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Arls und die anderen kamen an seine Seite. »Könnt Ihr das Feuer aufrechterhalten, während wir zum Portal gehen?«
»Ja.«
»Dann lasst uns gehen. Adepten, achtet darauf, dass sich keine Soldaten im Kreis zeigen«, sagte Mun mit Nachdruck. Sie setzten sich in Bewegung.
Das Feuer hielt den gleichen Abstand zu ihnen, während sie in Richtung des Weißen Portals gingen. Von außerhalb des Kreises war plötzlich lautes Geschrei vernehmbar.
Mun sah durch das Feuer, dass die Soldaten, die zwischen ihnen und dem Portal standen, zurückwichen. Doch unvermittelt drangen zwei Männer in den Kreis ein. Überrascht verharrten sie, weil sie es geschafft hatten, und erschraken erst jetzt über ihren törichten Mut.
Gus machte nicht viel Federlesens. Er packte die beiden Soldaten und stieß krachend ihre Köpfe zusammen, dann schubste er sie aus dem Kreis. Draußen brachen sie benommen zusammen.
Das war das Zeichen für die übrigen Soldaten, die nun mit erhobenen Waffen vorstürmten.
»Schnell!«, rief Mun, und sie rannten alle los. Das Feuer erlosch, doch bevor die Soldaten heran waren, stolperten sie schon durch das Weiße Portal ins Archiv. Vier Adepten hielten die Soldaten mit einer psimagischen Mauer auf, bis das Portal wieder geschlossen war.
Die erste Führung war beendet, und Marilla zeigte sich höchst zufrieden. Über die hastig vorbereiteten Unterkünfte beschwerte sich keine der Frauen; die meisten von ihnen dürften sie sogar als Luxus ansehen.
Die zweitgrößte Freude nach der Besichtigung des Expars – Mun hatte sich entschlossen, es ihnen allen zu zeigen – bildete aber die Einladung in den Speisesaal. Die Frauen stürzten sich auf die angebotene Mahlzeit und schlangen sie gierig in sich hinein, mit verzückten Gesichtern.
Mun fühlte sich unwohl, und das schlechte Gewissen drückte ihn, sie dabei zu beobachten, denn hier im Archiv gab es nie Not. Diese zwanzig Frauen standen für alle Millionen dort draußen, die zu wenig zu essen hatten und in unwürdigen Bedingungen lebten. Das musste anders werden!
Die Adepten kamen nach und nach mit großen Augen in den Speisesaal, blieben jedoch auf schüchterner Distanz. Ein paar zogen misstrauische Mienen, aber die Mehrzahl war vorbehaltlos neugierig. Die jüngeren Lumini fingen sofort an, mit einigen Schülern zu schäkern, kicherten und tuschelten. Marilla hob die Schultern und lächelte Mun entschuldigend an. Doch er winkte ab. Am liebsten hätte er seine Kinder dazu geholt, aber das musste er auf später verschieben.
Nach dem Essen war den Gästen ein wenig schwindlig, denn sie vermissten die schwankenden Planken unter den Füßen, aber sie waren ausgeglichen und bestürmten Mun mit Fragen. Er führte sie in einen Unterrichtsraum, der für eine Konferenz hergerichtet worden war.
Nun warteten sie auf die Bibliothekare. Während Arls, wie es meist seine Art war, etwas abseits von den anderen auf seinen Bogen gelehnt in der Nähe der Tür stand, hatte sich Gus zwischen die Begabten Frauen gesetzt.
Mun blieb am Kopfende des Tisches stehen.
Er ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Das junge Mädchen, das ihm schon während des Kampfes aufgefallen war, saß ganz vorn am Tisch und blickte ihn konzentriert an. Ihr gegenüber saß Marilla. Ihre dunklen Augen schienen eine Stelle hinter Mun zu fixieren.
Gus, der sonst so Schweigsame, flüsterte mit der Frau mit den kupferfarbenen Locken. Wie schon zuvor faszinierte Mun ihr Aussehen: die Farbe ihrer Haare, die durch das Feuer im Kamin verstärkt wurde, ihre langen, dichten Locken und die Form ihres Gesichts. Besonders ihre hohen Wangenknochen, ihre aufgeworfenen Lippen, ihre kleine Nase und ihr schmales Kinn hatten es Mun angetan. Die Frau lehnte sich zurück, immer noch den Blick auf Gus gerichtet, und lächelte. Mun sah, dass sie über dem dunklen Kleid ein Korsett trug, das ihre Taille sehr schmal wirken ließ. Und ihr Dekolleté zeigte den Ansatz ihrer hellen Brüste, schien eine Verheißung zu bedeuten.
Mun kam zu sich – und merkte, dass ihn jetzt alle anstarrten und auf die Eröffnung der Konferenz warteten.
Seiya!
Sie waren einfach viel zu lange schon voneinander getrennt. Bevor er sich überlegen konnte, wie er sich aus der peinlichen Situation rettete, kamen die Bibliothekare, die er zu dieser Unterredung gebeten hatte. Er war auf ihre Unterstützung angewiesen und sicher, dass er sie erhalten würde.
8.
Luur und ein anderer Draawe namens Kaheen glitten herein. Beide neigten sich zur
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