SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
die Räder geraten, wie sie es in der Mandiranei tun? Sie sind nicht von hier, und die Völker von Less bedeuten ihnen weniger als nichts! Sie verfolgen nur eigene Ziele.«
Aventar schnalzte mit der Zunge. »Dann wäre das ja die beste Gelegenheit für die Völker von Less, endlich einmal gegen einen gemeinsamen Feind zusammenzustehen, meinst du nicht?«
»Du hast Less also bereits aufgegeben.«
»Ich bin Realist. Und ich will überleben. Da geht’s mir wie den Stummen: Mich interessiert nur meine eigene schäbige Haut.«
»Und die Kinder? Ist es dir völlig egal, dass sie Kinder rauben?« Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zu Kelt, Jaria und dem kleinen Alman … hoffentlich waren sie im Zentralarchiv in Sicherheit … Sehnsucht und Heimweh wollten in ihr Herz kriechen, doch sie ließ es nicht zu. Sie konnte nur überleben, wenn sie sich ausschließlich der Realität widmete.
»Die meisten von ihnen wären doch sowieso in Sklaverei geendet«, sagte Aventar. »Ich halte mich da raus.«
Es war eine weite Reise nach ELIUM, dennoch ging sie Seiya zu schnell. Mit jedem Dianoctum entfernte sie sich weiter von Burundun, und bald würden sie weites Land erreichen, in dem es so gut wie keine Fluchtmöglichkeit mehr gab.
Nicht, dass es jetzt eine Möglichkeit dazu gäbe. Die Quinternen waren zwar inzwischen weitergeflogen, doch Seiyas Lage hatte sich damit nicht gebessert. Sie wurde keinen Moment aus den Augen gelassen, einer der beiden Menschen war immer in ihrer Nähe, und auch die Kuntar prüften ab und zu ihre Fesseln und machten ihr deutlich, dass sie bei einem Fluchtversuch nicht lange fackeln würden.
Immerhin heilten ihre Wunden gut ab, die Prellungen schwanden, und sie erholte sich von der körperlichen Erschöpfung. Sie hatte Glück gehabt, dass sie den Drachengleiter instinktiv noch so weit lenken konnte, dass der Absturz aus relativ geringer Höhe erfolgte. Da hatten sich die täglichen halsbrecherischen Übungen ihrer Kindheit noch einmal bezahlt gemacht. Doch je besser es Seiya ging, desto unruhiger und ungeduldiger wurde sie auch. Mehrmals hatte sie versucht, ihre Psimagie einzusetzen, aber ohne Erfolg; was jedoch keine Überraschung war. Die Quinternen hatten sicher einen Weg gefunden, diese Kräfte zu neutralisieren.
Aber ganz schutzlos war sie deshalb nicht. Immerhin hatte die Exilkönigin in den vergangenen Jahren eine Menge in Shanijas Dojo gelernt, das ihr einigermaßen Selbstvertrauen verlieh und sie in ihrer Einsamkeit tröstete.
Es wurde Zeit zu handeln, nur noch wenige Tage blieben ihr. Seiya zerbrach sich den Kopf, wie sie eine Flucht arrangieren könnte, doch letztendlich liefen alle Überlegungen auf eine Lösung hinaus: Sie brauchte Hilfe. Und nachdem Perkot sich immer noch auf kein einziges Gespräch eingelassen hatte, blieb nur Aventar übrig. Das gefiel Seiya überhaupt nicht. Perkot war leicht einzuschätzen, er war brutal, aber ohne Tücke. Er tat, was man ihm befahl, und dachte sich nichts dabei. Aventar aber war ein Herumtreiber, der für sich stets den größten Vorteil sicherte. Er passte sich allen Gegebenheiten an, und das machte ihn so vertrauenswürdig wie das aufgerissene Maul eines Spitzmauldiles. Gerade seine Freundlichkeit ihr gegenüber, dass er immer wieder das Gespräch mit der Gefangenen suchte, schreckte Seiya ab. Sie wollte nicht einmal vermuten, was er damit bezweckte.
Ihr Blick richtete sich auf das Grasland vor ihr. In der Ferne zeichneten sich die Silhouetten ungewöhnlich gleichmäßiger Kegelberge gegen das Abendgrau ab, über denen dunkle Wolken oder aber fliegende Felsinseln schwebten. Genau vermochte man so etwas hier auf Less aufgrund der tektonischen und psionischen Turbulenzen nicht zu sagen.
Aber dort ergab sich möglicherweise endlich die ersehnte Gelegenheit. Seiya wartete darauf, dass Aventar zu ihr kam und das Gespräch eröffnete. Mit wenigen Einwänden lenkte sie ihn dorthin, wo sie ihn haben wollte.
»Warum lässt du dir eigentlich von den Kuntar so viel gefallen?«, fragte sie wie nebenbei.
Aventar stutzte. »Wie meinst du das?«
»Ich beobachte euch ja nun schon einige Tage. Die Kuntar schließen dich von allem aus, du bist irgendwie nur ein Mitläufer, der Befehle kriegt.«
Er schnaubte. »Was interessiert dich das? Ich stehe dazu, Krigget zu sein, und wenn ich nicht gut genug wäre, wäre ich nicht aufgenommen worden. Die Kuntar sind mir völlig egal.«
»Man könnte es auch als Feigheit auslegen«, sagte sie kühn. »Und ich
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