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Lösung bereits orten«, antwortete der Rote.
»Sprechen wir über die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen.«
»Eine spannende Frage. Fahr fort, edler Hag.« Der braune Skunk wischte sich mit der rechten Vorderpfote mehrmals über das Gesicht, während sein Schweif trapezartige Bewegungen in der Luft vollführte.
»Wie frei seid ihr in eurer Entscheidung?«, fragte Darren.
»Vollkommen!«
»Ich besitze einen freien Willen, sonst würde ich mich killen.«
»Riskante Worte«, kommentierte Darren mit Blick auf den Rotfelligen. »Angenommen, vor euch liegen zwei vollkommen identische Essenshaufen, welchen …«
»Unrealistische Annahme«, unterbrach ihn der Skunk mit dem braunen Fell.
»Seht es als Gedankenexperiment, einverstanden?«
Die Skunks nickten simultan.
»Ihr steht vor zwei gleichwertigen Portionen – welche wählt ihr?«
»Ich wandere vorbei, weil ich keinen Hunger habe«, antwortete der Braune und malte mit dem Schweif ein Viereck. »Gut, ernsthaft. Hm …« Er kratzte sich am Hals. »Unterstelle ich völlige Wahlfreiheit aufgrund eines freien Willens, dann … dann … äh …« Er ließ den Schweif sinken. »Das ist ein blödes Beispiel, weil ich mich auf dieser Grundlage für keinen der Haufen entscheiden könnte«, maulte er.
»Also führt freier Wille zu keiner Entscheidung«, analysierte Darren.
»Was unmöglich ist! Verspüre ich Hunger, stürze ich mich auf eine der Portionen.«
»Auf welche?«, hakte Darren nach. Mit beiden Armen stützte er sich im Moos ab und lehnte sich mit dem Oberkörper ein wenig nach hinten.
»Wen kümmert's, solange ich danach satt bin?«
»Du weichst mir aus. Für welchen entscheidest du dich?«
»Den Linken!«
Der Schrei eines Tieres mischte sich in die Unterhaltung. Ein pinkfarbener Vogel, der durch den langen, gebogenen Schnabel einem irdischen Nashornvogel ähnelte, landete im Springbrunnen und schwamm zur Wasserkaskade, um daraus zu trinken.
»Warum gerade für den linken Haufen?«, bohrte Darren nach.
»Weil …« Der Blick des Skunk wanderte zu seinem Kumpan, der nicht einmal seinen Schweif bewegte. »Ich habe mich dazu entschieden.«
»Auf welcher Grundlage?«
»Meines freien Willens.« Der Braune antwortete so leise, dass es Shanija fast nicht wahrnahm.
»Der aber bei Gleichwertigkeit zu keiner Entscheidung führt. Und ist das der Fall, ist jede Entscheidung, die wir tagtäglich treffen, nicht von unserem freien Willen getragen, weil uns der nicht entscheiden lässt.«
»Hmpf.« Mehr brachte der Rote nicht hervor.
»Und wie erklärst du, dass wir uns letztendlich zu einer Entscheidung aufraffen?«, wollte der Braunfellige von Darren wissen.
»Meiner Meinung nach ist Willensfreiheit Entscheidungszwang. Und das Schlimmste daran ist, dass wir uns entscheiden müssen, obwohl wir zu wenig wissen. Wäre ich allwissend, wüsste ich über meine Motive, über Alternativen und Konsequenzen meiner Entscheidungen bereits im Vorfeld Bescheid.«
»Wodurch freie Wahl eliminiert wäre«, schaltete sich Shanija ein. »Wir handeln, obwohl unsere Entscheidungsgrundlagen mangelhaft sind.«
»Wir handeln, weil uns die Umstände zwingen«, bestätigte Darren. »Und das Risiko, eine Entscheidung zu treffen, die uns auf dem harten Boden der Realität aufprallen lässt, weil wir in der Rückblende doch das Falsche getan haben – dieses Risiko definiere ich als freien Willen.«
Die Skunks schwiegen. Ihre Schweife hingen so tief, dass sie das Moos berührten. »Eins zu Null für dich, werter Hag«, sagte der Braunfellige, seinen Schweif langsam hebend. »Jetzt zu eurer Aufgabe.« Der Rote rieb sich die Vorderpfoten.
»Du und dein Weibchen, ihr erhaltet je eine Münze, die auf der Vorderseite eine Zahl und auf der Rückseite einen Kopf aufweist.«
Shanija widerstand dem Impuls, dem Skunk eine Kopfnuss zu verpassen, um sich für das Wort »Weibchen« zu revanchieren.
»Ihr werdet getrennt, und ich fordere eure Münzen einzeln zurück. Dabei habt ihr unabhängig voneinander zwei Wahlmöglichkeiten: Ihr könnt kooperieren und gebt die Münze mit der Zahl oben auf zurück. Oder ihr könnt nicht kooperieren und mir Kopf in die Pfoten drücken.«
»Du meinst, wir können uns nicht absprechen?«, fragte Darren.
»Exakt.« Das Stinktier kicherte. »Abhängig von eurer Wahl der Münzseite erhaltet ihr von mir Punkte. Händigt mir jeder Zahl aus, kooperiert ihr also, schreibe ich jedem drei Punkte gut. Reicht mir einer Zahl und der andere Kopf, geht der mit der Zahl
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