SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
Schatzkassette da, während sich über seinem Körper Schicht um Schicht Eis bildete.
Seiya atmete röchelnd, und ihrem Mund entströmte immer noch eiskalter Dunst, der alles ringsum erstarren ließ, wohin er traf. Auch die bedrohlichen Kristalle verharrten und wurden mit einer Eisschicht überzogen …
wurden
zu Eis. Als Prinzessin Seiya sie mit dem nächsten Atemzug anhauchte, zerbarsten sie in klirrender Kälte und rieselten als feiner Eisschnee hernieder.
Der Weg war frei. Hinter einer Biegung strömte Tageslicht herein – jene Lichtquelle, die diese fantastische Kristallwelt erhellt hatte.
As’mala ließ das Schwert sinken und stolperte auf das Licht zu. Shanija führte Prinzessin Seiya am Arm durch den Tunnel aus Kristallen. Sie blickte ein letztes Mal hinter sich. Dort stand Borschkoj immer noch in derselben Haltung, in der ihn Seiyas kalter Hauch erwischt hatte. Er würde bis in alle Ewigkeit in dieser Stellung verharren.
Begierig atmeten sie die würzige Luft einer blühenden Landschaft ein. Noch konnten sie es nicht fassen, der Hölle der Tiefe entkommen zu sein.
Hinter ihnen lagen die Berge mit ihren schroffen, unüberwindlichen Felswänden, die Mandiranei einschlossen. Vor ihnen grüne Hügel mit sanften Hängen, der Horizont vom Abenddunst verhangen. Die Luft war erfüllt vom Konzert der Insekten und Vögel. Nirgendwo Anzeichen von Gefahr. Keine gefräßigen Raubtiere weit und breit. Und keine Menschen und andere Intelligenzwesen, die ihnen nach Hab und Gut und dem Leben trachteten.
Es dämmerte bereits, und der Himmel leuchtete in allen Farben des Spektrums.
»Was für ein Idyll«, sagte Shanija inbrünstig. »Wenn man das so sieht, kann man nicht glauben, dass Less irgendwelche Schrecken hervorgebracht haben könnte.«
As’mala pflichtete der Gefährtin bei. Sie sah grau und müde aus, voller Schmutz- und Blutspuren. Shanija nahm an, dass sie selbst keinen besseren Anblick bot.
Seiya stand abseits, und sie ließen sie in Ruhe mit ihrer Trauer um Gorelus.
Pong hatte Shanijas Schulter verlassen, hockte an einem Felsvorsprung in der untergehenden Hauptsonne und spielte verträumt mit den Kristallen.
Shanija musste unwillkürlich schlucken, als sie sah, dass es
vier
waren, aber sie nahm es für den Moment hin. »Tut mir leid wegen Borschkoj«, sagte sie zu As’mala.
As’mala machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nicht das erste Mal, dass ich auf einen Blender hereinfalle.« Sie lachte kurz über ihr Wortspiel. »Ich komme schon drüber weg. Immerhin war nicht alles schlecht, was er getan hat.« Sie grinste anzüglich. »
Diese
Erinnerung trage ich gern mit mir herum. Es wird anderen künftig nicht leichtfallen, mich zufriedenzustellen …«
Shanija schüttelte den Kopf. Dann fragte sie: »Was wirst du jetzt tun?«
»Mich bei dir entschuldigen, weil du Recht hattest in Bezug auf Borschkoj, und dich zum Zentralarchiv begleiten, wie ich es versprochen habe.« As’mala zögerte kurz. »Ist es wirklich so ernst mit der Erde?«
»Ja.«
»Hier wird in absehbarer Zeit auch etwas Ernstes passieren, habe ich läuten hören. Etwas, das man die
Passage
nennt. Die einen behaupten, dann wird das System untergehen, die anderen, dass wir das absolute Glück finden werden. Es gibt natürlich noch mehr Theorien.« As’mala rieb sich das Kinn. »Ich weiß nicht, was dran ist, aber für einen Zufall ist mir das alles ein bisschen zu viel.«
»Du siehst einen Zusammenhang?«, meinte Shanija zweifelnd.
»Ich habe dir schon einmal gesagt, dass deine Anwesenheit gerade jetzt von Bedeutung sein muss, vor allem wegen deiner Sonnenkraft. Ich bin neugierig und will wissen, wie es weitergeht. Ich habe das Zentralarchiv sowieso noch nie gesehen, also ist es die beste Gelegenheit, mit dir dorthin zu gehen und nach der Vergangenheit zu forschen. Und … die Zukunft zu sichern. Meine, deine … wie auch immer. Du kannst also weiter auf mich zählen.«
»Danke.« Shanija war aufrichtig erfreut.
As’mala ging zu Seiya und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Das Leben geht weiter«, versuchte sie die Prinzessin aufzurichten. »Eines Tages, wenn du wieder stark genug bist, wirst du nach Mandiranei zurückkehren und dir holen, was dein Bruder dir genommen hat.«
»Ach, was ist schon mein Bruder Tainon«, seufzte die Prinzessin. »Er kann mir nicht viel anhaben. Gorelus stand mir viel näher, denn er wurde gleichzeitig mit mir aus meiner Mutter Leib geboren …«
Das saß!
Shanija und As’mala sahen
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