SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
sich jedoch jederzeit ändern.«
»Die Stummen, ja, ich weiß. Keine Stadt ist mehr vor ihnen sicher. Sie haben einige meiner Karawanen ausgeplündert.«
»Nun siehst du – und da fragst du mich, warum ich Forderungen stelle?«
»Du bist immer noch so kompromisslos und hart, wie ich dich kennengelernt habe.«
»Du etwa nicht?«
Für einen Moment standen sie wie Kampfhähne voreinander, dann sah Shanija ein, dass sie vielleicht zu weit ging. Sie hob eine Hand als Geste der Beschwichtigung. »Schon gut. Ich bin nicht gekommen, um mit dir zu streiten.«
Zum ersten Mal zeigte Earl den Ansatz eines Lächelns, und sie war erleichtert, dass er ihr Friedensangebot annahm. »Das liegt auch nicht in meiner Absicht. Mir ist klar, dass du nicht nach Thel-Ryon kommst, um mich zu sehen. Was führt dich also her? Ich reime mir zusammen, dass du gegen die Stummen zu Felde zu ziehen willst, doch das kann nicht dein Ernst sein.«
Shanija nickte aber. »Ihnen muss Einhalt geboten werden. Ich bin mir sicher, dass die Quinternen ihre Raubzüge von ELIUM aus starten. Dort müssen wir sie angreifen.«
»Die Quinternen.« In Earl Hags stahlgrauen Augen blitzte es auf. Er kannte ihre Lebensgeschichte. »Bist du sicher?«
»Kein Zweifel.«
»Unglaublich. Deinetwegen?«
»Ich weiß es nicht, Earl. Aber das spielt auch keine Rolle – sie sind hier.«
»Und ihr Ziel ist vermutlich, ganz Less unter ihre Kontrolle zu bekommen.«
»Davon ist auszugehen. Wir haben schon zuviel Zeit verloren. Der Einflussbereich der Quinternen wird ständig größer. Aufgrund der rasanten Entwicklung muss ich rasch handeln.«
»Du?« Hags Stirn kräuselte sich. »Sicher. Du kannst gar nicht anders. Wie sehen deine Pläne aus?«
»Mehrere Lande wurden bereits verwüstet, unter ihnen As’malas Fürstentum. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät, die Mandiranei zu sichern. Wir müssen schnellstmöglich Hilfedorthin schicken.« Shanija zögerte. »Außerdem muss ein militärischer Marsch auf ELIUM stattfinden. Zunächst ist wichtig, ELIUM zu umschließen und das umliegende Gebiet zu belagern, damit keine weiteren Räuber ausgeschickt werden können.«
»Ein gefährliches Unterfangen mit einem ungewissen Ausgang. Oder kennst du die Truppenstärke des Gegners?«
»Ich weiß weder, wie viele Quinternen sich in ELIUM aufhalten, noch kenne ich die Stärke der ihnen unterstehenden Kriggets oder sonstiger Hilfsvölker«, gab Shanija zu.
Earl Hag begann mit einer ruhelosen Wanderung durch sein Arbeitszimmer. »Damit haben wir ein überproportional hohes Risiko, vor allem durch mangelnde Einschätzung des Feindes.«
»Sobald wir ELIUM belagern, werden wir Informationen bekommen. Denn die Quinternen werden sich die Blockade nicht gefallen lassen und ihrerseits in die Offensive gehen. Dann wissen wir, woran wir sind. Unternehmen wir nichts, überfluten sie das Land ohne Gegenwehr. Keine Stadt und keine Karawane ist vor ihnen sicher, auch die deinen nicht, wie du bereits erfahren hast. Ganz davon abgesehen, machen die Quinternen vor Thel-Ryon nicht halt. Wer sich hier oder anderswo in Sicherheit wähnt, unterliegt einem gewaltigen Irrtum, den er eher früher als später bitter bereuen wird.«
Der groß gewachsene Mann hielt in seiner Wanderung inne. »Versuchst du, mich zu ködern?« Er sah die Mutter seines Enkels offen an. »Unnötig. Ich bin bereit, dich zu unterstützen. Ich bilde einen Kriegsrat, um Truppen zusammenzuziehen.«
»Das dauert zu lange. Ich brauche die Kämpfer sofort, um losschlagen zu können.«
»Schlag dir das aus dem Kopf. Ich kann dir neben denSöldnern, die du selbst schon angeheuert hast, lediglich eine Hundertschaft für die Weiterreise mitgeben. Das ist nicht viel, doch diese Männer sind sehr gut ausgebildet. Gib dich damit zufrieden oder lass es bleiben. Andernfalls kann ich niemanden in die Mandiranei schicken. Und dort … gibt es ja die berüchtigten Kristalle, nicht wahr?«
Shanija brauchte nicht lange zu überlegen. »Einverstanden. Jedenfalls kann ich nicht länger warten, sondern muss schnellstens herausfinden, was in ELIUM vor sich geht. Jeder weitere Tag Aufschub kann bewirken, dass wir diesen Krieg verlieren, bevor er richtig begonnen hat.«
Earl Hag trat so dicht vor sie hin, dass sie seinen Atem im Gesicht spürte. »Du willst dich wirklich direkt in die Höhle des Löwen begeben?« Er klang beeindruckt. »Was ist, wenn die Quinternen dich nicht vergessen haben? Dann werden sie sich nicht damit begnügen, dich nur
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