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folgten, und hielt endlich Abstand zum Palast. Pong versuchte herauszufinden, wer auf sie schoss, konnte aber niemanden entdecken.
Sie ließen Palast und Villen hinter sich, schwebten ein Stück weit über kargen Fels, auf einen Hügel zu, der vor den Sonnen aufragte. Dort stand ein schwarz gewandeter Mann und sah ihnen entgegen. Er erwartete sie wohl. Der Vogel sank in elegantem Bogen zu ihm hinab. Pong umklammerte die vier Kristalle fest mit beiden Krallenhänden. Das verdammte Federvieh war also abgerichtet! Was würde jetzt mit ihm geschehen? Er wünschte sich sehnsüchtig in die warme Geborgenheit über Shanijas Brust zurück. Immerhin hatte er dort die besten Aussichten, die man haben konnte, wenn man den Männern der Eliteeinheit W ILD R AMS glauben durfte. Stattdessen wurde er nun diesem bestimmt widerwärtigen Typ gebracht!
Der fremde Mann war hager. Seine gepflegten Haare umrahmten die Schultern, das glänzende Weiß zeugte von Körperbewusstsein. Die hellbraune ledrige Haut seines Gesichtes war von winzigen Fältchen durchzogen. Dennoch wirkte er nicht alt, sondern eher zeitlos, was von seinem durchtrainierten Körper unterstrichen wurde. Er trug einfache schwarze Kleidung, die ihm das Aussehen eines Kriegers gab: Die weite weiche Hose und das gegürtete Oberteil mit dem hohen Kragen boten gute Bewegungsfreiheit und erinnerten Pong im Schnitt an irdisch-asiatische Kampfbekleidung. Auf den dünnen Lippen lag ein selbstgefälliges Lächeln. Pong versuchte im Blick des Mannes zu lesen. Obwohl dessen silbrigblaue Augen riesig wirkten, hatten sie nichts Kindliches an sich. Im Gegenteil, verschlagen blickten sie auf ihn und die vier Kristalle, die er hielt.
»Meine liebe Elena.« In der rauen Stimme des Fremden klangen Stolz und Freude mit. »Was bringst du mir denn da Schönes?«
Aha
. Pong hatte es ja bereits geahnt: Das Vogelmiststück
war
weiblich. Pongs Schuppen schillerten in aufgeregten rotgrünen Tönen.
Der weißhaarige Mann packte Pong mit schmerzhaft festem Griff. Die andere Hand fingerte gierig nach den Kristallen, während Elena zufrieden krächzend auf der Schulter ihres Herrn landete. Mit einer einzigen Bewegung entwand der Dieb Pong die Steine und ließ sie in den Weiten seines Ärmels verschwinden.
Dem kleinen Drachen verschlug es die Sprache. Seine Barteln zogen sich wütend zusammen und die rubinroten Augen glühten wie heiße Kohlenstücke. Er spuckte zornentbrannt Feuer, doch der Mann drückte ihm mit der freien Hand die Schnauze zu. Der Handschuh schützte den Kerl vor den Flammen. Pong hustete gequält. Seine Nüstern brannten. »Aua! Verflucht!«, kam es gequetscht hervor.
Der Fremde hob ihn hoch. Seine Augen schimmerten. »Es kann sprechen. Nett. Und so passend. Ich hätte da nämlich ein paar Fragen.« Sein Griff wurde fester.
Pong keuchte. »Wenn du mich zerquetschst, sag ich gar nichts!«
Der Mann grinste. »Das klingt logisch. Wo ist mein Vater?«
»Gib mir sofort meine Kristalle zurück!« Pong biss wütend in den ledernen Handschuh, der ihn umschloss. Der Vogel krächzte bedrohlich. Die Spitze des scharfen Schnabels richtete sich auf Pong. Vor Schreck wurden seine Schuppen fahlgelb.
Der Mann drehte Pong in der Hand, sodass der kleine Drache mit dem Kopf nach unten hing. »Kleiner,
du
bist nicht in der Position irgendetwas zu verlangen.
Ich
schon. Ich habe dich und deine Begleiterinnen in einer Vision gesehen, und da ich nur Dinge sehe, die für
mich
wichtig sind, müsst ihr etwas wissen oder haben, was für mich von Bedeutung ist. Also, noch einmal: Was weißt du über den Verbleib meines Vaters?«
Ein Wahnsinniger. Großartig
. Pong hatte keine Ahnung, was der Kerl von ihm wollte.
»Wenn ich wüsste, wo dein Vater ist, würde ich ihm sagen, er soll dich übers Knie legen und dir Manieren beibringen.« Pong wimmerte, als er zusammengedrückt wurde. Gegenwehr war vergebens, die Finger des Fremden waren so kräftig, als würde der Weißhaarige zur Übung zwei Drachen pro Tag auspressen.
»Hör zu, du Drachenwurm: Entweder du gibst mir die Informationen, die ich haben will, oder ich drücke dich langsam von unten her aus, wie eine Tube, und beim Kopf höre ich auf.«
Pong schluckte. »Ich weiß wirklich nichts über deinen Vater!«
Der Griff um ihn lockerte sich nach einer Weile. »Wie du meinst. Dann warten wir eben auf deine Begleiterinnen. Eine von ihnen ist mit seinem Schicksal verbunden.«
Shanija, As’mala und Seiya blieben auf der Kuppe eines sandigen Hügels
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