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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Melodien gegenseitig. Nicht nur Pong, der sich mit vor Ekel gelb verfärbten Schuppen auf Seiyas Schulter ringelte, hätte sich am liebsten die Nanoohren abgeschnitten, wie er behauptete, nur um es nicht hören zu müssen – nach nicht einmal einer Stunde setzte die Stadtwache Warnschüsse auf die Spielleute ab und brachten sie zum Schweigen. Jedoch nur für eine Weile, dann erklangen die Instrumente wieder, und diesmal außerhalb von Thel-Ryons Reichweite. Die ganze Nacht verging über diesen Machtkampf.
    Große Feuer sprenkelten die Dunkelheit – auch von den Mauern aus konnte man dunkle Schatten darum tanzen sehen, und immer wieder erhob sich die blecherne Stimme einer Durpredigerin, die von Knochenfeldern und blutbespritzten Tagen diesseits und ewigsüßer Erlösung jenseits des Todes sang.
    Aliandur hörte und sah das alles von seinem Prunkzelt aus.
    Er fühlte sich gut –
lebendig
wie seit langer Zeit nicht mehr. Dabei aber fiel auch ein dichter, kalter Schatten in sein Drachenherz, und weil er allein war, gestattete der Sektenführer sich, dem kurz nachzugeben: Er senkte den Kopf, seine hornigen Lippen entblößten die Doppelreihen blanker beinerner Dolche in seinem Mund.
    Darren
.
    Seit zehn Jahren lebte er mit einem blinden Fleck in seiner Seele, den nichts und niemand mehr so zum Glänzen würde bringen können, wie Drachenseelen glänzen sollten. Nichts und niemand vermochte ihm jemals zurückzugeben, was er verloren hatte: Sich selbst. In Teilen. Sein Zwillingsselbst.
    Seit zehn Jahren war er, Aliandur, zur Hälfte tot.
    Nichts und niemand würde diese Hälfte mehr lebendig machen können.
    Nur hier, an diesem Ort, kam es ihm vor, als wäre Darren lediglich
abwesend
. Genau dort, wo er gelebt hatte. Was ihm gehört hatte. Was sein gewesen war, im Leben, wurde nun Aliandurs, im Tod: Thel-Ryon.
    Das allein konnte dem Erlöser Erlösung schenken.
    Aliandur brüllte auf; sein horngezackter Schweif schlug um sich, riss eine Prunkkommode um, ließ einen Spiegel bersten. Sein Flügelschlag löschte die Flammen in den Ampeln aus und riss den Baldachin über seinem Lager ein.
Ich werde dich zerstören, Shanija Ran, und alles, was du geliebt, alles, wofür du gelebt hast. Mit dem Blut deiner Freundin werde ich mir von den Stummen kaufen, was ihr mir genommen habt – Einfluss, Macht. Ist es das nicht wert, dafür zu sterben? Und mach dir keine Sorgen: Du wirst ihr Gesellschaft leisten, tief in ELIUM
.
    Das baute ihn auf, und Siegesgewissheit stärkte sein Herz. Am liebsten hätte er zu der grässlichen Musik getanzt, die draußen die Nacht zerkratzte.

    So brachen Thel-Ryons letzte drei Tage an. Die Stadt, die einmal den Beinamen ›Verwunschene‹ getragen hatte, war inzwischen so verwandelt, dass sie kaum mehr wiederzuerkennen war. Angst klebte in dicken Schlieren an Häuserwänden und durchsetzte die ohnehin schon düsteren Tage mit fleckigen Gespinsten. Die Straßenzüge lagen wie ausgestorben in der erstickten Stille, Fensterläden und Türgitter waren fest verschlossen, kaum jemand wagte sich hinaus.
    Die Straßen nahe der Stadtmauern waren evakuiert worden. Seiya hatte veranlasst, dass jedes städtische Gebäude als Notunterkunft eingerichtet wurde, um die Evakuierten aufzunehmen. In den geräumten Gebieten hatte die Stadtwache anschließend Blockaden errichtet. Selbst wenn Aliandur tatsächlich die Stadtmauern durchbrechen sollte, hätte er es mit der Erstürmung der verwinkelt gebauten Stadt, die auf ebenem Boden wie ein Labyrinth war, nicht leicht. In dem Irrgewinde von versperrten Straßen, Sackgassen und verbarrikadierten Durchgängen würde sich sein Heer zerstreuen müssen und dadurch aus dem Hinterhalt heraus angreifbar.
    Nur einige bestimmte Wege waren noch ohne Hindernis offen. Entlang dieser Straßenzüge waren alle Gebäude geräumt und als weitere Hinterhalte für die Angreifer vorbereitet worden – die Verteidiger würden den Vorteil des eigenen Bodens nutzen und Aliandur die Stadt nicht gleich übergeben, sobald die Verteidigungsmauer durchbrochen war.
    Thel-Ryon würde erst dann fallen, wenn Burg Hag eingenommen wurde. Und bis dahin war es selbst für ein so großes Heer wie Aliandurs ein weiter Weg. Er musste sich seinen Sieg teuer erkaufen.
    Trotz aller Vorbereitungen aber schien es, als werde die Luft in Thel-Ryon Stunde um Stunde knapper.

4.
    Die Sterne drehten sich um ELIUM. Ihr Flug war von vollkommener Ebenmäßigkeit. Jeder Stern hatte seinen Platz im Gefüge des Weltraums

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