SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
ihn um.
»Nicht! Lasst ihn am Leben!«, schrie Mun. »Wir brauchen ihn lebend!«
Er sah auf, als ein Schatten über ihn fiel.
Ein Orgavogel, der abdrehte. Die Quinternen zogen ab. Offensichtlich gaben sie den Kampf verloren. Kein Wunder. Sie hatten zwei Einheiten verloren – ein denkwürdiges Ereignis, ein großer Sieg für Less, der allen Hoffnung spenden würde.
Als die Kriggets sahen, dass ihre Herren fortflogen, ergriffen sie augenblicklich die Flucht. Doch Soldaten und Archivwächter, auch Adepten setzten ihnen nach, fest entschlossen, keinen entkommen zu lassen.
Die Soldaten hielten den Stummen am Boden. Er wehrte sich, doch seine Bewegungen erlahmten langsam.
Mun konnte es kaum fassen.
Sie hatten endlich einen der Stummen – und er war am Leben!
Der Vorsteher trat vor, blieb direkt über dem Wesen stehen. Drei Sonnen spiegelten sich im Visier des Helms.
Was nun? Konnte er es wagen, den Helm einfach abzunehmen?
Ringsum scharten sich die Leute. Soldaten, Archivwächter, Adepten, Lumini. Ungläubig betrachteten sie den Gefangenen.
»Kannst du mich verstehen?«, fragte Mun.
Er war fast verzweifelt. Sein Plan hatte geklappt, das Ziel war erreicht, und er stand vor einem wahrhaft historischen Ereignis. Aber er hatte keine Ahnung, was er nun mit dem Gefangenen anfangen sollte. Wie lange konnte er ohne seine vier Gefährten überleben? Wie sollte eine Kommunikation zustandekommen, solange er den Helm trug und nicht erkennbar war, welches Wesen sich darunter verbarg?
Sollte er ihn in Stasis legen? Nur, wie sollte er dann Shanija und As’mala helfen, und den Kampf gegen ELIUM vorbereiten?
Sie waren genauso weit wie vorher.
Der Stumme bewegte sich nicht mehr, und er schwieg.
»Sprich mit mir!«, schrie Mun frustriert.
Plötzlich bewegte sich der Quinterne. So blitzartig, dass nicht einmal der ausgebildete Kämpfer Mun schnell genug war. Der Gefangene entwand sich den Griffen der Soldaten, die angesichts seiner Reglosigkeit nachgelassen hatten, und sprang auf. Seine Hand schoss nach vorn, und er riss einem Soldaten das gezogene Schwert aus der Hand. Bevor auch nur irgendjemand reagieren konnte, drehte er die Spitze zu sich und rammte sich die Klinge in den Leib. So gründlich und kraftvoll, dass die Spitze hinten wieder austrat. Ohne einen Laut fiel er zusammengekrümmt nach vorn.
Alle standen wie gelähmt. Es war so schnell geschehen, zwischen zwei Atemzügen, dass keiner begreifen konnte.
Mun kam zu sich, als Marilla an seine Seite trat und seine Hand ergriff.
Alles umsonst!
Mun sah über den Kreis aus Soldaten, Lumini und Adepten.
Der Quinterne regte sich nicht mehr. Seine behandschuhten Hände umklammerten immer noch den Schwertgriff. Eine Blutlache bildete sich unter seinem Körper und breitete sich rasch aus.
»Rotes Blut«, flüsterte Marilla.
Mun schwindelte es. »Nein«, flüsterte er.
Die Zuschauer flüsterten und wichen zurück. Einige schlugen Zeichen gegen das Böse oder griffen nach Amuletten.
»Also gut«, sagte Mun schließlich trocken. »Ich denke, jetzt kann ich ihm den Helm abnehmen. Dann sehen wir wenigstens, was sich darunter verbirgt. Auch das kann uns weiterhelfen.«
Er bückte sich und griff nach dem Helm des Stummen, suchte eine Weile, bis er die Verschlüsse fand. Zögernd öffnete er sie, hob den Helm ab – und erstarrte.
Mun ließ den Helm zu Boden fallen. Das scheppernde Geräusch drang in sein Bewusstsein, schien sein ganzes Universum auszumachen. Dann nichts mehr. Stille umfing ihn und alle auf dem Platz.
Marilla kleidete schließlich das Entsetzen aller in geflüsterte Worte. »Große Götter … er ist ein Mensch.
Die Stummen sind Menschen!
«
Laura Flöter Alex Nofftz
Maskentanz
Quinterna
Band 5
Neunter Teil
Laura Flöter
Herzen: Fleisch und Eisen
1.
Es war bedeutungslos, welche Wege den Wanderer nach Thel-Ryon führten – niemand konnte von sich sagen, dass er ihn kalt ließ, der Anblick dieser Stadt, beim ersten Mal und auch danach noch. Sie leuchtete schon im wässrigen Licht des frühen Tages weit in die Wüste hinaus, denn die silbernen Segel, die sich zwischen ihren vielen Türmen spannten, fingen die Sonnen ein und durchfluteten die ganze Stadt mit ihrem Licht. Der Wind ließ die Segel fließen, wogen und goss das eingefangene Licht hinunter in die Häuserschluchten.
Es gab eine Stelle in dem Land aus glitzernd weißem Quarzgestein, an der blieb ein Wanderer für gewöhnlich stehen und ließ sich von Thel-Ryon verzaubern. Viele Schritte vor
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