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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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ihr Wille war unzerbrechlich.
    Ich habe keinen Zweifel
, schoss es Shanija durch den Kopf. Sie presste die Lippen zusammen und richtete den Blick auf die weiß leuchtende Stele.

    Vorher hatte es ganz einfach ausgesehen. Da war die Stele inmitten des Kreises, auf die man einfach zumarschierte, und dahinter fand sich vielleicht der Weg zur Urmutter. Oder die Stele barg irgendwelche Zeichen, die auf den Weg hinwiesen.
    Doch was aus der Entfernung wie freies Feld ausgesehen hatte, war in Wirklichkeit ein weiß glitzernder Stein- und Geröllhaufen, aus dem spitze Zacken ragten. Ein Hindernislauf, und das ohne jegliche Deckung. Um diese letzten hundert Meter zum Ziel zurückzulegen, benötigte Shanija vermutlich eine Stunde. Bis dahin hatte sie selbst der langsamste Nachzügler aufs Korn nehmen und in aller Ruhe abdrücken können. Wer sie fangen wollte, musste allerdings hinterher. Doch wer weiß, vielleicht konnte derjenige sich Zeit lassen, weil Shanija auf der anderen Seite erst recht in der Falle saß, wenn es dort keinen Ausweg gab?
    Sie lauschte. Über die Spitzen und Grate hinweg brauste der Wind, der Himmel flackerte wie bei einem Wetterleuchten. Fern krachte der Donner. Kein Tier war mehr unterwegs, aber so vernünftig waren Menschen natürlich nicht. Und die meisten anderen Wesen, die Shanija auf den Fersen waren, auch nicht. Shanija verließ die Deckung und setzte den Stiefel vorsichtig auf das Geröll. Es schien nicht allzu locker zu sein. Also wagte sie den nächsten Schritt. Es war der reinste Balanceakt, denn die Steine waren knapp so groß wie ein Fußballen, aber abgerundet und boten kaum Halt. Jeden Moment konnte Shanija umknicken oder abrutschen.
    Sie erinnerte sich an ihre vielen Feldübungen bei der Spezialausbildung. Balance, Gleichgewicht, und das alles in langsamer Bewegung. »Wie ein Storch im Salat«, hatte ein Leidensgefährte gebrummt und prompt Antwort erhalten: »Nurnicht so grazil.«
    Nicht auf die Umgebung achten
. Sie konnte jetzt sowieso nichts mehr tun, ein Kampf war hier unmöglich, und ausweichen ging auch nicht. Wichtig war, dass sie nicht stürzte und sich sämtliche Knochen brach. Es würde schon reichen, sich den Knöchel zu verstauchen. Durch so ein dummes Missgeschick konnte letztendlich alles scheitern. Shanija schloss die Augen halb und konzentrierte sich aufs Tasten und Fühlen. Wie eine Drahtseiltänzerin bewegte sie sich Schritt um Schritt vorwärts, verharrte mitten in der Bewegung, wenn sich ein Stein lockerte, blieb im Gleichgewicht und suchte dann erst nach dem nächsten Absetzpunkt.
    Bis zur Hälfte ging alles gut. Dann kam die nächste Schwierigkeitsstufe – die Zacken und Spitzen, die tückisch zwischen dem Geröll emporstanden, teilweise fast unsichtbar. Shanija tupfte einen Zacken nur ganz leicht mit der Fingerkuppe an und zuckte zurück, als sie sich sofort einen blutenden Schnitt zuzog. Rasiermesserscharf, hauchfein. Wenn sie jetzt stolperte, zerschnitt sie sich die Stiefel und möglicherweise auch die Füße bis auf die Knochen.
    Kein Wunder, dass alle die Suche aufgegeben hatten und die Stele von Majakar ins Reich der Mythen versetzt wurde! Dieser Platz war surreal, eine von der Natur geschaffene Folterkammer. Nur unverbesserliche Narren würden jetzt noch weitergehen.
    Shanija war erschöpft, der seit heute Nacht latent vorhandene Kopfschmerz steigerte sich zu beständigem Pochen und Hämmern. Obwohl es hier nach wie vor unangenehm kühl war, rann ihr der Schweiß in Bächen hinab. Die Beinmuskeln schmerzten, und sie hatte nach dem anstrengenden Ritt auf dem Lhasa ohnehin einen höllischen Muskelkater. Ihre Konzentration ließ merklich nach. Aber sie hatte keine Wahl.
    Du hast Schlimmeres überstanden
.
    Ein Leitspruch, der durchaus etwas Wahres hatte. Sie konnte trotzdem an einer geringeren Herausforderung scheitern. Nur, weil sie einmal aus der Hölle gekommen war, hieß das noch lange nicht, dass sie unfehlbar und unsterblich war.
    Immerhin war so viel Glück auf ihrer Seite, dass kein Verfolger sie aufstöberte. Trotzdem sollte sie es nicht herausfordern, also weiter.
    Shanija tastete sich vorwärts. Noch langsamer, noch mehr auf Sicherheit bedacht. Sie ignorierte die schreienden Muskeln, die zunehmende Schwäche. Sie war jetzt eine Maschine, nichts weiter, eine organische Anhäufung verschiedener Systeme, die ineinandergriffen. Das Hauptsteuerungssystem mochte nicht mehr auf dem neuesten Stand sein und ein paar Programmierungsfehler haben, aber es war

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