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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Messer:
Ich werde damit fertig
.
    Sie wusste nicht, wo sie war, aber das machte ihr keine Angst. Für jemanden wie sie gab es kein
Verirrt
. ELIUM war zu groß, um einen Weg zu kennen, ehe man ihn gegangen war, das wusste As’mala. Ungegangene Wege erweckten keine Furcht in ihr. Sie hatte sich mit Hunderten davon vertraut gemacht, und sie merkte, wie ihre Füße fast von allein gingen, Diebinnenfüße. Sie hatte nichts verlernt. Es war alles, als sei es erst gestern gewesen.
    Sie schlich durch das löchrige Dunkel, hatte es sich angelegt wie eine Maske. Besser, von Finsternis ins Licht schauen als umgekehrt, denn das hieß blind sein.
    Da, plötzlich, war sie nicht mehr allein Maskenträgerin. Es gesellte sich ein zweites Paar Schritte zu den ihren. As’mala erstarrte in der Bewegung, als sei die Zeit selbst fest geworden. Sie lauschte angestrengt. Stille, Leere. Niemand.
    Sie atmete flach, hörte sich nicht einmal selbst. Unmöglich, dass sie sich verraten hatte. Sie schloss die Augen in die Dunkelheit im Innern, dann öffnete sie die Lider wieder, meinte, sie sähe jetzt klarer als vorher.
    Noch immer umgab sie nur stille Dunkelheit.
    Also doch nicht.
    As’mala ließ die Zeit wieder anlaufen, setzte einen Fuß vor den anderen – aber nur für einige wenige Schritte. Dann: Kein Zweifel.
    Jemand begleitete sie im Dunkeln.
    Sie brauchte nicht einmal eine Gedankenlänge Zeit dafür, dann hielt sie zwei lange Messer (töten lautlos: niemand merkt es) in Händen – zuvor Besitz eines Wachtpostens, der seinen Dienst schlecht versehen hatte. As’mala hatte die Klingen aus ihren Scheiden gezogen und seinen Hals damit zerschnitten, bevor der Krigget fragen konnte: »Wer ist da?«
    Jetzt waren sie ihre. Und sie wusste sie zu gebrauchen.
    As’mala kauerte sich nieder wie eine Katze, wartete, den Atem zwischen den Zähnen. Hörte nichts.
    Wie konnte das sein?
    War es ein Echo ihrer selbst? As’mala glaubte nicht daran. Sie bewegte sich so, dass ihr kein Echo folgen konnte; leiser als ihr eigener Schatten.
    Schatten
.
    As’mala schauderte.
Alle Meeresteufel
, dachte sie,
gibt es hier unten Gespenster?
An jedem anderen Ort und zu jeder anderen Stunde hätte sie wohl gelacht.
Gespenster
in ELIUM? Als Exponat in einer quinternischen Präparatensammlung, ja. Aber sonst? Unfug.
    Seltsam nur: Gerade, hier und jetzt, klang
Unfug
ein wenig dünn; etwas stimmte nicht daran.
    As’mala erstickte einen Fluch zwischen ihren Lippen. Was es auch sein mochte, es gab sich nicht aus freien Stücken preis. Sie ließ Augenblick um Augenblick ganz still in der Dunkelheit versickern, und es tat sich nichts.
    Weiß jemand, dass ich hier bin?
    Die Anspannung wollte ihr schier die Haut vom Fleisch kratzen. Sie hielt das nicht aus. Sitzen und warten, diese Begabung hatte sie nie erworben, auf ihrem ganzen langen, verschlungenen und sicherlich nicht immer weiß gepflasterten Lebensweg.
    Sie hatte keine Zeit, das jetzt noch zu lernen.
    As’mala erhob sich so lautlos, wie sie sich niedergekauert hatte.
Wie du willst
, dachte sie grimmig,
dann komme ich eben zu dir. Glaub mir, du wirst dir wünschen, du hättest den ersten Schritt gemacht!
    Sie schlich auf dem Weg zurück, bot all ihre stille Kunst auf, schnitt mit den Messern in die Schwärze, eh sie sie betrat – bisher ließen sie kein rotes Loch darin zurück.
    Sie zählte ihre Schritte ab: Sieben, acht, neun. Niemand. Zehn, elf, zwölf. Nichts. Dreizehn.
    As’mala verharrte erneut.
    Es ist niemand hier außer mir
.
    Doch, As’mala
.
    Nur ihre Geistesgegenwart hielt ihren Aufschrei zurück. Sie biss die Zähne aufeinander, ehe er entkommen konnte, und schluckte ihn hinunter.
    Diese Stimme – kannte sie besser als ihre eigene, besser als alles, was es sonst auf der Welt zu hören gab. Kannte sie so gut, dass der entfernte Klang ihr die Tränen in die Augen jagte.
    Ragedun.
    »Ragedun«, wisperte sie mit einer Stimme, die dünn war und rau wie Herbstlaub. Ihr Herz lag plötzlich in einer Eisenfaust, die das zarte, rote Fleisch zerdrückte. As’mala gerann der Atem in der Brust.
    »Ragedun, bist du das?«
    Und dann meinte sie, ihr sei der Verstand stehengeblieben.
    Bloß eine Handbreit von ihrem eigenen trat ein Gesicht, verwaschen auch der Umriss eines Körpers aus der Dunkelheit hervor wie aus schwarzem Wasser, nur um sich augenblicklich wieder darin aufzulösen.
    Ihr blieb nur ein Gedankenbruchteil, aber der reichte aus: Das war das Gesicht ihres Mannes. Und für sie fühlte es sich an,

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