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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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solide, hatte sich seit Jahren bewährt. Es würde jetzt nicht ausfallen und drohende Systemabstürze verhindern, indem es auf Ausweichprogramme schaltete.
    Das half. Shanijas Atem ging ruhiger, das Zittern ihrer Hände ließ nach. Der Schweiß trocknete auf ihrer Haut und ließ sie frösteln, aber die Bewegung vertrieb die Kälte umgehend. Auch das Herz schlug wieder regelmäßig. Nur der Kopfschmerz blieb, doch im Augenblick war Denken ohnehin eher hinderlich.
    Zweimal war sie nahe daran zu stürzen, als sie das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Zweimal rutschte das Geröll unter ihren Füßen weg. Und zweimal wollte sie einfach aufgeben und sich hinwerfen, mitten hinein in die tödlichen Schnittkanten und Zacken.
    Dann war sie durch.

    Die letzten Meter bis zur Stele konnte Shanija auf normalem Boden zurücklegen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, wieder mit der ganzen Fußfläche auftreten zu können, von der Ferse nach vorn abzurollen. Der Boden war glatt, Shanija empfand ihn als weich, und ihre brennenden Füße kühlten ein wenig ab.
    Die Stele selbst war nicht erreichbar, die Natur hatte einen Schutzwall aus spitzkantigem Gestein um sie gelegt. Wie ein mahnend erhobener Finger ragte sie über Shanija in den Himmel hinauf, glatt wie weißer Marmor. Ohne Maserung, ohne Einkerbungen oder Zeichen. Schweigend. Wenn die Stele ein Geheimnis besaß, lag es gut verborgen tief im Inneren des weißen Steins.
    Shanija ging langsam um die Stele herum, auf den Vulkanfelsen zu. Das Licht wurde zusehends schlechter, der Himmel immer dunkler. Der Sturm hatte die meisten Wolken fortgeblasen, und Shanija sah, dass Fathom schon fast den ganzen Himmel einnahm, und dahinter rückten die drei Sonnen ein. Ein einmaliges Schauspiel, das nur alle 257.000 Jahre vorkam, oder alle 10.000 Quartennien, wie man hier auf Less sagte. Normalerweise sollte man sich die besten Plätze sichern und nichts davon versäumen. Der Welt zusehen, wie sie unterging – oder einen neuen Aufgang erlebte.
    In der menschlichen Frühzeit der Erde hatte bei einer totalen Sonnenfinsternis auch immer Weltuntergangsstimmung geherrscht, bis hin zu Massenhysterien und Selbstmorden. Hier auf Less, wo es tatsächlich spürbare Veränderungen gab, herrschte bestimmt schon überall Panik. Choc war nur ein Beispiel gewesen, das vermutlich für alle übrigen Städte galt.
    Wenigstens davon merkte Shanija hier nichts. Sie stand für einen Augenblick still und beobachtete den Himmel. Es sah aus, als würde die Finsternis jeden Moment eintreten, aber sie wusste, es würde noch ein paar Stunden dauern.
    Das Tattoo auf ihrer Brust glühte und pulsierte, wie im Fieber. Shanija spürte, wie sich etwas in ihr sich regte, an die Oberfläche kam. Bald verlangen würde, freigelassen zu werden. Sie musste fort sein, bevor dies geschah. Bevor sie keine Kontrolle mehr darüber hatte.
    Weiter.
    Ein Blitz fuhr aus dem Himmel herab, tauchte das Gebirge für einen Moment in ein grelles Licht, in das Schatten gestanzt wurden. Shanija sprang instinktiv in Deckung und hielt schützend die Hände über den Kopf. So einen Blitz hatte sie noch nie gesehen, dicker als ein Baum, und tausendfach mehr verzweigt. Die Spitzen schlugen wie Maschinengewehrsalven ein, Shanija hörte es prasseln und knallen. Auch der Vulkanberg wurde getroffen, und mit Getöse wurde ein Stück Fels abgesprengt und stürzte in einer Staublawine zu Boden herab, nicht weit entfernt von Shanijas Deckung.
    Trotz ihres Schreckens aber hatte Shanija es gesehen, für einen Sekundenbruchteil, im Licht des Blitzes.
    Dort war ein Eingang in den Berg.

    Auf Less gab es keine Taschenlampen. Aber auch Fackeln oder wenigstens Schwefelhölzchen befanden sich nicht in Shanijas Gepäck. Ach, richtig. Gepäck besaß sie ja ebenfalls keines mehr. Nur noch die Kleidung und die verbliebenen Waffen.
    Also musste sie sich durchs Dunkel tasten, das schon dreiMeter nach dem Eingang begann. Der Durchlass war sehr schmal und selbst, wenn man direkt davor stand, kaum zu erkennen. Shanija hatte nicht gezögert. Obwohl es Wahnsinn war, aufs Geratewohl in den Berg hinein zu gehen. Aber Pong war nicht da, vielleicht suchte er immer noch, oder er war längst abgestürzt und würde nie mehr zurückkehren. Es gab keinen Späher, keinen automatischen Spion, kein Licht. Was sollte Shanija sonst tun? Es musste einfach der richtige Weg sein, anders war es nicht möglich.
    Sich in Finsternis zurechtzufinden, war ebenfalls Bestandteil der Ausbildung gewesen.

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