SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
Kind. Diese entsetzliche Leere in ihren Augen erfüllte Shanija mit Grauen. Ob man ihr je die Menschlichkeit zurückgeben konnte? Aber das war der zweite Schritt, zunächst einmal musste sie ihre Tochter aus ELIUM herausholen. Shanija war der Verzweiflung nahe, doch sie musste sich gedulden.
Oberste Priorität hatte jetzt der verbliebene 0/A/11111 – oder vielmehr jetzt 0/A/10000 –, ihr ganz persönlicher Erzfeind, der Quinterne mit den roten Schultern. Wie es aussah, lebte er noch. Er lag streng bewacht und mit Ketten fest verschnürt in einem Frachtraum. Falls sie ihn lebend zum Zentralarchiv brachten, kam gleich das nächste Problem auf sie zu: Wie sollten sie ohne Raja mit ihm kommunizieren? Sie hoffte, dass den Bibliothekaren dazu etwas einfiel.
Das Archiv. Shanija seufzte und strich sich das noch feuchte Haar nach hinten.
Darren
, dachte sie.
Hoffentlich geht es dir gut. Wie sehr freue ich mich auf dich …
Earl Hag kam herein, ebenfalls versorgt und in frischer Kleidung, und ließ sich ihr gegenüber in den Sessel sinken. Umgehend kam ein Diener mit einem großen Glas, in dem eine goldfarbene Flüssigkeit schwappte, und einem Teller gemischter Gerichte. Still machte er sich darüber her, und Shanija entschloss sich, einen zweiten Versuch zu wagen. Und tatsächlich, zu zweit schmeckte es nicht nur besser, sie begann sich auch allmählich zu entspannen.
»Seit wann beherrschst du Telekinese?«, fragte der Tycoon unvermittelt. »In den Legenden war davon nie die Rede.«
Sie legte die Gabel hin und lehnte sich zurück. Es hatte keinen Sinn mehr, dem auszuweichen, sie musste sich der Sache nun stellen. »Darren … hat sie mir geschenkt, im Augenblick seines Todes. Irgendwas ist damals geschehen, dass sich die Psimagie von ihm auf mich übertragen hat. Ich nehme an, es hing mit der Passage zusammen, es war ja alles aus den Fugen geraten.« Ihre Stimme versiegte.
Earl musterte sie eine Weile, dann stand er auf, kam um den Tisch, setzte sich neben sie und legte den Arm um sie. Dankbar lehnte sie sich an ihn.
»Ich bin lange nicht damit fertig geworden«, fuhr sie fort, »habe es genauso wie die Erinnerungen an die Quinternenfolter und die ersten sechzehn Jahre meines Lebens weggesperrt. Versucht, so wenig wie möglich daran zu denken.«
Sie schwiegen. Lange. Shanija genoss die Kraft, die ihr Earls Umarmung gab. Eine Menge Ungesagtes stand zwischen ihnen, doch das musste warten. Jetzt war dieser Moment wichtig, sie durfte ihn nicht verderben.
»Und
deine
Psimagie?«, fragte sie schließlich. »Du bist ein Linpha-Magier, nicht gerade eine häufige Gabe.«
Earl löste sich von ihr und winkte ab. »Das ist nur Firlefanz, den ich nie gebraucht habe. Ich lehne Psimagie grundsätzlich ab.« Er lächelte leicht. »Nun ja, das war, bevor ich dich kennengelernt habe. Bis dahin haben mich nur handfeste Geschäfte, Gold, Edelsteine und dergleichen interessiert. Doch kaum habe ich Kontakt zu dir, stecke ich mitten im Kampf und die Welt geht unter. Da komme ich nicht mehr darum herum.« Er rieb sich das Gesicht. »Aber allzu oft sollte das nicht vorkommen, so jung bin ich nicht mehr.«
As’mala kam hereingestürmt, auf ihrer Schulter saß Pong und schillerte in allen Regenbogenfarben.
Absolut synchron rückten Earl und Shanija voneinander ab, nahmen eine neutrale Sitzposition ein und taten so, als hätten sie sich nur mit sich selbst beschäftigt.
»Was zieht ihr für Gesichter!«, rief As’mala. »Morgen sind wir in Burundun! Bei den vollbärtigen Hafenhuren, jetzt können wir endlich diesen Quinternen-Obermotz aus seinen Anzug schälen und ausquetschen, bis kein Tröpfchen Wissen mehr in ihm ist!«
Shanija lächelte. »Ja, das werden wir«, sagte sie fest entschlossen.
Marc A. Herren Susan Schwartz
ELIUM
Quinterna
Band 6
Elfter Teil
Marc A. Herren
Der ERSTE
Und die Engel stiegen auf die Erde herab in weißem Scheine. Sie kamen zu den Menschen, brachten das Licht zurück in ihre Herzen. Niemand sah je ihre Gesichter, ihre Seelen und Taten sprechen für sie. Denn sie sind das Gute, das Reine, das Reinigende
. Altes Volkslied von der Erde
Prolog
Am Anfang stand die Frage. Das Wesen wand sich, zog sich zusammen, um sich sofort wieder gierig auszustrecken. Es reckte sich nach der Information, nach der Antwort auf seine Frage – der einzigen, der ultimativen Frage.
WAS?
Was geschah? Informationen waren seine Augen, ihr Sammeln der Lebenszweck des Wesens. Die Gier nach ihnen füllte sein Bestehen aus. Es
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