SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
flüsterte Shanija. »Die Quinternen haben sie mir damals aus dem Bauch gestohlen und bei sich aufgezogen. Bis zu meiner Gefangenschaft und ersten Begegnung in ELIUM habe ich nicht gewusst, dass sie lebt. Aber die Hoffnung darauf nie aufgegeben.«
»Warum hast du mir nie von ihr erzählt?«
»Es tat zu sehr weh, Darren. Ihr Vater ist … war Con Gifford. «
»Der Mann aus deiner Einheit, den W ILD R AMS , der dir damals zur Flucht verholfen hat, und den du hier als Quinternen wiedergesehen hast?«
Sie nickte. »Sie heißt übrigens Raja … Raja Ran. Nach meiner Mutter.«
»Raja …«, sagte Darren träumerisch. »Klingt gut.« Er sah seine Mutter fast streng an. »Die haben meine Schwester in ihrer Gewalt«, fuhr er fort.
»Ja.«
»Und wir holen sie da raus.«
Shanija holte tief Atem, sah ihrem Sohn in die Augen, und jetzt klang ihre Stimme fest und klar. »Oh ja.«
»Also, worauf warten wir dann noch?«
Eine Weile sahen sie sich schweigend an. Shanija war zutiefst erschüttert. Dass dieses erstaunliche Kind, dieser Kindmann,
ihr
Sohn war, konnte sie kaum glauben. Sie schloss ihn in die Arme und drückte ihn fest an sich. Er war das größte Geschenk. Ausgerechnet in diesem Moment schenkte er ihr Kraft.
Damit es ihm nicht peinlich wurde, seine Mutter derart rührselig zu erleben, ließ sie ihn schnell wieder los und setzte ihre militärisch-sachliche Miene auf.
»Darren, du kannst aber nicht mit, ich wollte …«, setzte sie an, doch er ließ sie gar nicht weiterreden.
»Du weißt genauso wie ich, dass es nicht anders geht, Mama.« So hatte er sie schon lange nicht mehr angesprochen. Meistens Mutter, manchmal Ma, wenn er sich über sie lustig machte, aber auch Shanija. »Ich bin der Einzige, der an meine Schwester herankommt. Ich kann sie bestimmt spüren, wenn ich näher an ihr dran bin, die können sie nicht auf immer von mir trennen. Wenn ich dort bin, so nah wie möglich, kann ich sie bestimmt in diesem riesigen Schiff finden, ohne reingehen zu müssen. Sie rauszuhauen, überlasse ich natürlich dir.« Er nickte bekräftigend, und Shanija war erneut gerührt.
Vernunft
.
Logik
. Wie oft hatte sie ihn dazu ermahnt. »Und dann ist da noch meine Gabe«, fuhr er fort. »Die muss schließlich für irgendwas gut sein.«
»Du hast sie ja bereits eingesetzt«, erinnerte sie ihn.
»Aber jetzt geht es um alles. Ich weiß, du hast Angst um mich und willst mich aus allem raushalten. Aber glaubst du, mir geht es anders? Denkst du, ich hab weniger Angst um dich, nur weil du erwachsen bist?«
»Nein«, musste sie zugeben.
»Nimm mich mit, Mama«, wiederholte er eindringlich. »Ich verspreche dir, ich werde all deine Befehle befolgen, genau wie ein Soldat. Ich werde dir nicht im Weg sein, und du brauchst auch nicht extra auf mich aufzupassen. Aber ich will dabei sein. Ich will mit dir zusammen meine Schwester befreien. Eine Familie macht das so, nicht wahr?«
Shanija nickte langsam.
Familie
. Wie schön das klang.
»Earl ist auch dabei, oder?«
Ein kurzer Stich. »Ich denke schon.«
»Gut«, sagte Darren erleichtert. »Er wird auf dich aufpassen.«
»Nicht ich auf ihn?«, erwiderte sie lächelnd.
»Du bist natürlich besser als er, viel besser. Aber er hat dich aus ELIUM rausgeholt. Ich vertraue ihm.«
Das war ein gutes Stichwort. »Dann kann ich ihm auch vertrauen, wenn du das tust. Und magst du ihn?«
Er hob die Schultern. »Glaub schon. Ich kenne ihn noch nicht besonders gut. Aber …«
»Ja?«
»Ich mag es, wie er dich ansieht. Und du bist in seiner Nähe viel … gelöster. Nicht mehr so einsam und traurig.«
»Wirklich?«
»Ach, Ma, jetzt tu nicht so erstaunt. Im Schwindeln warst du noch nie gut.
Jeder
weiß doch, dass ihr beiden verrückt aufeinander seid! As’mala und Seiya haben getuschelt und gekichert und gedacht, ich kapiere nicht, worum es geht. Aber ich hab’s damals in Burundun schon gemerkt.« Darren stand auf. »Ich finde es jedenfalls prima, falls du das wissen willst«, schloss er. »Ihr beide passt gut zusammen.«
Nicht mehr
, dachte sie.
Das ist vorbei
. Aber davon durfte sie sich jetzt nicht beeinflussen lassen. Sie war tief verletzt, doch unerträglich war Earl ihr deswegen nicht geworden, sie wollte nur keine derartige Nähe mehr zulassen. Und er würde sich daran halten. Earl war genauso Profi wie sie. Er würde mit vollem Einsatz dabei sein und ihr helfen, Raja zu befreien. Und die verdammte Fünferbande ins All zu blasen.
Misstrauisch musterte er sie. »Verheimlichst du
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