SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
einem wenig erfreulichen Ausgang des Tages, und wenn nicht dieses, dann des nächsten oder übernächsten.
Ohne ihr Schwert und die anderen Waffen kam As’mala sich richtiggehend nackt vor. Doch sie war am Leben, das war das Wichtigste. Wenn sie es schaffte, dass dieser Zustand anhielt, würde sie einen Weg finden, ihre Tochter aus den Fängen der Quinternen zu befreien, die das Fürstentumüberfallen, die Lagerhäuser geplündert, As’malas Ehemann Ragedun getötet und ihre dreijährige Tochter Liri entführt hatten. Sowie weitere Kinder. As’mala hatte sich daraufhin mit ihren Begleitern auf den Weg nach ELIUM gemacht und war unterwegs in die Gefangenschaft der Kriggets geraten. Nun war sie also an ihrem Ziel – aber anders, als sie es geplant hatte.
Die Sorge um Liri brachte As’mala schier um den Verstand. Anfangs hatte sie wie wild gegen die Tür gehämmert und versucht, sie gewaltsam aufzubrechen. Sie war bekannt dafür, dass ihr Temperament häufiger mit ihr durchging, als ihr gut tat. Inzwischen hatte sie die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen eingesehen und riss sich zusammen, soweit es ihre Mutterinstinkte zuließen.
As’mala stellte sich mit dem Rücken gegen eine Wand, marschierte los und zählte die Schritte. Ein düsteres Licht, das anscheinend direkt aus den Wänden illuminiert wurde, verbreitete einen warmen Schein, der das Innere der Zelle leidlich beleuchtete. Doch nichts war vergänglicher als ein künstlich herbeigeführter Zustand. Vielleicht würde das Licht irgendwann verlöschen, und As’mala wäre gezwungen, sich in völliger Dunkelheit zu orientieren. In dem Fall wollte sie vorbereitet sein.
Sie erreichte die gegenüberliegende Wand, blieb vor ihr stehen, machte kehrt und durchquerte den Raum in die andere Richtung, diesmal mit geschlossenen Augen. Es klappte. Bereits nach drei Versuchen hatte sie sich die Abmessungen bei gleich bleibender Schrittlänge genau eingeprägt. Sie hielt inne und lauschte. Die Überlebenden ihrer Leibwache waren ebenfalls nach ELIUM verschleppt worden und irgendwo in der Nähe eingesperrt.
As’mala starrte die Tür an wie einen leibhaftigen Feind, derihr den Weg verbaute. Seit die echsenartigen Kriggets sie unsanft in die Zelle geworfen hatten, hatte man sich nicht mehr um sie gekümmert. Lediglich zwei Mal war jemand gekommen und hatte die Gefangene mit Wasser und Nahrung versorgt, einer abgestandenen, lauwarmen Brühe und einer übel schmeckenden breiigen Pampe. Der Geschmack störte die erfahrene Abenteurerin nicht. Sie hatte schon Schlimmeres zu sich genommen, und immerhin schien der Brei nahrhaft, denn er stillte den Hunger für Stunden und zeitigte keine Beschwerden.
Geräusche drangen von draußen zu ihr herein. Sie erinnerte sich, dass die Kriggets sie durch einen Gang geschleppt hatten, der beidseitig von Türen flankiert war. Vermutlich war sie in einem Bereich ELIUMS untergebracht, in dem es zahlreiche Zellen ähnlich dieser hier gab. As’mala legte ein Ohr gegen die Tür und konzentrierte sich auf die Geräusche.
Es waren … Stimmen. Kinderstimmen!
»Liri!«, schrie sie gegen jede Vernunft. »Kannst du mich hören, Liri?«
Sie erhielt keine Antwort. Die Stimmen entfernten sich, und es trat wieder Stille ein. As’mala schalt sich eine Närrin. Die Stimme ihrer Tochter hätte sie unter tausend anderen herausgehört. Nicht Liri war draußen vorbeigegangen, sondern andere Kinder.
Wie viele von ihnen hatten die verdammten Quinternen entführt, und zu welchem Zweck?
Es gab nur eine Möglichkeit, Antworten auf diese Fragen zu erlangen. Sie musste hier raus. Doch sie war auf sich allein gestellt. Ihre Aussichten, gegen die Invasoren und die anderen Wesen in ELIUM zu bestehen, waren so gering, dass As’mala lieber nicht darüber nachdachte. Unterstützung durch die eingesperrten Leibwächter würde ihre Chancenzwar erhöhen, trotzdem stünden sie auf verlorenem Posten.
Sie dachte an die Nachricht, die sie Shanija geschickt hatte. Ob die Botschaft die Freundin wohl erreicht hatte? Selbst wenn, war kaum damit zu rechnen, dass Shanija sich bis nach ELIUM durchschlug. Ihre alten Feinde, die Quinternen, waren überall unterwegs. Shanija musste in erster Linie den Widerstand gegen sie organisieren. Daneben blieb ihr wohl kaum die Zeit, As’malas schnuckligen Hintern zu retten.
»Bei Zyrkans Eiern«, zischte As’mala, wobei sie unterbewusst nach dem nicht vorhandenen Schwert an ihrer Seite langte. »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.«
Um Liri
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