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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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zuvor im Kreis der Besinnung, als er auf die Rückkehr des Draawen gewartet hatte, griff eine nie gekannte Angst nach ihm, und diesmal war die Vision deutlicher. Er wusste plötzlich, dass er nicht mehr allein war. Etwas kam auf ihn zu. Rasend schnell.
    »Du kennst die Wahrheit längst, Mun«, hörte er wieder die letzten Worte, die sein Lehrmeister zu ihm gesagt hatte, bevor er sich verabschiedete. »Du musst dich ihr öffnen. Alles ist vorbereitet. Nun liegt es nur noch an dir.«
    Das Bild vor seinen Augen war seltsam verzerrt. Undeutlich, so als würde er die Umgebung durch ein dünnes, weißes Tuch wahrnehmen. Durch die spitzen Felsen um ihn herum schimmerte die Wand seiner Wohnzelle. Durch den steinigen Boden konnte er seinen Lederbeutel sehen, der neben dem Bett lag. Dann verschwand die unwirkliche Landschaft so schnell, wie sie aufgetaucht war. Überrascht starrte er auf die gedrungene Gestalt, die ihrerseits mit verwirrtem Gesichtsausdruck zurückstarrte.
    »Ist Euch nicht gut, Wissensträ …, ich meine, Mun?«, erkundigte sich Legetar. Der Selache wirkte ernsthaft besorgt, obwohl er selbst alles andere als gesund aussah. Die grüne Haut wies an mehreren Stellen dunkle Flecken auf, die Wangen waren eingefallen, die Augen lagen tief in den Höhlen, und die Falli hingen schlaff und vertrocknet zu beiden Seiten des Kopfes herab.
    »Ich bin in Ordnung«, winkte der Adept ab. »Aber
du
scheinst mir ziemlich mitgenommen zu sein. Sind die Prüfungen so hart?«
    »Die Prüfungen?« Im ersten Moment schien Legetar gar nicht zu wissen, wovon Mun sprach. »Oh ja, die Prüfungen«, sagte er dann leichthin. »Nicht so schwer. Alles schon erledigt. Es ist … nur eine Frage der Konzentration.«
    »Nun«, erwiderte der Adept und trat einen Schritt näher an den Anwärter heran. »Es freut mich, dass es für dich so gut läuft. Darf ich erfahren, warum du hier bist?«
    »Oh!« Wieder machte Legetar einen verwirrten Eindruck, so, als wäre er gerade eben aus tiefstem Schlaf erwacht und müsse sich erst orientieren. »Entschuldigt mein Eindringen, aber ich musste Euch unbedingt sprechen … ich …«
    »Setz dich, mein Freund«, sagte Mun und drückte den Selachen auf einen der beiden Stühle. Er selbst nahm auf dem zweiten Platz. »Und dann sag mir, was dich bedrückt.«
    »Es ist … ich weiß nicht«, setzte Legetar an. »Ich fühle, wie alles aus mir herausströmt … mein Mut, mein Ehrgeiz, meine Willenskraft … alles verschwindet im Nichts, und ich habe keine Ahnung warum …«
    »Die Prüfungen können sehr fordernd sein«, gab Mun zurück. »Auch wenn sie dir als einfach erscheinen, so erfordern sie dennoch …«
    »Nein!« brauste der Selache auf, fiel jedoch unmittelbar darauf wieder in tiefe Verzweiflung. »Das ist es nicht. Es ist … anders.«
    »Hast du schon einmal meditiert?«, erkundigte sich der Adept.
    Legetar sah ihn zweifelnd an. »Meditation?« Die kränklich aussehenden Falli kräuselten sich leicht. »Ich glaube nicht an solchen Unsinn.«
    Mun lächelte.
    »Schließ die Augen«, forderte er den Anwärter auf. Der Selache zögerte. »
Schließ die Augen
«, wiederholte der Adept seine Anweisung. Diesmal gehorchte Legetar.
    »Lausche auf das leise Zischen der Gaslampen« sagte Mun. »Konzentriere deine gesamte Aufmerksamkeit auf dieses Geräusch. Es besitzt einen Rhythmus. Hörst du ihn? Ein kaum merkliches An- und Abschwellen, so wie die regelmäßigen Atemzüge eines Schläfers. Gleiche deinen eigenen Atem diesem Rhythmus an. Atme durch die Nase ein und den Mund wieder aus. Ja, so ist es gut. Spürst du, wie die Ruhe in dich einkehrt? Gib dich ihr hin. Öffne dich ihr, und alles, was dich bedrückt, verliert an Bedeutung.«
    Mun betrachtete das jetzt deutlich entspannte Gesicht des Selachen. »Meditation ist keine Frage des Glaubens, junger Freund«, sagte er sanft, »sondern eine Frage der Befähigung. Innerer Friede ist ein mentaler Zustand wie jeder andere auch, und man kann ihn willentlich herbeiführen. Das Erlernen von entsprechenden Entspannungstechniken wird ein maßgeblicher Aspekt deiner Ausbildung im Zentralarchiv sein.«
    Fünf Minuten später öffnete Legetar die Augen. Er wollte etwas sagen, doch Mun bedeutete ihm zu schweigen.
    »Kehre in deine Wohnzelle zurück und wiederhole diese Übung dort so oft, wie es dir nötig erscheint«, wies er ihn an.
    Der Selache erhob sich und verließ wortlos den Raum.

    Muns erste Reise als Adept verlief ohne größere Zwischenfälle. Von Lakara aus

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