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erkennen, der vor ihm stand. Wie in Zeitlupe ließ er die Hände sinken.
»Ist es … vorbei?«, fragte er.
»Ja, die Angreifer fliehen. Sie können uns nichts mehr anhaben.«
»All diese Toten … ich habe all die Toten da draußen gesehen. Ich wollte helfen, die Kämpfe beenden, doch es gab nichts, was ich tun konnte. Ich war machtlos, hilflos.«
Wie war das möglich? Darren hatte den Turm nicht verlassen. Er dürfte nicht miterlebt haben, was draußen geschehen war – und hatte es dennoch? Mun legte dem heftig atmenden Jungen eine Hand auf die Schulter.
»Beruhige dich. Alles kommt wieder in Ordnung.«
»Ja.« Darren stieß sich von der Wand ab. Seine Züge entspannten sich. »Es geht schon wieder.«
Mun erinnerte sich daran, dass sich ein unberechenbarer Feind im Turm herumtrieb, den er so schnell wie möglich ausfindig machen und aus dem Verkehr ziehen musste. »Glaubst du, ich kann dich für ein paar Minuten allein lassen?«
»Ich denke schon.«
»Geh in den Schlafsaal zu den Kindern und warte auf mich. Die Adepten passen auf.«
Siedendheiß jagte ein Gedanke durch Muns Verstand. Und wenn der Eindringling genau dort zuschlug? Wenn er es auf seine Kinder abgesehen hatte? Nein, soweit würde selbst Corundur nicht gehen. Um das Archiv in seinen Besitz zu bekommen, mochte dessen Vorsteher ein primäres Ziel Corundurs sein, nicht jedoch seine Kinder.
»Was ist das?« Darren starrte auf eine Stelle der Korridorwand.
Mun folgte seinem Blick und sah eine Bewegung. Eine Gestalt schälte sich aus dem Nebenraum und drang, geleitet von psimagischen Kräften, mühelos durch die Wand, wie Mun esschon draußen beobachtet hatte. Es war der riesenhafte Angreifer, und nun trug er eine Handfeuerwaffe bei sich. Die Mündung zeigte auf die Brust des Archivvorstehers. Es waren keine Wachen in der Nähe, die ihn an seinem Attentat hindern konnten. Er hatte genau gewusst, wo er sein Ziel stellen musste. Mun stand zu weit von ihm entfernt, um ihm die Waffe zu entwenden. Und er selbst trug keine.
Langsam krümmte sich der Finger des Eindringlings, um den Abzug der Schusswaffe zu betätigen.
Mun schloss mit seinem Leben ab. Einzig ein Wunder konnte ihn noch retten, und an
solche
Wunder glaubte er nicht.
Doch da geschah etwas Seltsames.
Der Riese erstarrte und ließ die Waffe fallen.
Gleichzeitig verspürte Mun einen Schlag, der ihn von innen heraus traf. Es war die Wucht einer gewaltigen psimagischen Eruption, die durch seinen Körper spülte und seinen Geist bis in den hintersten Winkel erschütterte. Er begriff sofort, dass es nicht seine Psimagie war, sondern dass er die Begleiterscheinungen des eigentlichen Phänomens miterlebte, das sich vor seinen Augen abspielte. Vor Entsetzen wich er einen Schritt zurück.
Der Eindringling begann sich zu verändern. Sein Äußeres verformte sich, zunächst die Hände, die schlanker wurden, graziler, danach das Gesicht, das sich in einen unförmigen Klumpen verwandelte, in dessen Zellwucherungen die Sinnesorgane versanken. Die Missgestalt zuckte, schwankte wie ein Rohr im Wind, bis sich das Fleisch unterhalb der Schädeldecke neu modellierte und sich die Gesichtshaut straffte. Mun konnte nur vermuten, was mit dem Rest des Körpers, der unter Kleidung verborgen war, geschah. Eine ähnliche Transformation, zweifellos.
Dann stand Mun ein graziles Wesen gegenüber, das keiner ihm bekannten Spezies angehörte. Es war menschlich und auch wieder nicht, auch etwas Echsenhaftes war an ihm, Federn … Zu seiner Überraschung zeigte es keinerlei Anzeichen von Feindseligkeit, sondern verneigte sich vor ihm.
»Ich bin Euer Diener, Herr. Verfügt über mich.«
Drei Adepten kamen herbeigelaufen. Mun hielt sie mit einem Handzeichen auf und bedeutete ihnen, die Waffen zu senken. Es war offensichtlich, dass durch den Eindringling, oder vielmehr das, was aus ihm geworden war, keine Gefahr mehr drohte. Mun konnte immer noch nicht richtig begreifen, was geschehen war.
»Hast du das getan, Darren?«, fragte er.
»Ich …« Darren gab ein Stöhnen von sich und brach zusammen.
Es gelang Mun gerade noch, ihn aufzufangen. Er überließ den Umgewandelten der Aufsicht der Adepten und hob den bewusstlosen Jungen auf die Arme. Seine Gedanken überschlugen sich, während er Shanijas Sohn in seinen eigenen Schlafraum trug, wo er ihn behutsam aufs Bett legte.
Was war da soeben geschehen? Was hatte Darren getan?
Möglicherweise hatten seine Todesangst sowie die Sorge um Mun, die ganzen mental empfangenen
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