SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
das zweite Mal gibt es keine Ausrede. Anstatt die Quinternen meine Rache erledigen zu lassen, habe ich dich aus ELIUM rausgeholt, und nicht nur das – ich werde auch mit dir wieder reingehen, obwohl das gegen jede Vernunft und Geschäftsprinzipien spricht. Weder Corundur noch Earl Hag handeln logisch, und das ist alles nur deine Schuld. Ich habe mehr als zehn Gründe, dich beseitigen zu müssen, denn du bringst alles in Gefahr, was ich mir je aufgebaut habe, und das Risiko des gewaltsamen Todes steht auch noch an irgendeiner Stelle der Kette, möglicherweise nicht am Ende. Was tue ich da nur? Dein Sohn gehört mir bereits, also was will ich noch mit dir?«
»Sagtest du vorhin nicht: Darrens Glück?«, erwiderte sie.
»Was für eine Frau du doch bist, und was für ein Idiot war mein Sohn. Natürlich hatte er es nicht anders verdient. Mit dir an meiner Seite hätte ich damals diese Welt aus den Angeln gehoben.«
Zehn Möglichkeiten innerhalb einer Sekunde, ihn zu töten. Er war gut, aber sie war besser. Gegen sie hatte er keine Chance, Linpha hin oder her, so schnell könnte er niemals sein. Sie hingegen brauchte keine Psimagie, auch wenn Telekinese in einem Fall wie diesem sehr praktisch war.
Aber sie rührte genau wie zuvor keinen Finger.
»Warum hast du mich immer noch nicht getötet?«, fragte er leise. »Ich weiß, wozu du fähig bist. Und sag nicht, wegen Darren. Das wäre eine Lüge.«
Der Schmerz presste ihr die Tränen aus den Augen. »Weil du es nicht getan hast und ich es nicht will«, flüsterte sie. »Der Tod ist keine Lösung. Mein Herz ist bereits gebrochen, was kannst du mir noch mit deinem Verrat antun … wie sollte es meinen Schmerz lindern?«
»Ich habe dich nicht verraten«, sagte er, und seine Stimme nahm einen leicht zittrigen Klang an. »Du musst mir glauben, Shanija, ich hätte dir die Wahrheit gesagt, sobald wir diesen Wahnsinn hinter uns gebracht hätten. Und … und ich hätte Corundur aufgegeben, wenn du es verlangt hättest.«
»Es ist zu spät«, wisperte sie. »Wir werden schweigen, wir werden kämpfen und überleben, weil wir beide für Darren da sein müssen, und ich werde mich niemals zwischen dich und deinen Enkel stellen. Aber … wage es nie wieder, mich zu berühren, Earl Hag.«
Schmerz zuckte kurzzeitig auch in seinem Gesicht auf. Doch seine Stimme klang nun völlig emotionslos.
»Selbstverständlich nicht, das würde mir nicht mehr einfallen.«
Schweigend standen sie auf und machten sich fertig, voneinander abgewandt.
Alle waren schon da, als Shanija im Saal eintraf. Mun war ebenfalls anwesend, er sah müde, aber zufrieden aus.
»Der Wurm lebt!«, verkündete er, während Shanija Platz nahm und von einem Schüler einen gefüllten Teller sowie Tee erhielt. »Bald wird er zu Bewusstsein kommen, wir haben es fast geschafft.« Liebevoll ergriff er Seiyas Hand. »Das haben wir dir zu verdanken.«
»Schon gut«, wehrte die junge Frau verlegen ab.
As’mala hatte ihre Tochter auf dem Schoß und trank mit ihr abwechselnd Tee. »Earl hat sich nur kurz blicken lassen und ist gleich mit Drego verschwunden. Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, ob ich ihn mag oder nicht. Irgendwie ist er …«
»Zwiespältig?«, sagte Shanija trocken und nickte. »Das trifft es ziemlich genau.«
»Ich finde es toll, wie Großvater sich um alles kümmert«, bemerkte Darren. »Das hat er doch eigentlich gar nicht nötig, ich meine, alles selbst zu tun.«
Shanija überhörte das und sah Mun an. »Wann kann ich Eins verhören?«
»Etwa gegen Mittag. Ich gebe dir noch einmal Bescheid. Wir werden Luur wieder in die Halle schaffen, von dort aus haben wir die besten Möglichkeiten, einzugreifen.«
»Dann werden wir uns dort nachher treffen«, schlug As’mala vor und stand auf. »Los, ihr Rangen, wir können noch ein bisschen herumtoben, bevor ihr wieder mucksmäuschenstill aufs Zimmer müsst!« Lärmend stürmten die Kinder voran.
Mun und Seiya entschuldigten sich, der Archivvorsteher wollte die wenigen Stunden bis Mittag für einen kurzen Schlaf nutzen.
Shanija bemerkte jetzt erst Pong und Ping, die erstaunlich still am Rand des Tisches saßen. »Alles in Ordnung bei euch?«
»Klar«, versicherten beide.
»Vermisst du mich?«, fügte Pong hinzu.
»Merkwürdigerweise nicht«, antwortete sie. »Seit wir so lange getrennt waren, hat sich irgendwas verändert.«
Farbige Wellen überliefen den kleinen Drachenkörper. Er war erleichtert, und das freute Shanija. Die Urmutter hatte nicht
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