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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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und am Ende seiner Kräfte. Die Furcht einflößende Gestalt von einst, die den sechsjährigen Mun als Inbegriff allen Schreckens so lange in seinen Alpträumen verfolgt hatte, war plötzlich nicht mehr als ein Häufchen Elend, ein vor Angst und Scham schlotternder Riese. Muns dunkelblauer Mantel wies dagegen nicht einen einzigen Fleck auf. Er sah auf den Räuberhauptmann hinunter und empfand … nichts. Keinen Zorn. Kein Mitleid. Höchstens einen Hauch Traurigkeit darüber, dass seine Suche ergebnislos geblieben war. Hier würde er keinen Frieden finden. Der Mann, der ihm seine Eltern genommen hatte, konnte ihm nichts geben, das er nicht schon besaß.
    Mun drehte sich um und verließ das Lager der Räuberbande. Niemand stellte sich ihm in den Weg. Niemand hielt ihn auf.

»Womit unter dem Himmel soll man die Weisheit vergleichen? Sie ist süßer als der süßeste Nektar und köstlicher als der beste Wein. Sie leuchtet heller als drei Sonnen und ist wertvoller als ein Korb kostbarer Edelsteine. Sie macht fetter als Öl, satter als Gebratenes und reicher als der Besitz von Gold und Silber. Sie kann den Kenntnisreichen noch etwas lehren, sie tröstet die Klugen und schenkt den Suchenden Vertrauen.«

Aus den draawischen Zeugnissen,
Lehrstoff für Adepten im dritten Ausbildungsjahr.
6.
    Mun erwachte mitten in der Nacht. Aus dem Gang fiel schwaches Licht in die Wohnzelle. Er erhob sich von seinem Lager, kleidete sich an und schlug den Weg zum nächsten Aufenthaltsraum ein.
    Die Unruhe, die er schon bei der Ankunft im Zentralarchiv gespürt hatte, war drängender geworden. Sie hatte ihn voll im Griff, machte ihn fahrig und unzufrieden. Da war diese in ihm wühlende Besorgnis, die er einfach nicht los wurde, so als hätte er etwas immens Wichtiges vergessen, etwas, von dem unendlich viel abhing, und es verursachte ihm Kopfschmerzen, dass ihm nicht einfallen wollte, was das war.
    Er hatte Shanija und den anderen versprochen, im Expar nach Informationen über die Urmutter zu suchen, doch das war es nicht, was ihn quälte. Shanija jagte einem Traum nach und vielleicht scheute er sich davor, diesen zu zerstören, indem er ihr eröffnete, dass es die Urmutter gar nicht gab.
    Du kennst die Wahrheit längst
, hatte sein Lehrmeister zu ihm gesagt.
Du musst dich ihr öffnen. Alles ist vorbereitet. Nun liegt es nur noch an dir
.
    Warum konnte Taardar nicht offen aussprechen, was er meinte? In all den Jahren hatte er Mun stets das Gefühl gegeben, ziellos umherzuirren, auf einer endlosen Straße zu wandern, ohne Chance, sein Ziel jemals zu erreichen. Selbst jetzt, auf dem Sterbebett, gefiel sich der Draawe als geheimnisvolles Orakel, trieb Mun mit Andeutungen und launigen Aphorismen zur Verzweiflung, anstatt ihm klipp und klar zu sagen, was er von ihm erwartete.
    Mun wunderte sich über die Grabesstille um ihn herum. Sicher, das Zentralarchiv war kein Jahrmarkt, keine Bühne für Lärm und Spektakel, sondern ein Ort der Ruhe, ein Ankerplatz inmitten der beiden brodelnden Metropolen, die es umschlossen, doch so still wie jetzt hatte der Adept die weitläufigen Hallen und Gänge noch nie erlebt. Sein Herzschlag klang ihm wie fernes Trommeln in den Ohren. Das gesamte Archiv schien unter einem dicken Eispanzer zu liegen.
    Erst jetzt bemerkte Mun die feinen Atemwölkchen, die er ausstieß. Er legte eine Hand flach gegen die Wand des Gangs – und zog sie erschrocken zurück. Der Stein war eiskalt; ebenso wie die frostige Luft, die er in kurzen Zügen einsog, und die in den Lungen schmerzte. Die Umgebung nahm einen zarten Blauschimmer an.
    Kälte. Blausicht. Schon wieder. Er kannte dieses Phänomen, und das war es, was ihn seit seinem Aufenthalt hier beunruhigte. Bisher hatte er es für Halluzinationen gehalten, doch das war ein Irrtum. Mun kramte in seinen Erinnerungen. Natürlich! Die Psimagie der Selachen. Die Fähigkeit einiger weniger Vertreter dieses Volkes, den Zeitablauf in eng gesetzten Grenzen zu verlangsamen – und die damit verbundenen Risiken, die dieses Talent eher zu einem Fluch denn zu einem Segen machten.
    Taardar hatte ihm davon erzählt. In jeder Generation wurden zwei oder drei Selachen geboren, die eine außergewöhnliche psimagische Fähigkeit entwickelten. Sie waren in der Lage, den normalen Zeitablauf räumlich eingeschränkt zu beeinflussen. Die Außenstehenden merkten normalerweise nichts davon, doch der entsprechende Selache bewegte sich plötzlich rasend schnell. Besonders geschulte Selachen konnten bis zu

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