SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
eines gewaltigen Magens erinnerten. Überall mündeten darmartige Schläuche wie der, durch den sie gekommen war, in den unterschiedlichsten Größen. Es fanden sich Öffnungen, die gerade mal so groß wie ihre Handfläche waren, und Portale, größer als sie selbst. Alle Öffnungen wiesen einen verdickten Rand auf und pulsierten teilweise leicht, als wollten sie sich jeden Moment schließen.
Sie trat an die größte Öffnung und tastete über den Rand. Der Muskel oder was auch immer sich darunter verbarg war steinhart, obwohl sie eine pulsierende Bewegung spüren konnte. Sollte die Öffnung sich abrupt schließen, wäre es ohne Hilfsmittel wohl unmöglich, hindurchzugelangen. Auch ihre Psimagie würde ihr nicht helfen, da sie keinerlei Mechanik erkennen konnte.
Kurz entschlossen stieß sie sich ab und war mit einem Hechtsprung durch, landete lautlos wie eine Katze auf der anderen Seite, zum Kampf bereit. Noch war alles still. Wenn sie ihr Gedächtnis nicht täuschte, hatte sie jetzt die Sektion erreicht, in der Shanija gefangen gehalten wurde. Natürlich wurden nicht sämtliche Nebengänge durchgehend bewacht, weil das viel zu viel Personalaufwand war, sondern nur die wichtigsten Punkte, deshalb gab es hier keine Wache.
Auf Zehenspitzen schlich sie durch den Korridor auf eine hellere Lichtquelle zu. Als sie den Rand des Lichtscheins erreicht hatte, ging sie in die Hocke und bewegte dann den Oberkörper ganz langsam nach vorne, bis sie schließlich knapp um die Ecke sehen konnte. In einem professionellen Einsatz hätte sie eine Ausrüstung dabei gehabt, die ihr dienlich gewesen wäre. Aber so konnte sie froh sein, dass sie überhaupt noch einen Fetzen Stoff am Leib trug. Und sie hatte immerhin zwei lange Messer aus Kreischerstahl. Die Kommandantin hatte ihr ein Gewehr angeboten, doch As’mala hatte abgelehnt. Zum einen machte eine Schusswaffe jede Menge Krach, zum anderen war sie hinderlich bei den Klettertouren, die hier in ELIUM unweigerlich auf einen zukamen.
Einen kurzen Moment lang erstarrte As’mala, und ihr Blutfluss fror ein, als sie einen Quinternen gerade um die nächste Ecke verschwinden sah. Immerhin war er der Letzte der Fünf, und sie war unbemerkt geblieben. Erleichtert beruhigte sich ihr Pulsschlag. Sie sondierte weiter und entdeckte ein Dutzend schwer bewaffneter Kriggets, die eine fest verschlossene Öffnung bewachten.
Es war völlig klar, wer sich dahinter befinden musste. Das bedeutete, Shanija war am Leben und zumindest noch in einem Stück, das man für gefährlich genug hielt, auszubrechen. Sonst wäre ein derartiges Aufgebot nicht aufgestellt worden.
Ob die Quinternen mit einer Befreiungsaktion rechneten? Konnten sie sich so in die Menschen hineinversetzen? Wahrscheinlich nicht. Aber der Aderschlag sicher, allerdings bekämpfte der sich gerade selbst und würde sich vor allem nicht weiter für den Feind Nummer 1 ihrer neuen Herren interessieren. Vielleicht würden sie Shanijas Befreiung sogar begrüßen, um wieder das Kommando übernehmen zu können.
Also war wohl keine Falle aufgestellt. Das brachte As’mala nicht weiter, zunächst war sie zum Warten gezwungen. Allein, nur mit zwei Messern, konnte sie es niemals mit zwölf Kriegern aufnehmen. Hoffentlich erreichte die Kommandantin mit ihrer Truppe bald diese Sektion, dann sollten sie sich irgendwie verständigen und wieder zusammenschließen. Und falls das nicht klappte – würde As’mala den Angriff abwarten und im Tumult direkt an die Befreiung gehen.
Da tippte ihr jemand von hinten auf die Schulter.
Sofort wirbelte As’mala herum und zückte ihre Messer. Sie stieß den angehaltenen Atem aus. Mitten vor ihr schwebte Pong in der Luft. Der Schmuckdrache strahlte vor Freude hellblau und schien ein Kichern nur mühsam unterdrücken zu können.
As’mala pflückte ihn mitten aus der Luft und huschte zurück in die Dunkelheit, aber einen anderen Korridor entlang, der zu einer Verteilerstelle führte, wo es Möglichkeiten zur Flucht gab und sie gleichzeitig den Überblick behalten konnte. Pongs Schimmern war ein Trost an diesem Ort.
»Bei allen Seedämonen! Mach so etwas nie wieder!« Sie drückte den kleinen Drachen an ihren Busen. »Pong, was bin ich froh, dass du hier bist!«
»Und ich erst! Ich konnte doch meine Meisterdiebin nicht alleine lassen«, erklärte Pong vergnügt. Dann betrachtete er sie genauer. »Sag mal, hast du etwa in der Gefangenschaft zugenommen?«
»Das geht dich gar nichts an«, versetzte sie empört.
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