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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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verlieren, viele Stunden, wenn sie allein suchte. Stunden, die sie im Grunde gar nicht hatte. Zeit war ihr knappstes Gut geworden, kostbarer noch als Wasser.
    Andererseits: Wäre es klug, dem Archivar zu trauen? Die verträumte Seiya der Mandiranei hätte das vorbehaltlos getan. Doch nicht mehr die Exilkönigin von heute.
    Aber der Archivar ist Bürger dieser Stadt; er will sicher nicht mit ansehen müssen, wie Aliandur seinen Thron in der Burg Hag aufstellt. Die Zeit verrinnt, Seiya. Wäge ab, welches Risiko höher ist, und entscheide dich
.
    Sie hob die Hand mit dem Siegelring; auch wenn das Licht hier trüb war, funkelte der Stein hell.
    »Dies ist das Siegel der Familie Hag«, sagte Seiya. »Und das ihrer Stadt.«
    »Das weiß ich, Hoheit.«
    »Und wisst Ihr auch, was es noch sein könnte?«
    Carlim ak Min hob den Kopf. »Es ist ein Siegel, Hoheit. Es erlaubt Euch, Eure Befehle im Namen von Earl Hag auszusprechen. Es ist ein Zeichen der Macht der Familie Hag, und weiter nichts.«
    Seiya schüttelte den Kopf. »Das ist nicht alles. Diese Sigille –«, sie fuhr mit dem Finger über den kunstfertig geschnittenen Stein, »ist selbst ein
Zeichen der Macht
, nur nicht das der Hags allein: Dies ist der
Sturmzwinger
. Ein Bannfluch.« Ihre Augen versuchten, Carlims Züge zu durchdringen; unmöglich. Als trüge er eine Perlmuttmaske im Gesicht.
    »Wovon sprecht Ihr?«
    »Das kann ich sagen, wenn ich es gefunden habe.« Seiya ließ die Hand wieder sinken. »Ihr müsst mir dabei helfen, Carlim. Lasst mich die Aufzeichnungen sehen, die es über die ersten Tage von Thel-Ryon gibt – ich muss wissen, wie dieses Zeichen seinen Weg in das Siegel der Stadt gefunden hat.«
    »Was versprecht Ihr Euch davon?«
    »Die Rettung der Stadt – hoffentlich.«
    Carlim ak Min schaute sie mit einem seltsamen Ausdruck an, dann nickte er. »Hier entlang, Hoheit.«

    Einige Stunden später war Seiya noch immer dort, wo sie angefangen hatte. Der Archivar hatte ihr die Zeugnisse dieser frühen Tage herausgesucht und sie dann allein gelassen. »Wenn Ihr mich braucht, so ruft nur.«
    Das hatte Seiya bislang nicht getan. Sie hatte jeden einzelnen Zeitstrang, der von der Gründungsstunde Thel-Ryons abging, durch Bücher, über Pergamentrollen, Karten und lose Schriftstücke verfolgt – ins Nirgendwo. Alles versickerte im Nichts.
    Thel-Ryon entwuchs der Zeltsiedlung eines wandernden Volkes von Seelendeutern und Wahrsagern
.
    Unmöglich. Thel-Ryons Stunde Null konnte nicht
so
geschlagen haben. Da musste es noch mehr geben, eine Gründungslegende wenigstens, wieso die Nomaden in dieses Ödland wanderten.
    Nach einiger Zeit hatte sie es:
Und es fiel ein Stern in die glitzernde Wüste, darauf das Volk daraus den Willen der Himmel las und ging, dort zu siedeln
.
    Seiya ließ die Schriftrolle los; sie ringelte sich knisternd zusammen, ein altes, trockenes Stück Haut, angeblich von einer Ziege, die jene vergessene erste Stunde selbst erlebt hatte – bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls.
    Die Exilkönigin fuhr sich enttäuscht durch das lange, glatte schwarze Haar und schloss die Augen, die von zu viel angestrengtem Lesen brannten.
    »Pong?«, fragte sie leise. »Hast du mehr gefunden als ich?«
    Aus dem Blattgestöber zu ihren Füßen erhob sich der kleine, silberne Kopf. Pongs Zunge tanzte zwischen seinen gebleckten Zähnchen. »Nichts, Seiya. Es ist einfach nichts da.«
    »Ich verstehe das nicht.«
    Pong kämpfte sich aus dem nutzlosen Wissen hervor und kletterte an ihrem Lehnstuhl hinauf bis zu ihren Schultern; dort setzte er sich, und tippte mit der Spitze seines Schwanzes nachdenklich an sein spitzes Maul: »Vielleicht haben wir uns getäuscht.« Sein zarter fliederblauer Ton verriet Seiya, dass auch ihr kleiner Gefährte sich bedrückt fühlte vom geballten Nichts. Es war reizend, dass er von »wir« sprach, obwohl er Seiyas Überlegung für eine Schnapsidee gehalten hatte.
    Die Prinzessin atmete tief durch und verschränkte müde die Hände hinterm Kopf. »Sieht so aus.«
Nein, nein
, nein.
Ich
weiß,
dass ich mich nicht getäuscht habe. Ich kenne dieses Zeichen und den Bannfluch. Da muss es einen Zusammenhang geben, wieso Thel-Ryon derart mächtig und reich wurde. Vielleicht ist es genau das, hinter dem auch Aliandur her ist? Weiß er mehr als die Stadtväter oder der Archivar?
    »Gehen wir, Pong.« Sie stand auf. »Ich muss darüber schlafen, so komme ich nicht mehr weiter.«
    Es wurde Zeit; draußen brach die Dämmerung an. Den kleinen

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