SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
schlecht instand gesetzte Häuser. Die ganze Stadt wirkte wie ein prächtiges, zugleich verrücktes Kunstwerk, bunt und farbenfroh; welch ein harter Kontrast zu den kargen Felstrichtern der Fiogan. Shanija konnte das Schlagen eines Schmiedehammers und das leise Klingen von Glocken hören, die in dem großen Baum hingen und zarte Töne von sich gaben, wenn ein Windhauch durch die Äste fuhr.
Auf dem Platz waren Menschen in bunter Stoffkleidung unterwegs. Die meisten hatten helle Haut und bronzefarbenes Haar, das zu aufwändigen Zopffrisuren geflochten war, und die Bärte waren sorgfältig gestutzt. Einige blieben stehen und deuteten auf sie, ihre aufgeregten Stimmen drangen bis zu Shanija hoch.
»Baum«, stöhnte As’mala neben ihr geistreich. Shanija war froh, überhaupt ihre Stimme zu hören.
Sie landeten auf dem Platz vor dem eschenähnlichen Baumriesen, der mehrere hundert Meter hoch sein musste. Die langen Stiele an den Enden der Äste besaßen über zehn Paare länglicher Einzelblätter. Farbenfrohe Girlanden zogen sich durch die Unterseite der ovalen Krone. Vermutlich wurde die Esche von den Menschen der Stadt verehrt.
Die Fiogan ließen sie los, sobald sie gelandet waren. Der Anführer wandte sich mit gespreizten Flügeln an Shanija. Er sah mit dieser Haltung bedrohlich aus. »Du wirrst deinen Weg finden, Sonnenstrrahl.«
Ohne ein weiteres Wort der Erklärung oder des Abschieds stießen sich die Wesen von den bunten Mosaiksteinen ab und flatterten in den Himmel hinauf.
Seiya schwankte leicht, sie schüttelte den Kopf, als würde sie aus einem Traum erwachen. »Das war unglaublich! Das Segeln mit den mandirischen Drachengleitern hat mir mein Vater immer verboten. Ich hätte nie gedacht, einmal wie ein Vogel zu fliegen.«
»Eher wie die Beute eines Vogels«, erwiderte Shanija. Die Worte des Fiogan verwirrten sie. Das Vogelwesen konnte wohl kaum ihren Rückweg zur Erde meinen. Sie neigte leicht den Kopf und beugte sich über die am Boden liegende As’mala. Ihre Finger suchten den Puls.
Die blonde Frau öffnete die Augen. »Bei Anamas Kehrseite … nie wieder Jajamknolle.«
»Geht es dir besser?«, fragte Seiya.
As’mala nickte. »Die Welt hat aufgehört, sich um mich zu drehen. Wo sind wir hier?« Vorsichtig setzte sie sich auf.
Eine angenehme Männerstimme erklang neben ihnen. »Verzeiht, wenn ich Euch unaufgefordert anspreche, aber ich kann Eure Frage beantworten. Ihr befindet Euch hier in Khatasta, meine Damen.« Ein mit Schwert und Rundschild gerüsteter Mann trat auf sie zu. Er war nicht viel größer als Shanija. Wie die anderen Bewohner der Stadt trug er die Haare lang, sie fielen in unzähligen geflochtenen Zöpfen über seine Schultern und schimmerten wie Kupfer. Das breite Gesicht war freundlich, die Nase schmal, edel. Ein wenig sonderbar war die dünne Beschaffenheit seiner Rüstung. Sie glänzte, wirkte aber nicht funktionstüchtig. Abschätzend musterte Shanija das dünne Zierschwert an seiner Seite. Was wollte der rotblonde Mann damit tun? Brotscheiben mit Butter bestreichen?
Der Mann wandte sich Shanija zu, die grauen Augen in dem kantigen Gesicht musterten sie nachdenklich. Auf seiner Nase saßen einige Sommersprossen, die nicht zu seinen strengen Augen passen wollten. Shanija besann sich und wollte sich vorstellen, doch Seiya kam ihr zuvor.
»Mein Name ist Prinzessin Seiya, Tochter des Königs Leeon und der Königin Randra aus dem Reich Mandiranei. Meine Begleiterinnen sind die Geschwaderkommandantin Shanija Ran und die ehrenwerte Asanfirigylwyddinmala. Wir er- suchen eine Genehmigung unseres Aufenthaltes.«
Ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Mannes. »Ihr seid so schön, wie Ihr förmlich seid, Prinzessin Seiya aus dem uns bekannten Reich Mandiranei. Mein Name ist Maltes Balderas. Ich bin Hauptmann der Stadtwache und der Sohn des Präfekten Aridas.«
Shanija kniff die Augen zusammen. »Was genau versteht ihr Leute hier unter einem Präfekten?«
Der Mann sah entspannt zurück. »Was genau versteht Ihr unter einer Geschwaderkommandantin?«
As’mala unterdrückte ein Würgen. Maltes richtete erst jetzt seine Aufmerksamkeit auf die Diebin. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich völlig. Shanija bemerkte erstaunt die plötzliche ernsthafte Sorge in seinen sturmgrauen Augen.
»Eurer Begleiterin geht es nicht gut. Seid Ihr schon länger hier? Diese Gegend ist gefährlich für Frauen.«
»Wir können auf uns aufpassen«, erklärte Shanija bestimmt.
Maltes beschrieb in
Weitere Kostenlose Bücher