SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
uns. Wenn du eine Anstellung bei Earl Hag erhältst, wirst du Geld und Ansehen bekommen, und die Frauen werden dich von sich aus bemerken, ohne dass du sie zwingen musst. Du wirst frei über dein Leben entscheiden können.«
»Und wer sagt mir, dass du deinen Teil des Handels erfüllst, sobald ich dich nach Thel-Ryon gebracht habe?«
»Du musst mir eben vertrauen. Doch ich denke, ich bin die beste Alternative. Ein kalkulierbares Risiko.«
Er dachte nach, der Zwiespalt seiner Gefühle war ihm deutlich anzumerken. »Earl Hag, sagst du?«
»Ich sorge dafür, dass er persönlich mit dir spricht und dir eine Chance gibt.«
»Na schön. Ich denke darüber nach. Warte auf mein Zeichen.«
Sie zerrte an den Fesseln. »Und jetzt mach mich los, oder willst du mich so liegen lassen?«
»Dann habe ich morgen früh einen erfreulichen Anblick.« Er grinste höhnisch, löschte die Lampe und ging.
Der Raum versank in Dunkelheit, als die Tür ins Schloss fiel und der Schlüssel rasselte. Nur in Seiyas Geist blieb die Helligkeit erhalten. Egal, wie Aventar sich entschied – sie war nicht mehr allein und konnte auf Hilfe hoffen. Jetzt konnte sie alles durchstehen, sogar eine weitere erbärmliche Nacht an die Wand gekettet.
»Guter Pong«, wisperte Seiya und schloss die Augen.
6.
Unerwartet ließ Aliandur Seiya zu sich auf das Aussichtsdeck kommen. Die
Durs Faust
zog über eine dicht bewaldete Hügellandschaft hinweg. Die Truppe am Boden kam nur langsam voran, und das Luftschiff flog zur Erkundung voraus.
»Es sieht gut aus«, sagte der Verkünder und deutete mit der Krallenhand vor sich. »Dort hinten beginnt felsiges Gebiet, und es gibt nur einen einzigen Engpass, den wir hinter uns bringen müssen. Danach liegt das freie Land gen ELIUM vor uns. Diese Strecke werden wir schnell zurücklegen können, und ohne Zwischenfälle.«
»Befürchtest du denn welche?«, fragte Seiya mäßig interessiert.
Aliandurs Arm wies nach links. »In dieser Richtung liegt Thel-Ryon, wie dir sicherlich bekannt ist. Von dort ist immer etwas zu erwarten. Wie es heißt, ist Earl Hag dabei, Truppen aufzustellen, um einen Krieg gegen die Stummen anzuzetteln. Er hat schon einige Stadtregierungen als Verbündete gewonnen, und täglich treffen Krieger und Söldner bei ihm ein. Außerdem hat er für Unruhen und Aufstände überall im Land gesorgt, die mir Scherereien bereiten. Angeblich will er sogar die Mandiranei befreien.«
Das Drachenwesen richtete seinen glühenden Blick auf die Königin. »Ob er wohl bereit wäre, dich auszulösen, bevor ich dich ELIUM übergebe?«
Seiya zuckte die Achseln. »Warum er sich für die Mandiranei interessieren sollte, weiß ich nicht. Ich persönlich kenne Earl Hag nicht.«
»Aber du kanntest seinen Sohn … Darren.«
»Ja, er war ein guter Freund.«
Ein Muskel zuckte in Aliandurs Drachengesicht, und Seiya wich verwirrt einen Schritt zurück, als ihr seine körperlich spürbare, heftige Emotion entgegenschlug. War es Wut? Oder gar Trauer? Sie konnte diese Gefühlsregung nicht einordnen, Aliandur war ihr zu fremd. Sie hätte nicht einmal gedacht, dass er überhaupt dazu fähig wäre. Und weshalb hatte er bei der Nennung von Darrens Namen so gezögert? Wieso kannte er ihn überhaupt?
»Jedoch«, fügte sie hinzu, »ich glaube nicht, dass Earl Hag sich wegen einer kurzen, vor zehn Jahren beendeten Freundschaft mit seinem Sohn verpflichtet fühlt, Lösegeld zu bezahlen. Du kannst ihm natürlich ein Angebot machen, ich schätze nur, er wird gar keine Zeit haben, zuzuhören. Dieser Mann ist ja immer sehr beschäftigt. In all den Jahren hat er jedenfalls nie das Archiv aufgesucht oder sich nach den Freunden seines Sohnes erkundigt.«
Fast
nie. Kurz vor dem Überfall der Quinternen auf die Mandiranei war Earl Hag bei Shanija und Darren junior vorstellig geworden, und erst vor kurzem hatte er Shanija Unterstützung auf dem Weg nach ELIUM mitgegeben. Aber das würde Seiya dem Drachenwesen garantiert nicht auf die Schwefel ausdünstenden Nüstern binden.
»Wenn ich gegen Thel-Ryon und Earl Hag ziehe, dann nur, um die Stadt und ihren Herrn zu zerstören«, zischte Aliandur, und diesmal konnte Seiya sich nicht täuschen, es klang hasserfüllt.
Seiya wagte es nicht, nach dem Grund zu fragen. Eine unbedachte Bewegung des Riesenwesens im Zorn, und ihr Körper wäre zerschmettert. Es war besser, sich still zu verhalten.
»Wer wird um dich trauern, Königin Seiya der Mandiranei?«, schwenkte Aliandur plötzlich in seiner
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