SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
aber frische Luft hereinwehte. Dort draußen herrschte das reine Chaos, Seiya konnte nicht erkennen, wer gegen wen kämpfte. Ab und zu blitzte Mündungsfeuer auf und Schatten huschten direkt am Wagen vorbei. Dann sah sie einen Jambani-Kuntar auf den Wagen zuwanken. Seine Kleidung war in Fetzen, Blut troff aus einer klaffenden Brustwunde. Im nächsten Moment fiel ein Schuss, und der Krigget stürzte ins Gras.
Plötzlich erklang ein Knirschen an der Seite. Jemand stemmte eine Ladeluke auf. Die dunkle Silhouette eines Mannes, der sich ein Tuch vor das Gesicht gebunden hatte, schlüpfte herein.
»Aventar?«, fragte Seiya furchtsam.
Der Mann kroch schnell zu ihr, löste ihre Fesseln und drückte ihr ein wassergetränktes Tuch in die Hand. »Schnell«, raunte er. »Wir müssen hier weg.«
Seiya nahm das Tuch und band es sich hastig um. Schon kratzte ihre Kehle von dem Rauch, den sie zwangsläufig eingeatmet hatte.
Durch die Seitenluke schlüpften sie hinaus, nah am lichterloh brennenden Zelt vorbei. Das Feuer hatte inzwischen auch den Wagen erfasst, Aventar war keinen Augenblick zu früh gekommen. Kleine Flämmchen züngelten über das Gras unter dem Wagen.
Geduckt rannten sie am Rand des Lagers entlang, in dem heftig gekämpft wurde. Einige Kuntar versuchten, die Waren zu retten, doch die Mehrzahl war mit der Verteidigung beschäftigt. Seiya erkannte flüchtig unter den Angreifern Menschen, Kuntar, Insektoide und andere. Keiner hatte Zeit, auf Flüchtlinge zu achten, es rannte sowieso alles durcheinander.
Plötzlich riss Aventar Seiya mit sich zu Boden, in Deckung eines hohen Grasbusches. Eine menschliche Silhouette tauchte nur wenige Schritte neben ihr in ihrem Sichtfeld auf, dick mit Stoff vermummt, ein Gewehr in der Hand und mit zwei Gurten voller Messer behängt, deren Klingen im Feuerschein der inzwischen ebenfalls brennenden Wagen schimmerten.
Der Angreifer blieb stehen und drehte den Kopf, als wittere er etwas. Obwohl sie sicher war, dass er sie unmöglich hören konnte, hielt Seiya unwillkürlich den Atem an und schloss die Augen fast ganz, damit deren Lichtreflexionen sie nicht womöglich verrieten. Plötzlich hob der Mann das Gewehr, zielte in Richtung des Lagers, schoss zweimal und rannte wieder los.
Seiya atmete auf und robbte weiter.
Stunden schienen zu vergehen, in denen der Lärm um sie langsam abklang und die Dunkelheit zunahm. Beinahe verlor sie das Gleichgewicht, als der Boden unvermittelt endete und in einen sandigen Abhang überging. Vorsichtig rutschte sie im nachgiebigen Sand abwärts. Nach mehreren Metern wurde der Boden wieder flacher, und sie hörte das Rauschen und Plätschern schnell strömenden Wassers. Am östlichen Horizont zeigte sich bereits der erste Schimmer der aufsteigenden Sonnen.
Langsam stand sie auf. Sie schien allein zu sein. Niemand hatte ihre Flucht bemerkt, alle waren zu sehr mit der Verteidigung des Lagers und dem eigenen Überleben beschäftigt. Sie wurde momentan nicht verfolgt.
Gerade als sie aufatmen wollte, tauchte lautlos ein Schatten vor ihr auf.
Zu spät, um sich noch tot zu stellen
.
Sie ging in Abwehrhaltung, bereit, alles einzusetzen, was sie von Shanija gelernt hatte.
»Ruhig«, klang da Aventars Stimme leise auf, und er hob beide Hände. »Ich bin’s nur.«
Seiya war nicht überrascht. »Und was hast du jetzt vor?«
»Ich würde sagen, das kommt auf die Umstände an, die sich in nächster Zeit ergeben«, antwortete er. »Zunächst einmal werde ich deine und meine Haut retten, dann sehen wir weiter.«
»Ich will nach Burundun, wie du dir denken kannst«, erklärte sie. »Jetzt ist die beste Gelegenheit, sich mein Angebot noch einmal zu überlegen. Die Kriggets werden gerade aufgerieben, und das wird den Stummen nicht gefallen. Selbst wenn du mich nach ELIUM bringst, sind die Kristalle verloren, und das kann dich in erhebliche Schwierigkeiten bringen.«
»Wir brauchen Ausrüstung und Reittiere, egal welche Richtung wir einschlagen werden, deshalb gehen wir zuerst nach Melventin«, erklärte Aventar. »Dort werden wir dann weitersehen.«
Seiya nickte. »Natürlich. Der Fluss hier ist also der Melven?«
»Ganz recht. Wir müssen ihm nur …«
Er unterbrach sich und legte den Kopf leicht schräg. Ein leises Rauschen war über ihnen zu hören, wie von einer plötzlichen Bö. Dann setzte das Knattern eines Motors ein, und ein Lichtstrahl durchschnitt die Nacht und stanzte einen Teil des Flusses aus der Dunkelheit.
»Damit ist es entschieden«,
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