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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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behüten
.
    Trotzdem sah er mit sorgenvoll geöffnetem Mund aus dem Fenster. Die grauen Wolken wurden immer schwärzer, der peitschende Regen weichte das Erdreich auf. Sie würden länger als vorgesehen für den Weg zum See brauchen.
    In der Ferne erklang dumpfes Grollen.
    »O nein«, jammerte Somile, »ein Gewitter zieht auf.« Erwar im Gesicht ganz weiß geworden.
    »Kein Gewitter«, sagte Aliandur. »Ein Orkan. Es ist ein Orkan.«
    »Dur sei mit uns! Wir sind verloren! Hier auf der Ebene sind wir ihm hilflos ausgeliefert!«
    Aliandur hatte nur Verachtung für den Prior übrig. Schätzte er sein Leben so hoch ein, dass es über die Erlösung ging? Er hörte die lauten Rufe des Kutschers, mit denen er die Tiere zu wildem Galopp antrieb, musterte Somile und wusste, was der alte Mensch dachte:
Es ist aussichtslos, einem Orkan entkommt man nicht
.
    Nun erklang das Grollen schon ganz nah. Ein Blitz zerteilte den dunklen Himmel. Somiles Gesicht wirkte in dem weißen Licht gespenstisch. Täuschte Aliandur sich, oder schüttelte ein Schluchzen den Körper des Priors?
    Er hat den Glauben verloren
, dachte er.
Bei nächster Gelegenheit werde ich ihn ablösen oder beseitigen lassen müssen
.
    Es konnte nicht mehr weit sein, trotz der widrigen Umstände mussten sie den See bald erreicht haben. Den See, in dem das Geheimnis des Ordens der Erlöser ruhte.
    Lebte. Wartete.
    Denn es ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt
, dachte Aliandur.
    Für einen Moment war er hin- und hergerissen … da empfing er das Signal. Es war also soweit, der bedeutende Augenblick nahe, und seine Anwesenheit war erforderlich. Keine Zeit mehr zu verlieren.
    Ich muss etwas unternehmen, auch wenn es mich vielleicht mehr Kraft kostet, als mir gut tut
.
    Er hämmerte gegen Tür der Kutsche. »Halt an!«, rief er. »Halte sofort an!«
    Der Kutscher schien ihn nicht gehört zu haben, oder er hatte die Tiere nicht mehr in der Gewalt, die mit hoher Geschwindigkeitvor dem sich nähernden Orkan flohen. Jedenfalls musste Aliandur noch einmal klopfen, bis sich die rasende Fahrt verlangsamte und das Gefährt schließlich stoppte.
    Der Verkünder riss die Tür auf, sprang aus der Kutsche und entfaltete die Schwingen. Der Sturm zerrte an ihnen, und er achtete darauf, sie nicht vollständig auszubreiten, um sie nicht zu verletzen.
    Die dunklen Wolken über ihm wurden von einem irrlichternden Schein erhellt, von Blitzen, die nicht mehr senkrecht, sondern waagerecht durch den Himmel zuckten.
    Aliandur riss die Hände mit den Klauenfingern hoch und den Mund auf. Seine Zunge peitschte vor und schmeckte die Luft. Sie roch falsch.
    »Dur«, brüllte er und reckte alle Arme in die Luft. »Ich bin dein ergebener Diener, damit dein Reich komme und dein Wille geschehe wie in deinem als auch diesem Universum.«
    Das Toben des Sturms hielt unvermittelt an.
    Dann sprach Aliandur die geheimen Worte des Ordens der Erlösung. »
R’lyeh wgah’nagl fhtagn …
«
    Der Orkan verstummte endgültig. Aliandur stellte fest, dass er am ganzen Leib zitterte.
    Er öffnete die Augen.
    Sonnenlicht blendete ihn. Strahlende Helligkeit, als wäre der Sturm nur in seiner Einbildung aufgezogen.
    Mit letzter Kraft richtete er sich auf. Da sah er ihn.
    Wie ein riesiger Spiegel lag er da, eingebettet in den Schoß der Berge, einem riesigen Auge gleich, das starr und offen in den Himmel blickte.
    Der See, in dem das lag, was sein legendärer Vorgänger, der erste Verkünder des Ordens, gefunden hatte. Das, was die letzte Passage angeblich von den anderen unbewohnten Monden oder Fathom selbst gerissen und nach Less gezerrt hatte.

    Die stille Pracht des Sees raubte ihm für einen Augenblick den Atem; von den Nachwirkungen des Sturms war nichts mehr zu bemerken. Aliandur breitete die Schwingen aus, richtete sich auf, ging langsam die letzten Schritte bis zum Ufer.
Dur hat mich erhört
, dachte er.
Erhört und gerettet
.
    Jede Bewegung war eine Qual; nie gekannter Schmerz durchfloss seinen Körper. Doch die Erniedrigung, kriechen zu müssen, wollte er sich ersparen. Mit einer Würde, die ihn selbst erstaunte, trat er ans Ufer. Ein leichter Wind brachte die Wasseroberfläche zum Kräuseln. Sein Blick suchte das andere Ufer, das irgendwo im fernen Dunst lag.
    »Ich brauche deine Hilfe!«, rief er.
    Seine Stimme wurde von den Bergen zurückgeworfen. »Deine Hilfe! Deine Hilfe!«, klang es klar und hohl zurück. Langsam sank er auf die Knie; die Kraft hatte ihn endgültig verlassen.

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