SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
Gespräch unter seinesgleichen führen zu können.«
Sie warf ihr Haar mit einer Kopfbewegung zurück. »Du bist nicht meinesgleichen, Söldner«, sagte sie scharf. »Und der Ausdruck
zivilisiert
ist bei dir kaum angebracht.«
Aventar grinste. »Du hast Glück, dass die Stummen dich völlig intakt nach ELIUM bringen wollen. Du scheinst sehr wertvoll für sie zu sein.«
Das war allerdings ein Glück, denn ihr war durchaus nicht entgangen, dass Aventars Augen inzwischen manchmal einen Ausdruck trugen, der ihr ganz und gar nicht gefiel, wenn er sie betrachtete. Das würde bald zusätzliche Schwierigkeiten mit sich bringen, noch dazu, da Perkot sich bestimmt mit Freuden daran beteiligen würde.
»Aber ich schätze, dort wird dich dein Glück verlassen. Weißt du, was sie mit den Gefangenen machen?«
Seiya dachte an Shanija. »Ja.«
»Ja?« Er war verblüfft.
Sie hob gleichgültig die Schultern. »Ich war schon dort … in ELIUM. Aber damals gab es noch keine Stummen. Doch ich nehme an, es macht nicht viel Unterschied.«
Für einen kurzen Moment wirkte er beeindruckt. Seiya konnte ihn noch immer nicht ausreichend einschätzen, vermutlich genauso wenig wie er sie. War er wirklich so abgebrüht, wie er sich gab? Oder einfach nur ein Opportunist, der das tat, was er am besten konnte, für die seiner Meinung nach richtigen Leute?
»Was weißt du über die Stummen?«, fragte sie, den Augenblick nutzend.
»Nichts«, antwortete Aventar. »Keine Ahnung, wo sie auf einmal hergekommen sind, oder warum der Aderschlag sie aufgenommen hat.«
»Der Aderschlag. Ja, ich erinnere mich. Die vom Eigner Gratum eingesetzten Herren ELIUMS – Vergangenheit, Gegenwart, Sicherheit, Einheit und Zukunft. Sie sichern das Überleben ELIUMS und die Bewahrung des Wissens, damit es dann zur Verfügung steht, wenn man es wieder einsetzen kann.« Sie lachte bitter auf, als sie sich selbst reden hörte. Selbst nach all den Jahren leierte sie immer noch herunter, was man ihr mit Gewalt eingetrieben hatte. Aber sie konnte wenigstens eins draufsetzen. »Sie haben es bereut …«
Aventar musterte sie misstrauisch. »Allmählich kommt mir ein Verdacht, warum sie dich dort haben wollen. Bisher ging ich davon aus, weil du aus der Mandiranei geflohen und zudem die überlebende Herrscherin des Monolithen bist.«
»Möglich«, erwiderte sie. »Es ist aber auch möglich, dass jemand dort Rache nehmen will.« Sollte er ruhig verunsichert sein und sich überlegen, welche Kräfte in ihrer eher zart gebauten Gestalt stecken mochten. Was hatte er gesagt? Keine Schwäche zeigen? Ganz genau. Sie richtete den Blick auf ihren Wächter. »Und wie stehst du zu den Vorgängen, die durch ELIUM ausgelöst werden?«
Er warf den abgenagten Knochen fort und wischte sich die Hand an der Hose ab. »Auf dieser Welt herrscht immer Krieg«, stellte er fest. »Und wenn eine Macht wie ELIUM die Dinge in die Hand nimmt, kann man zumindest darauf hoffen, dass die Siege schnell und effizient geschehen, und dass danach die Dinge eine gewisse Ordnung bekommen.«
»Eine Ordnung, die sich die Leute nicht ausgesucht haben.«
»Na und? Sieh dich doch um – wie soll es bei so vielen verschiedenen Völkern jemals möglich sein, alle zufrieden zu stellen, wenn sie auf einem freien Willen bestehen? Setz fünf Bewohner von Less zusammen, damit sie ein Gesetzbuch ausarbeiten, und du wirst fünf verschiedene Bücher, und zu jedem davon fünf verschiedene Auslegungen bekommen. Und dabei wird jeder behaupten, die eigene Meinung sei die einzig wahre. Lass ihnen den freien Willen, und das Ergebnis ist, dass jeder sich seine eigene kleine Enklave schafft, die über kurz oder lang mit anderen im Krieg liegt. Nimm ihnen die Freiheit, und alle können zusammen unter einer Ordnung in Frieden und Wohlstand leben.«
Er klang wie ein Sektierer. Möglicherweise stammten seine Tätowierungen daher. Seiya bekam ein mulmiges Gefühl im Bauch. Diesen Mann würde sie nicht manipulieren können, zumindest nicht so leicht. Sie hatte von As’mala viel gelernt, als sie sich damals in Zata von ihrer Krankheit erholte und ihr Leben neu ordnete – in dem sie künftig Mun als festen Bestandteil haben wollte. Aber wie passte Aventars Auffassung dazu, dass er ausgerechnet den Quinternen diente?
»Und wer sagt dir, dass diesen vermummten Stummen irgendetwas an Frieden und Wohlstand für alle liegt?«, wandte sie ein. »Dass sie sich nicht einfach holen, was sie brauchen, und alle krepieren lassen, die dabei unter
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