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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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wandte er sich nach Norden, durchquerte die sonnenüberflutete Hochebene von Wex, folgte den Karawanenstraßen durch Tistrata und Schillwein, schlug sein Lager für einige Zeit in Moklaata, der Stadt der Händler auf und überquerte schließlich den Maimalsee an Bord eines Dreimasters der Königin von Gurtuk. Adepten wählten ihre Route selten im Voraus, sondern ließen sich vom Wind und ihren Vorlieben und Stimmungen treiben.
    Es überraschte den frischgebackenen Wissensträger regelrecht, als er eines Tages die Gipfel der Kulatberge am Horizont ausmachte. Drei Tage später erreichte er die ehemalige Farm seiner Eltern, die er vor mehr als fünfzehn Sonnenzyklen verlassen hatte. Sie hatte sich kaum verändert und wurde von einem achtköpfigen Makoja-Clan bewirtschaftet, der ihn geradezu überschwänglich aufnahm und bewirtete. Mun ließ seine Gastgeber über seine Vergangenheit im Unklaren, und so berichtete ihm Pekosh Indik, der Clansführer der Makoja, freimütig von einem Überfall einer berüchtigten Räuberbande, die vor vielen Jahren die ursprünglichen Besitzer der Farm ermordet und den kleinen Sohn verschleppt hatte. Der Stadtrat von Kalamarrn beschloss daraufhin, die Lanakas auf dem öffentlichen Friedhof beizusetzen und die Farm nach einer angemessenen Wartezeit zu versteigern.
    Obwohl ihm ein dicker Kloß im Hals saß, kam Mun dem Wunsch der Makoja nach und gab eine seiner Erzählungen zum Besten. Dann erst suchte er das Grab seiner Eltern auf. Lange stand er vor den beiden schlichten Holzstelen und spürte, wie der Zorn in ihm wuchs. Während er mit Alman a Sant unterwegs gewesen war, hatte er versucht, so selten wie möglich an seine Mutter und seinen Vater zu denken. Die Reisestrapazen und die ständigen, mehr oder weniger argen Quälereien des Peerers hatten ihm dabei geholfen. Nun jedoch, da er auf sich allein gestellt und niemandem Rechenschaft schuldig war, ließen sich die Erinnerungen nicht mehr beiseiteschieben, zumal die bekannte Umgebung ihr Übriges tat.
    Nach einer Nacht in der Scheune – die Makojas boten ihm natürlich ein Bett im einstigen Schlafzimmer seiner Eltern an, doch Mun lehnte ab – setzte er seine Reise fort und nahm Kurs auf die Kalten Berge. Auch wenn er es sich selbst nicht eingestehen wollte, so gab es doch keinen Zweifel daran, dass ihn der Hass vollständig ausfüllte.
    Der Hass ist die Kapitulation des Verstandes vor dem Gefühl
, warnte ihn die Stimme Taardars in seinem Kopf.
Er blockiert unser Denken, vernichtet die Logik und reduziert unsere Seele auf eine bloße Hülle. Nicht das Wissen tötet, sondern der Hass
.
    Wie leicht war es doch für jemanden, der sein ganzes Leben wohlbehütet an einem einzigen Ort verbrachte, klug von Logik und Verstand daher zu reden. Die Philosophen des Zentralarchivs hatten damit noch kein einziges Problem dieser Welt gelöst. Es waren stets die Dreisten und Rücksichtslosen, die sich über Regeln und Moral hinwegsetzten und am Ende das bekamen, was sie wollten. War es wirklich ein Zeichen von Stärke, wenn man der Skrupellosigkeit mit Nachsicht begegnete? Verschaffte man sich Respekt, wenn man erlittenes Unrecht verzieh und über begangene Gräueltaten den Mantel der Nächstenliebe breitete?
    Nein! Nach Muns Überzeugung schuf man mit dieser Form der Absolution nur neues Leid und noch mehr Ungerechtigkeit, als es ohnehin schon gab. Taardar war ein kluger, ja sogar weiser Lehrmeister, doch in diesem Punkt irrte er. Nur wer sich bewusst war, dass ein gegen andere verübtes Verbrechen eine adäquate Bestrafung nach sich zog, der mochte den unheilvollen Zwang in sich selbst bekämpfen, und wenn schon nicht aus Einsicht, dann zumindest aus Furcht ein halbwegs tugendhaftes Leben führen.
    Der Adept musste nicht lange nach Gorl suchen. Schon in der ersten Nacht am Fuß des Mouraba, des höchsten Berges des Kulatmassivs, überfiel ihn eine kleine Gruppe Männer, die zweifelsfrei zur Bande des Räuberhauptmanns gehörte. Mun ließ alles widerstandslos mit sich geschehen, und als klar war, dass er keinerlei relevante Wertgegenstände mit sich führte, beschloss man, ihn mit ins Lager zu nehmen. Selbstverständlich wussten auch die Räuber um die unvergleichlichen Fähigkeiten der Adepten, wenn es um das Erzählen unterhaltsamer Geschichten ging.
    Gorl hatte sich in all den Jahren kaum verändert. Er sah immer noch imposant aus, hatte jedoch deutlich Speck angesetzt, und die langen schwarzen Haare samt Rauschebart waren mit grauen Strähnen

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