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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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dahingegangenen
Sturmvogels
, an und aus, an und aus, an und …
    »Wer war bei dir?« Die Frage riss sie von irgendwo weg.
    »Nie–mand«
, sprach sie, diesmal ganz langsam, vollkommen auf die zwei Silben konzentriert. Doch ihre Lippen formten daraus: »Ich wurde überfallen. Ich kenne die Frau nicht.«
    Shanija spürte, wie ihr der Schweiß auf der Stirn, auf dem Rükken und zwischen den Brüsten ausbrach. Die Wunde um ihr Relieftattoo brannte wie Feuer. Sie spürte, wie etwas warm in ihren Ausschnitt rann.
    Etwas wie Belustigung umspielte die spröden, lehmfarbenen Lippen des Mannes.
    »Auch wenn du dich wehrst«, sagte er. »Es ist zwecklos, nicht wahr? Versuch es, solange du willst, du kannst die Wahrheit nicht vor mir verbergen. Aus deinem törichten Sträuben schließe ich, dass du noch nie zuvor einem Wahrsprecher begegnet und folglich fremd in Burundun bist. Vermutlich hast du auch nie zuvor einen Muthaffen gesehen, so, wie du uns begaffst. Was willst du hier in der Stadt?«
    »Ich suche die Urmutter.«
    Ja, es war die Wahrheit. Na und? Es tat gut, sie auszusprechen. Verdammt gut.
    Warum zittere ich?
    Shanija fühlte sich inzwischen wie nach einem kilometerlangem Sprint, bergauf und in dreitausend Metern Höhe. Oder nach dreitausend Höhepunkten auf den Gipfeln der Lust.
    »Was ist das für ein Ding da auf deiner Haut?« Der Offizier machte einer Wache ein Zeichen, die daraufhin verschwand und kurz darauf zurückkam. Mit einem Tuch wischte der Uniformierte das Blut ab.
    Shanija zögerte, spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen und keuchte: »Das ist Pong.« Grundgütiger! O mein Gott!
    Es kostete sie immense Kraft, nicht unverzüglich alles aus sich hervorsprudeln zu lassen. Sie bekam Herzrasen und Atemnot, sobald sie an eine abweichende Antwort dachte. Aber sobald sie die reine Wahrheit ausgesprochen hatte, wurde sie mit einem Gefühl der kolossalen Erleichterung belohnt, das demjenigen glich, wenn sie in einem Gefecht mit den Quinternen dem sicheren Tod noch einmal von der Schippe gesprungen war. Oder dem Gefühl nach jener rauschartigen, andauernden Liebesnacht mit Darren im Moosbett … gleichfalls erschöpft, aber glücklich. Mehr davon, bitte.
    Dopamin!
, hämmerte es irgendwo in ihren Gedanken. Das vom Körper selbst erzeugte Belohnungshormon.
Irgendwie nimmt er Einfluss auf mein limbisches System. Bei jeder wahren Antwort überschwemmt er mich mit Dopamin
.
    Ihr schossen Bilder von Versuchstieren durch den Kopf, die per Elektroden und mittels Tastendruck sich selbst stimulieren und dadurch beliebig viele Dopaminschübe auslösen konnten. Alle hatten sich bis zur Selbsterschöpfung immer wieder Dopamindosen verabreicht, hatten sämtliche sonstigen Bedürfnisse vergessen und irgendwann den körpereigenen Rauschzustand nicht mehr kontrollieren können. Was heißt können – sie hatten es nicht mehr kontrollieren wollen.
    Alles in Shanija drängte inzwischen danach, eine neue Frage zu bekommen, um sie wahrheitsgemäß beantworten zu können. Los, Mann, frag was!
    »Wer hat dich hergeführt?«
    »Mun, der Adept.«
    Da hast du’s! Und jetzt: Ja. Um Himmels willen:
Ja
. JAAH!
    Der Muthaffe schlug die flachen Hände auf den Tisch. Die Antiklimax kam so abrupt, so unerwartet, dass sich alles um sie herum zu drehen begann.
    »Lasst sie laufen«, sagte der Wahrsprecher. »Sie gehört zu
Mun
.« Damit stand er auf und verließ wortlos den Raum.
    Shanija wimmerte, als ihre Fesseln aufsprangen.
    »Wer war das?«, keuchte sie.
    »Der ehrenwerte Wahrsprecher Gaugama«, antwortete einer der Soldaten und begleitete sie bis zum Ausgang.
    Allein und blinzelnd im gleißenden Licht stand sie auf der Straße. Blutend, aber frei.
    Die endlos wogende Menge trieb an ihr vorüber, nahm sie auf, trug sie mit sich fort. Achtlos. Atemlos. Ahnungslos. Die Dampfplattform kreischte einen Häuserblock entfernt über ihre Schiene. Schwankend machte sich Shanija auf den Weg hinunter zum Hafen.
    Sie hatte alles wiedererhalten, was man ihr genommen hatte.
    Nur ein Stück ihrer Würde war in dem Raum zurückgeblieben.

Was wir brauchen,
sind ein paar Verrückte.
Seht, wo uns die Vernünftigen hingebracht haben
.
    (George Berhard Shaw, Nobelpreisträger, geb. 1856, gest. 1950)
5.
    Den Weg zurück erging Shanija sich in Selbstvorwürfen. Trotzdem vergaß sie ihre antrainierte Wachsamkeit nicht. Sie wechselte öfter die Straßenseite, warf immer wieder unauffällig einen Blick zurück und musterte jedes Gesicht. Horchte auf das Klacken von

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