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Damit war eine große Last von ihren Schultern genommen, und sie hatte Zuversicht gewonnen. As’mala hoffte, dass Solitair und Earl Hags Schutztruppe mit den Kindern Burundun bald erreichen würde.
Gemeinsam mit der restlichen Truppe war sie wieder ins Innere von ELIUM eingetaucht, um sich auf die Suche nach Shanija zu machen. Dann waren sie in ein Gefecht geraten, As’mala von den anderen abgeschnitten worden und seither allein unterwegs. Es hatte keinen Sinn, zu versuchen, wieder zu den anderen aufzuschließen und dabei in den sicheren Tod zu laufen. Die Kommandantin würde mit ihren Leuten auf dem ursprünglichen Weg zu Shanijas Gefängnis gelangen, und As’mala eben auf einem anderen. So ganz unbekannt war ihr die Richtung schließlich nicht, ihre Freundin sollte in der Nähe der Labors untergebracht sein. Überall in ELIUM wurde über die bedeutende Gefangene getratscht, die schließlich schon einmal hier gewesen war und »Tod und Vernichtung«, wie es hieß, gebracht hatte. Die Kriggets begrüßten ihre Gefangennahme, für sie war Shanija das Sinnbild des Todfeindes; die Sklaven jedoch, vor allem die Menschen, trugen überall heimlich Botschaften herum, um einen Weg zu finden, die Heldin der Passage zu befreien.
In der benannten Sektion würde As’mala sich mit Sicherheit zurechtfinden – genau wie bisher auch. Allein auf Feindesgebiet, das war ohnehin ihre Spezialität, und sie verstand es immer noch, mit der Dunkelheit zu verschmelzen.
Sie wartete, bis eine Patrouille Kriggets aus ihrem Blickfeld verschwunden war, dann wand sie sich aus dem engen Schlauch, durch den sie gekrochen war, und huschte über den Korridor, um gleich wieder in Deckung zu gehen.
Je näher sie Shanijas Aufenthaltsort kam, desto mehr der Soldaten waren zu sehen. Das galt aber nicht nur der Sicherheitsverwahrung Shanijas, überall in ELIUM brodelte und gärte es. Die erfolgreiche Flucht der Kinder hatte sich natürlich herumgesprochen, und es hatte eine Menge Verdächtigungen und einige Exekutionen gegeben. Vor allem unter dem Aderschlag schien Uneinigkeit zu herrschen, immer wieder kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen und Aufständen, und jeder fing an, jedem zu misstrauen, während die geheimnisvollen Vorbereitungen der Stummen gleichzeitig vorangetrieben wurden. Insofern gab es Ablenkung genug, und eine geschickte Diebin, aber auch eine erfahrene Söldnertruppe, konnte sich dadurch bis ins Zentrum des Gigantraumers schleichen.
Genau über As’mala tat sich ein weiterer unregelmäßig geformter Schacht auf. Sie ging in die Hocke, stieß sich mit aller Kraft ab und bekam den Rand der Öffnung zu fassen. Geschmeidig zog sie ihren Körper hindurch und robbte durch den engen Schlauch. Kurz musste sie an die
Brüllschnecken
denken, doch hier fand sich keine Spur von ihnen.
Der Schlauch gabelte sich. As’mala entschied sich willkürlich für eine Seite, da sie ohnehin nicht genau sagen konnte, in welche Richtung er letztendlich führte. Erst in einem breiteren Gang konnte sie sich wieder orientieren.
Schließlich erreichte sie das Ende und spähte in einen von Talglampen hell erleuchteten Saal, in denen unzählige Kuntar mit Kampfübungen beschäftigt waren. Unmöglich, hier ungesehen hindurch zu schlüpfen.
Somit blieb nur der unbequeme Rückweg, denn sie konnte sich unmöglich umdrehen. Mit den Schuhspitzen voran tastete sie sich Handbreit für Handbreit zurück. Oft blieb sie dabei mit den Zöpfen an Unebenheiten der rauen Wand hängen und musste die Arme in die unmöglichsten Positionen verrenken, um die Haare wieder lösen zu können. Vorwärts war es leichter gewesen.
Endlich erreichte sie wieder die Gabelung und schob sich in den anderen Gang.
Der zweite Schlauch war noch enger als der nächste, sodass sie bereits mit Schultern und Hüfte an den Wänden entlang schrammte und stecken zu bleiben fürchtete, und außerdem gab es hier Ungeziefer, das ungeniert über sie hinwegkrabbelte und ab und zu testete, ob ihre Haut gut schmeckte oder man es sich in ihrer derangierten Kleidung bequem machen konnte.
Endlich erweiterte sich der Schlauch und As’mala konnte sich in einen dunklen Raum oder Saal ziehen, wo sie erleichtert aufstand und die malträtierten Glieder streckte. Sie lauschte in die Dunkelheit, bis ihre Augen sich an das fast nicht vorhandene Licht unbekannter Quelle gewöhnt hatten und sich Konturen aus den Schatten schälten.
Um sie herum erstreckten sich lamellenartige Gebilde, die sie an das Innere
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