Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
als zerrissen nasse Spinnennetze in ihrem
Kopf
.
    Ich kannte einmal eine blinde Frau, die sagte mir, mit blinden Augen sehen sei wie Töne spüren können auf der Haut …
    Kälte flog über ihre Haut, ob es der Schreck war oder die Erkenntnis – sie wusste jetzt, wo sie war. Das waren keine Lichtspeere, die weißen Nadeln: Es waren
Nymphen
. Felder von psimagischen Phänomenen, die in der Lage waren, fremde, ungedachte Gedanken zu gestalten:
Echos
. Sie hatte davon gehört, aber nie geglaubt, ihnen einmal selbst zu begegnen.
Anamas Kehrseite, nein
, dachte sie und versuchte, ihre Gedanken festzuhalten,
nicht jetzt, nicht hier, ich kann das nicht, nicht …
    Ragedun
.
    Da war es. Unmöglich, an etwas nicht zu denken.
    Und dann, als habe sich irgendwo eine verborgene Pforte aufgetan, stürzten von überall her aus der Schwärze Bilder in ihren Kopf, wirbelnde Trümmerstücke.
Sie findet sich inmitten der ungesprochenen Ruinen von allem, was sie nicht denken will. Das ist:
    Ragedun
.
    Viele schöne Tage – zu zweit: Ihre Sonnen gehen nie wieder auf, für sie ist das Ewigdunkel angebrochen. Nichts ist As’mala von dort geblieben
.
    Das Fürstenschloss, das jetzt
woandershin
gehört, das
einstmals
geworden ist: Es steht am Rand der Ewigkeit, und die Zeit trägt es ab. Es hat schon begonnen – wie viele Türme hatte es?
    As’mala weiß es nicht.
    Vorbei.
    Ragedun ist tot.
    Sie hat ihn nicht sterben sehen, nein. Dazu ist sie zu spät gekommen.
    As’mala bricht der Boden unter den Füßen ein. Sie fällt, fällt tiefer, es ist schwarz, alles, jemand schreit, ist sie das?
    Die Schreie locken neue Bilder an, sie weiß nicht, von woher. Das Schloss, in Flammen, alle Fenster sind zerbrochen, Rauch zersetzt die Luft, sie hustet, schluchzt, verschluckt sich am Wasser, das heiß aus ihren Augen springt, sie schier verbrennt, es schmeckt nach Salz.
    Salz und Eisen, da ist plötzlich Blut in ihrem Mund, sie spuckt es aus, spuckt mehr und mehr davon, das Blut aus und ihr Herz hinterher. Sie hat ein Loch, plötzlich, mitten in der Brust, durch das sie
ausläuft
, As’mala, in die Finsternis hinaus: Da ist nichts mehr, was sie zusammenhält.
    Ihr Herz hat viele Löcher jetzt, und sie werden immer größer. Salzwasser brennt darin, zerfrisst sie von außen und von innen.
    As’mala: Ragedun ist TOT. Eine schwarze Ewigkeit zwischen zweimal T, vom Anfang und vom Ende gleich: Ohne Ende, ohne Anfang. Anders geschrieben: NIE. Beides mit drei Buchstaben.
    Nein. Nicht: Niemals mehr. Das ist mehr, als sie ertragen kann, mit einem halben Herzen leben. Nein, nicht einmal halb: Sie teilt es sich mit den vielen Löchern.
    Dann besser gar nicht. Wer einmal ein ganzes Herz gehabt hat, der kann nicht mehr mit einem halben leben.
    Sie löst sich in der Schwärze auf, gießt sich dort hinein durch die Löcher und das Wasser, und ja, As’mala will das, Schwärze werden, denn in der Schwärze ist auch Ragedun. Sie will zu ihm, Echo unter Echos. Kein Mundvoll Luft mehr da zum Atmen, die Eisenfaust zermalmt den Rest von As’malas Herz in ihrer Brust. Soll sie, dann ist es bald vorbei.
    Vorbei.
    Es ist
    vorbei.
    Irgendwann.
    Irgendwann fand As’mala zu sich selbst zurück. Richtete sich vom Boden auf, auf dem sie gelegen hatte, zusammengekrümmt, als habe ihr jemand den Rücken gebrochen. Sie fühlte sich wie zerschlagen, und ihr war übel. Hohl, ausgedörrt, als habe sie Staub getrunken. Mit tauben Fingern strich sie sich über die roten, wunden Augen, wie mit Salz verkrustet, und drängte die diesigfahlen Schleier aus ihrem Kopf, die ihr Denken stumpf machten und blass. Irgendwann hatte es dazu kommen müssen.
    Etwas Gutes war daran. Es war vorbei, und sie war am Leben. Die Wirklichkeit hatte sie eingeholt, sie musste nicht mehr davor fliehen und ihre Kraft dabei verbrauchen.
    Sie musste nur noch damit fertig werden.
    Und Liri sagen: »Dein Vater ist tot.«
    Die Einstmals-Diebin vergrub die großen, kräftigen Hände in den blonden Zöpfen. Sie wusste nicht, wie sie das übers Herz bringen sollte. Sie liebte ihre Tochter, wie sollte sie ihr weh tun können? Musste das immer so sein? War das ein eisernes Weltgesetz, Schmerz und Liebe einander ebenbürtig?
    »Komm schon, As’mala«, sagte sie halblaut zu sich, »überlass das den großen Gedankenwälzern, für die Zeit Wenn-alles-vorbei-ist. Sollen die sich dann den Kopf daran zerbrechen. Du hast jetzt anderes zu tun.«
    Ja, das stimmte. Damit fand sie zurück auf ihre Füße. Weil sie so fest

Weitere Kostenlose Bücher