SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
in den Raum. »Spuck alles aus, was du aufgesaugt hast, und verzieh dich.«
Zuerst drang ein Quieken aus dem Würfel, dann vergrößerte er sich und schließlich plumpsten Teile der Glasscheibe, das Bettlaken und die Öllampe auf den Bretterboden. Sekunden später verwandelte er seinen Körper in eine Schlange und glitt in den Gang hinaus.
Mun, der gerade zurückkam, wich dem Ezuonen gerade noch aus.
»Und?«, fragte Shanija angespannt.
»Ich befürchte, sie ist verschwunden«, berichtete der Adept. »Niemand hat Seiya heute Morgen gesehen.« In seiner sonst so ruhigen Stimme schwang ein Missklang mit.
Sorge
, erkannte Shanija erstaunt. »Wie es aussieht, wurde Seiya tatsächlich verschleppt.«
Darren durchstöberte bereits den Raum.
»Ein Schattenspieler wie Gorelus wäre jetzt nützlich«, bemerkte As’mala. »Ich glaube nicht, dass wir etwas Verwertbares finden.«
»Ein Schattenspieler zeigt nur eine von mehreren potenziellen Wirklichkeiten«, erwiderte Mun. »Wir benötigen eher einen Vergangenheitsspürer.«
Shanija hob die Bettdecke auf und schaute unters Bett. »Ich verstehe das nicht. Welches Motiv könnten die Entführer haben?«
»Vielleicht ging es nicht um Seiya«, sagte Mun langsam.
»Das denke ich auch«, stimmte Darren zu.
As’mala sah Shanija an. »Sie war in
deinem
Zimmer.«
Shanija hatte bereits ähnliche Schlüsse gezogen, doch sie gefielen ihr nicht. Denn das vergrößerte ihre Schuld nur noch. Allerdings lag es nahe; schließlich hatte sie gerade erst den Anschlag eines fanatischen Sektierers überstanden. Weil sie angeblich die Trägerin der Sonnenkraft war, was für die einen ein Fluch, für die anderen ein Segen schien. Es erschwerte ihre Mission umso mehr; nicht nur, dass sie noch immer nicht wusste, ob es die Urmutter und damit Hoffnung auf einen Start von Less gab, sie musste sich auch noch mit Verfolgern herumschlagen. »Ja. Sie … haben sie verwechselt«, sagte sie schwer. »Mit mir.«
»Bisher wissen nur wenige, wie die Trägerin der Sonnenkraft
genau
aussieht«, meinte Darren. »Und bisher hatten wir es nicht mit menschlichen Attentätern zu tun. Für uns sehen alle Uriani und Kuntar gleich aus, das ist auch umgekehrt so. Ja, eine Verwechslung liegt nahe.« Er bückte sich, stocherte mit seinem Dolch in einer violetten, zähflüssigen Pfütze und gab ein »Hm« von sich.
»Hast du was gefunden?«
»Vielleicht«, murmelte er, um sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. »Ich bin ein Idiot.«
»Seit wann bist du so einsichtig?«, konnte As’mala sich nicht enthalten.
Darren erhob sich und ging zum Waschbecken. Dort klopfte er auf das froschähnliche Steinwesen, das durch diese Berührung zum Leben erwachte. Eine breite, gelbe Zunge schoss aus dem Mund und verharrte vor Darrens Gesicht.
»Keine Zahnpflege. Was hat sich heute Nacht zugetragen?«
Shanija hob überrascht die linke Augenbraue. Sie hatte sich schon über den Sinn der braunen Steinfigur gewundert.
»Ein ballonschartiges Weschen«, gab der Frosch langsam mit röchelnder Stimme Auskunft, »geschtern nascht in Raum geschwuhngen. Esch gab Kampfh. Mensch bethäubth und insch schich einverleibscht.«
»Fielen Namen?«
»Schonenkraftthrägerin.«
Die Zunge des Zahnreinigers, die während der Sätze einen wilden Tanz vollführt hatte, verschwand im Maul. Das Wesen versteinerte wieder.
As’malas Miene verdüsterte sich. »Woher konnten die Entführer wissen, in welchem Zimmer du schläfst?«
»Der Wirt«, gaben alle spontan gleichzeitig Antwort.
»Den kauf ich mir«, rief As’mala und knackte mit den Fingern.
»Tu das. Ich suche nach weiteren Hinweisen«, sagte Darren und beugte sich aus dem Fenster.
Shanija begleitete As’mala nach unten. Sie fanden die Rezeption allerdings verlassen vor.
»Im Frühstücksraum«, vermutete As’mala, ging voraus und drückte die Tür so kräftig auf, dass sie gegen die Mauer prallte.
Die anwesenden Gäste, Shanija zählte rasch vier Männer und neun Frauen, fuhren überrascht hoch. Ein Mann mit blondem Vollbart verschluckte sich und hustete gequält.
Der Wirt, wie immer im Rüschenfrack, schichtete blaues, dünn geschnittenes Fleisch auf den Tisch des Buffets. Er blickte hoch und begriff sofort. »Meine Damen, gehen wir in mein Büro …«
»So schaust du aus«, schmetterte As’mala ab und ging auf ihn zu.
»Reputation.«
»Wie bitte?«, fragte Shanija.
»Ich habe die Bürger-Aufsicht noch nicht informiert, weil so ein Skandal meinem seriösen
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