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menschlich aus«, sagte Shanija und suchte in ihrer Erinnerung nach verräterischen Details.
»Jemand wie wir kann kein Adept werden.
Mensch
ist eine Art Schimpfwort bei diesen Archivaren«, erklärte Seiya mit einem Seitenblick auf die Diebin.
»Und das Zentralarchiv? Werden sie uns dort eine Antwort geben?« Auf diese Frage herrschte längeres Schweigen.
Als das Ende des Seils in Sicht kam, ließen die Zwei die Zahnradkurbel los, Shanija rastete die Bremse ein, und die Transportkabine blieb schwankend auf Höhe eines leuchtend orangefarbenen Landungsstegs stehen.
»Na dann, auf zu Rathaus Nummer Zwei«, brummte As’mala.
Als Shanija ausstieg, spürte sie ein Ziehen in ihrem Körper. Zwischen das andauernde Wortgewimmel der Flüstertüte mischte sich fremdes Gewisper, eine leise Melodie.
Ihr Blick wanderte umher, suchte die Umgebung nach weiteren Verfolgern ab. Und blieb an einem langen, vom Wind aufgebauschten Umhang hängen. Einbildung? Verfolgungswahn? Oder kam dort drüben, über eine der Hängebrücken, nicht derselbe arrogante Kerl, der sich am Tor vorgedrängelt und ihr danach das letzte bewohnbare Zimmer vor der Nase weggeschnappt hatte?
Aber diesmal nicht, diesmal bin ich die Erste!
Shanija blickte nach oben. »Wer am höchsten baut, gewinnt. Also müssen wir hier lang. Die Leitern hoch. Schnell!«
Mit Muksch an der Spitze eilte die Truppe Stiege um Stiege hinauf, bis sie auf einem kleinen, in verschiedenen Orangeschattierungen bemalten Platz ankamen.
Eine Traube Wartender stand am Fuß einer erhöhten Terrasse. Rechts und links bewachten zwei dunkelhäutige, groß gewachsene Frauen in kostümartigen Uniformen eine hüfthohe Schwingtür – der Einlass in das Freiluftbüro der frischgebackenen Bürgermeisterin.
»Wieder so eine Kröte.« Shanija stöhnte.
»Und dazu noch eine Weibliche. In der Not fressen die sogar ihre eigenen Kinder«, erklärte As’mala voller Abscheu.
Folgsam stellten sie sich in die Schlange und Shanija konnte nicht umhin, von Zeit zu Zeit einen Blick hinter sich zu werfen, um nach dem Fatzke im Umhang Ausschau zu halten. Arrogant und unverschämt war er. Straßenköterblond war er; eine Farbe wie nasser Sand. Und dazu diese Augen … zwei Monde auf der Wasseroberfläche eines tiefen Brunnens. Unergründlich. Sehnsüchtig …
»Shanija?«
»Was?« Die Erdfrau blickte in Seiyas besorgtes Gesicht.
»Geht’s dir nicht gut? Du träumst doch sonst nicht am helllichten Tag.«
Die Prinzessin hatte Recht. Irgendwas stimmte nicht. Diese ganzen süßlichen Bilder, die sich neuerdings in ihre Gedanken schlichen, waren völlig untypisch für sie. Shanija Ran war keine sentimentale Romantikerin, die alten Liebschaften nachtrauerte oder sinnlich in erotischen Phantasien versank. Sie war Pragmatikerin. Gelegentlicher Sex war in Ordnung, eine Bindung aber nicht bei ihrer Berufung.
Sie nahm die Schultern zurück und straffte sich.
Kopf hoch. Brust raus. Die Augen auf den Feind gerichtet
, befahl sie sich stumm. Doch die flüsternde Melodie ließ sie nicht los. Verscheuchte das Licht und trank die Farben dieser Welt aus. Die Widersacher kamen von allen Seiten, stürmten auf Shanija ein. Graue Schatten, überall Mönche, und dazu dieser eitle Laffe, der mit seinem Reichtum protzte …
Shanija taumelte. Sie spürte, wie Seiya ihren Arm fasste und sie stützte; nicht leicht für das zierliche und kleinere Mädchen. Shanijas Hände suchten fahrig nach einem Halt, fühlten Stoff und krallten sich darin fest.
Die Zeit verstrich.
Kopf wie Watte.
Taub.
Nur diese Stimmen, die sie riefen. Als Shanija die Augen wieder aufschlug, blickte sie in zwei steingraue Monde.
»Na, das nenn ich mal eine umwerfende Begrüßung.« Mister Snob zwinkerte ihr zu und schob sie zurück in die Senkrechte.
Shanija nahm vage die Prinzessin an der einen und As’mala an ihrer anderen Seite wahr. Wut und Scham flossen in ihrem Magen zusammen und entzündeten ihr Blut. Hitze schoss ihr in den Kopf. »Lasst mich! Es geht mir gut! Hauptsache, dieser … dieser Macho fasst mich nicht an!«
»Ein widerspenstiges Kätzchen, was?« Er lächelte. Charmant. Betörend.
Aber Muksch kam ihr zu Hilfe, blähte sich auf wie ein Kugelfisch, verwandelte sein Fell in ein Stachelkostüm und rollte drohend vor dem Kerl auf und ab.
Genau, Muksch. Da ist die Grenze. Keinen Schritt näher, sonst vergesse ich mich
. Shanija ignorierte die fragenden Blicke der Gefährtinnen, machte auf dem Absatz kehrt und rückte in der kürzer
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