SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
die grünliche Dunkelheit begegnete ihnen niemand. Kein Tier kreuzte ihre Wege. Nur einmal noch hörten sie das weit entfernte Trippeln von vielen Füßen, aber es näherte sich ihnen nicht. Shanija wollte lieber nicht erkunden, um was es sich handelte.
As’malas Gesicht hatte eine ungesunde Färbung. Sie schwitzte stark. Es ging ihr zusehends schlechter. Seiya kümmerte sich um sie und half ihr auf dem Weg. Shanija verfluchte As’malas Unbekümmertheit im Umgang mit der Knolle, die sie jetzt aufhielt. Sie wollte endlich vorankommen! Ein unbestimmbares Gefühl sagte Shanija, dass die Gesteinsplatte einige Überraschungen barg – und dass sie Pong näher kam.
Argwöhnisch betrachtete die Kommandantin die käferübersäten Wände und den Weg vor sich. Wann immer der Gang abzweigte, wählte Shanija denjenigen, der nach oben führte. Sie hatten bereits eine ziemliche Strecke zurückgelegt, als As’mala, die sich auf Seiyas Schulter stützte, in sich zusammensank und zu Boden glitt.
»Alles dreht sich«, murmelte As’mala matt. »Der Gang schwankt zu sehr.« Sie sah kleinlaut zu Shanija hoch. »Ich hab wohl echt Mist gebaut.«
»Reiß dich zusammen«, sagte Shanija ungerührt.
»Ich weiß nicht mehr, wo vorn und hinten ist.« As’mala schloss die Augen. Ihr Körper zitterte. Sie schlang die Arme um ihre Knie. »Ich brauch eine Pause.«
Shanija blickte unbehaglich zurück. Sie wollte es den anderen nicht sagen, aber sie fühlte sich seit einiger Zeit beobachtet, von Hunderten winziger Augen.
Bösartiger
Augen, die sich in den Schatten verbargen. Je länger sie blieben, desto stärker wurde das Gefühl von Gefahr. Sie gehörten hier nicht her. »Es ist nicht mehr weit, As’mala. So dick wird die Gesteinsplatte nicht sein. Komm schon.« Sie zog die Begleiterin hoch und stützte sie ächzend. Shanija besaß Kraft, aber die Diebin war gebaut wie eine Athletin. As’mala stöhnte und gab sich Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Langsam schleppten sie sich vorwärts.
»Dort vorn ist Licht!« Seiya, die ein Stück vorausgegangen war, klang erleichtert. »Hoffentlich gibt es hier nicht dieselben Monster wie im Nebel unten.« Sie schüttelte sich. »Man kann ja viel über die Einsamkeit meines Monolithen schimpfen, aber sicherer war es dort schon.«
Shanija schwieg. Zuletzt war die Sicherheit von Seiyas Heimat durch ihren Bruder Tainon zerstört worden. Shanija fragte sich, ob Seiya bereute, mit ihnen gegangen zu sein. Aber letztlich hatte die Prinzessin keine Wahl gehabt. Entweder Flucht oder Tod. Ob Seiya sie verlassen würde, sobald sie auf andere Menschen trafen? Das wäre dann jemand weniger, um den Shanija sich kümmern musste. Das Zentralarchiv konnte sie auch ohne Seiya finden.
Ich würde sie trotzdem vermissen
. Shanija musterte die Prinzessin unauffällig von der Seite. Vereinzelte Flechten der zerzausten schwarzen Haare umrahmten ihre hohen Wangenknochen. Die glänzenden braunen Augen gaben dem zierlichen Gesicht einen ätherischen Ausdruck. Seiya war anmutig, wie eine klassische Märchenprinzessin isoliert und überbehütet aufgewachsen. Trotzdem war sie tapfer auf diese Reise ins Ungewisse gegangen, ohne sich ein einziges Mal zu beklagen.
As’mala bat Shanija, sie an der Felswand abzusetzen. Sie atmete schwer, versuchte aber zu lächeln. »Lasst mich einen Moment hier ausruhen. Ich schreie schon, wenn was ist.«
»Die paar Meter schaffst du jetzt auch noch.« Shanija zerrte die blonde Frau unerbittlich weiter und setzte sie erst ab, als sie den Ausgang erreicht hatten.
Shanija übernahm die Führung und trat als Erste hinaus ins blendende Licht von Flavor, Rubin und Arausio. Die Kommandantin hatte sich noch immer nicht an das sonderbar intensive Licht auf Less gewöhnt, das alle Farben zum Leuchten brachte und oft genug die Luft flimmern ließ.
Der Gang führte aus dem Felsen hinaus auf ein natürliches Plateau. Darunter lag eine seltsam geformte Landschaft aus kleinen Schluchten.
»Was ist das?« Seiya zeigte auf ein schiefergraues Steingebilde ganz in ihrer Nähe.
Shanija erkannte, dass all die niedrigen Schluchten vor ihnen
erbaut
waren. Felsbrocken und Steine waren zu turmhohen grauroten Trichtern aufgeschichtet. Die Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Gebilden waren erheblich. Obwohl es keine Straßen oder Wege gab, handelte es sich eindeutig um eine Art Siedlung. Allerdings nicht von und für Menschen errichtet.
Einer der Trichter direkt unter ihnen bot Einblick in seine große
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