nicht. War
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