SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
ein wirklich netter Kerl.«
»Ich sagte Ihnen doch bereits bei Ihrem letzten Besuch, dass das in Frage kommende Apartment vergeben ist. Und daran hat sich nichts geändert«, sagte der Hotelier und rümpfte sichtlich pikiert die Nase.
»So, so. Ist der Herr, der unbedingt in zwei Zimmern wohnen muss, da?«, fragte As’mala. »Wie hieß er noch gleich? Quark?«
»Hag«, verbesserte Shanija.
»Darren Hag, um genau zu sein. Bedaure, Herr Hag ist nicht anwesend.«
»Warum sind Sie da so sicher? Können Sie durch Wände sehen?« As’mala drückte ihren Busen an den Tresen und beugte sich vor.
Hauptsache, er beherrscht diesen Hände-Klatsch-Trick nicht
, dachte Shanija und lächelte nervös.
Der ältere Mann im Rüschenfrack blinzelte irritiert, als die Diebin noch näher rückte. »Wenn Herr Hag hier wäre, würde ich wirklich
alles
tun, um ihn umzustimmen. Sie verstehen?«
Am liebsten wäre Shanija vor Scham im Boden versunken. Was für eine platte Anmache! Aber sie funktionierte. Und Shanija begann ein weiteres Mal, die taktische Relevanz dieser ausgesprochen unkonventionellen Waffe zu überdenken. Sie hatte gelernt, sich wie ein Militär zu bewegen und zu verhalten, im Hüftschwingen, verbunden mit den etwas höher befindlichen Argumenten, war sie völlig ungeübt.
»Wenn … wenn ich es recht bedenke …«, stotterte der Hotelier, der mittlerweile deutlich schwitzte. »Der Herr von Apartment Siebzehn könnte vielleicht doch …«
Bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, stieß sich As’mala von der Theke ab und lief die geschwungene Treppe hoch in den ersten Stock. Shanija und Muksch folgten.
»Haustiere sind in unserem Etablissement nicht erlaubt!«, rief der Alte hinterher.
Der Plüschbär sprang einem Gummiball gleich die Stufen nach oben und pirschte anschließend, mit der Schnauze in den Teppichflusen, den Flur entlang.
Tock, tock
.
Tock, tock, tock
.
Hinter der Tür mit der Nummer Siebzehn regte sich etwas. Schritte. Das Klimpern eines Schlüssels. Ein Klack.
Die Tür ging auf, und Mister Lackaffe blickte ihnen überrascht entgegen. »Ihr schon wieder?«
As’mala ging augenblicklich zum Angriff über. Sie grinste frech, zupfte wie beiläufig an ihrem eng geschnürten Mieder aus transparentem, blauem Tüll. »Herr Darren Hag. Können wir die Streitereien nicht vergessen und nochmal ganz von vorn beginnen? Mein Name ist Asanfirigylwyddinmala, kurz As’mala für meine Freunde, und das ist…«
»Shanija Ran, wie ich beim Rathaus vernommen habe«, unterbrach Hag, reichte der Erdfrau die Hand und trat zwischen sie und die verdutzte Diebin. »Hat die Raubkatze sich wieder beruhigt?«
Bevor Shanija etwas erwidern konnte, legte As’mala ihre Hand auf die des Mannes und sagte: »Die
Raubkatze
ist erschöpft und braucht dringend Ruhe und Schlaf. Wie wäre es also, wenn Sie wieder gut machen, was Sie beim Einlass und heute Mittag angerichtet haben? Überlassen Sie uns das Apartment. Als ganz offensichtlich wohlhabender und einflussreicher Ehrenmann finden Sie doch spielend Ersatz. Und Sie können es bestimmt nicht zulassen, dass drei arme Frauen wie wir auf der Straße übernachten müssen.«
Dem Gegner seine Schwäche zu offenbaren war normalerweise keine besonders kluge Strategie, um Mitgefühl zu heischen kein populärer Charakterzug. Auf der Erde nicht und auch auf Less nicht, soweit Shanija das bisher beurteilen konnte. Andererseits … wen man nicht besiegen konnte, den machte man sich am besten zum Freund. Wenn er es denn zuließ.
Darren Hag ließ es zu. Ohne viele Worte arrangierte er seinen Umzug vom Apartment in ein kleineres Zweibettzimmer. Als »Gegenleistung« bestand er auf einem gemeinsamen Abendessen in der hoteleigenen Wirtsstube auf seine Kosten. Eine angenehme Abwechslung.
Shanija nutzte die Zeit, bis Seiya mit dem Murmelnachschub zurück war, um sich ausgiebig zu duschen. Auch As’mala machte sich zurecht, flocht ihr langes strohblondes Haar zu neuen Zöpfen und drapierte diese anschließend zu einer kunstvollen Steckfrisur.
»Mal sehn, ob der Stockfisch doch noch anbeißt«, sagte sie froh gelaunt und zwinkerte. »Oder willst du ihn?«
Shanija hob abwehrend die Hand. »Ich bin nur auf der Durchreise. Für deinen Verschleiß an Männern fehlt mir die Sammelleidenschaft.«
»Sicher?« Die Diebin grinste sie von der Seite an.
»Ganz sicher«, antwortete Shanija und dachte dabei an ihre Gefühlsaufwallungen am Rathaus zurück. Ein Hauch dieser Sehnsucht steckte noch
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