SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
glaube nicht, dass du jemals eine Beförderung bekommen wirst, die dir Privilegien sichert.«
Aventars Gesichtsmuskeln arbeiteten, was die silbrig schimmernden Sichelnarben hervortreten ließ. »Gib dir keine Mühe, Hoheit. Auf so billige Tricks falle ich nicht rein.«
»Ich denke, als Leibwächter bei einem Händler oder einer hochrangigen Persönlichkeit könntest du mehr Lohn und wenigstens etwas Respekt erhalten.«
Aventar lachte leise und neigte leicht den Kopf. »Da ist was dran. Und du willst mir dazu verhelfen?«
»Das könnte ich. Ich kann sogar dafür sorgen, dass du dich bei den Archivwachen des Zentralarchivs bewerben darfst.«
Seine Augen blitzten auf. »Die nehmen wahrlich nicht jeden …«
»Und sie sind gut versorgt und angesehen, besser als so mancher gutsituierter Händler.«
Seiyas Herz klopfte aufgeregt. Sie hatte ihn immerhin zum Nachdenken gebracht. Aventar war schon ein gutes Stück über Dreißig, vielleicht sogar älter, aufgrund der Narben war das schwer zu schätzen. Selbst ein Abenteurer dachte da allmählich über Sesshaftigkeit und Familie nach. Aventar kam ihr nicht wie der Typ des ewig einsamen Söldners vor, das passte eher zu Perkot.
»Netter Versuch.« Er grinste, aber seine Augen waren schmal geworden.
Sie zuckte die Achseln. »Ich dachte, einer wie du entscheidet sich immer für den Meistbietenden. Ich wollte dir nur aufzeigen, welche Möglichkeiten ich dir bieten kann.«
»Rührend. Und jetzt zurück mit dir in den Wagen, es ist spät.«
Während er ihre Beine verschnürte, deutete Seiya auf einige Kisten. »Sie tragen das Wappen der Mandiranei. Heißt das, ihr seid von dort gekommen?«
Aventar nickte. »Wir haben die Lieferung eines verunglückten Orgavogels aus dem Monolithen abgeholt und waren durchs Gebirge unterwegs, als wir Anweisung erhielten, nach dir Ausschau zu halten. Wir haben deinen Absturz mit Interesse verfolgt, allerdings bist du in sehr unübersichtlichem Gelände heruntergekommen, sodass wir eine Weile brauchten, bis wir dich fanden.«
In den Kisten waren also die Schwingkristalle. Kein Wunder, dass Seiyas Psimagie nicht funktionierte. Sie brauchte ausreichenden Abstand zu den Quarzen.
»Seltsam, dass du jetzt erst danach fragst.«
»Ich habe vorher nicht darauf geachtet.« Das stimmte, sie war zu sehr mit ihrer Gehirnerschütterung und den Folgen des Absturzes beschäftigt gewesen. Doch jetzt würde sie sich voll und ganz auf die Flucht konzentrieren – und Aventar würde ihr dabei helfen. Sie war sicher, ihn ins Schwanken gebracht zu haben.
Am nächsten Morgen herrschte eine sonderbare Unruhe im Lager. Mit lautem Zischen und Stampfen wurden schließlich die Maschinen angelassen, während die Kriggets sich auf die Plattformen verteilten, und wenig später begann wieder die rumpelnde Reise über das Land – auf einer anderen Route. Statt nach Nordwesten führte ihr Kurs sie jetzt direkt nach Norden, allerdings im Zickzack, denn während des Diariums wechselten sie mehrfach die Richtung, und es gab einige Zwischenstopps.
Immerhin durfte Seiya sich abends einmal die Beine vertreten, und sie fragte Perkot, während er ihr wie immer bei der Abendtoilette zusah: »Was ist los?«
»Räuber«, brummte er. »Unsichere Gegend.«
Das fand Seiya komisch. Sie konnte nicht anders, sie musste lachen.
Perkot machte eine auffordernde Bewegung mit dem Gewehr, das er stets auf sie gerichtet hielt. »Deswegen beeilst du dich jetzt, wir müssen weiter.«
Er schubste sie in den Wagen, verschnürte sie fest und verschloss die Tür. Seiya lauschte noch eine Weile auf die Geräusche draußen, dann war sie eingeschlafen.
Ein lautes Krachen ließ sie hochfahren. Verwirrt und noch halb in ihren Träumen verfangen starrte sie in die Dunkelheit und versuchte den Rufen und gellenden Schreien, die zu ihr hereindrangen, zu entnehmen, was geschehen war. Es roch nach Feuer, und zugleich hatte Seiya den Eindruck, dass die durch die Schlitze hereinströmende Luft extrem kalt war. Flackerndes Licht huschte durch die Ritzen, dann fielen Schüsse.
Seiya robbte mühsam zur Wand und versuchte, durch die Schlitze etwas zu erkennen. Schlafmatten, Säcke und Kisten sowie die durchhängende Deckenplane des Zeltes standen an mehreren Stellen in hellen Flammen. Mehrere reglose Körper lagen am Boden. Draußen vor dem Zelt wurde gekämpft.
Beißender Rauch begann durch die Schlitze zu dringen, und Seiya kämpfte sich panisch auf die andere Seite zur Tür, durch deren Spalt eisige,
Weitere Kostenlose Bücher